Früher fuhr er gegen Jan Ullrich – jetzt führt er Deutschlands erfolgreichsten Radrennstall

Florian Rinke15.5.2024

Im OMR Podcast spricht Bora-Hansgrohe-Teamchef Ralph Denk über seine Karriere und den Einstieg von Red Bull

Radsport-Manager Ralph Denk zu Besuch bei OMR
Radsport-Manager Ralph Denk (rechts) zu Besuch bei OMR. Gemeinsam mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer nahm er einen OMR Podcast auf. Foto: OMR
Inhalt
  1. Bora und Hansgrohe als Retter in der Not
  2. Red Bull übernimmt die Mehrheit
  3. Die Themen des OMR Podcasts mit Ralph Denk im Überblick:

Sein erstes Rad-Team hat Ralph Denk ins Leben gerufen, um Werbung für sein Fahrradgeschäft zu machen. Dass daraus mal eines der weltweit erfolgreichsten Radsport-Franchises werden würde, konnte er da noch nicht ahnen. Wobei: Mittelmaß hat ihn schon damals nicht interessiert. Inzwischen fährt der Teamchef mit seinem Rennstall Bora Hansgrohe um die großen Titel mit – und träumt vom Sieg bei der Tour de France. Dafür hat er sich nun sogar mit dem wohl bekanntesten Sport-Sponsor der Welt verbündet.

Ralph Denk hat ein Buch geschrieben, dessen Titel seine Ambitionen eigentlich ziemlich gut auf den Punkt bringt. Es heißt "Nur alles zählt" und damit ist schon klar, dass es Denk nicht reicht, sein Radsport-Team innerhalb kürzester Zeit aus dem Amateurbereich in die oberste Rennsportklasse geführt zu haben. Bora-Hansgrohe fährt inzwischen bei der Tour de France mit, beim Giro D'Italia oder beim wohl traditionsreichsten Eintagesrennen der Welt, Paris-Roubaix. Ihm ist damit ein Aufstieg gelungen, dessen Entwicklungsgeschwindigkeit in etwa mit der Anfangszeit der TSG 1899 Hoffenheim im Fußball vergleichbar ist. Nur: Bei Hoffenheim waren sie irgendwann zufrieden, als sie in der Bundesliga angekommen waren. Ralph Denk hingegen will mehr.

Der 50-Jährige hatte früher selbst Ambitionen als Sportler, träumte als Jugendlicher von einer Teilnahme an der Tour de France, dem wichtigsten Radrennen der Welt. "Aber mir wurden sehr schnell die Grenzen aufgezeigt", sagt er im OMR Podcast. Denk ist so alt wie Jan Ullrich, Deutschlands berühmtester Radfahrer. Im Jugendbereich fahren sie gegeneinander – und Ullrich ihm immer wieder davon. "Er war besser im Sprint, am Berg, im Zeitfahren", sagt Ralph Denk. Statt der Sportler-Karriere folgt bei ihm eine Ausbildung als Kunststoffformgeber, doch der Radsport bleibt seine Leidenschaft. Er eröffnet erst ein Fahrradgeschäft und gründet dann im Jahr 2000 ein Radsportteam, um Werbung für seinen Laden zu machen. "Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass es mir deutlich mehr Spaß macht, Sponsoren für die Radmannschaft zu finden und das Team zu managen, als Fahrräder zu verkaufen."

Bora und Hansgrohe als Retter in der Not

Denk verkauft sein Geschäft und fokussiert sich auf den Radsport. Doch er braucht Sponsoren. Ohne die geht es im Radsport nicht. Bei den großen Rennen gibt es zwar tausende Zuschauer am Wegesrand – aber anders als bei Fußball und Co. zahlen die kein Geld für den Eintritt in ein Stadion. Und auch die Fernsehgelder landen am Ende nicht bei den Mannschaften. Den Etat für ein Profiteam, im Schnitt mindestens 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr, müssen Manager wie Ralph Denk durch Sponsoring-Einnahmen refinanzieren.

Das Problem ist nur: Sponsoren, speziell in Deutschland, haben damals wenig Interesse am Radsport. Denn die großen Zeiten von Team Telekom und Co. waren zwar glanzvoll, was die Siege bei der Tour de France angeht, doch am Ende von systematischem Doping der Sportler – inklusive Volksheld Jan Ullrich – überschattet. "Ich bin oft mit großer Euphorie und mit großem Schwung in die Gespräche mit Unternehmen rein", erinnert sich Ralph Denk an die damalige Situation: "Aber genau mit der gleichen Geschwindigkeit bin ich hinten wieder rausgeflogen, weil einfach die Erde verbrannt war, weil keiner an den Radsport geglaubt hat."

Red Bull übernimmt die Mehrheit

Ein US-Softwareanbieter ist sein erster großer Partner. Doch irgendwann will der sich lieber auf den Motorsport konzentrieren. Dort werden mehr Daten generiert – das passt offenbar besser. Ralph Denk erfährt davon kurz vor der Tour de France. Ausgerechnet vor dem wichtigsten Ereignis im Rennsportkalender muss er eine Anschlusslösung suchen. Zwei deutsche Mittelständler retten das Team: Der Küchengeräte-Hersteller Bora und das Sanitär-Unternehmen Hansgrohe. Unter dem Namen Bora-Hansgrohe fährt Denks Team fortan bei den großen Rennen mit, wird zu Deutschlands erfolgreichstem Radsportteam und einem der besten weltweit.

Doch sein bislang größter Coup gelingt Denk im Januar 2024. Denn da wird bekannt, dass sich der Brause-Hersteller Red Bull die Mehrheit am Team gesichert hat. Die Österreicher, der wohl aktivste Sport-Sponsor der Welt, werden damit in Zukunft nicht nur im Fußball, Formel 1, Eishockey und zahlreichen Extremsportarten aktiv sein. Sondern eben auch im Radsport. Schon bei der Tour de France in diesem Jahr könnte die Partnerschaft im Namen und auf dem Trikot sichtbar werden.

Im OMR Podcast verrät Ralph Denk, wie er Red Bull von einem Einstieg überzeugt hat, warum er sich gegen ein Angebot aus dem arabischen Raum entschieden hat und wieso sein Team ein Jahr lang von einem Netflix-Filmteam begleitet wurde, bei der Ausstrahlung der anschließenden Sendung aber ziemlich enttäuscht war.

Die Themen des OMR Podcasts mit Ralph Denk im Überblick:

  • (00:00:00) Intro
  • (00:02:50) Rennen gegen Jan Ullrich und der Aufbau des eigenen Fahrradgeschäfts
  • (00:06:55) Aufstieg aus dem Amateurbereich in die erste Liga des Radsports
  • (00:14:00) Viele Fans, kaum Einnahmen: Das Business Model Radsport
  • (00:27:00) Ein handschriftlicher Brief an Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz
  • (00:40:00) Radfahrer-Scouting in der Hochebene von Kenia?
  • (00:49:20) Die Bedeutung der Tour de France
  • (00:58:30) Die dunkle Doping-Vergangenheit des Radsports
  • (01:05:10) Was Radprofis verdienen und welche Rolle Social Media spielt

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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