"Apple Intelligence" und die neue Partnerschaft mit OpenAI: Der "iPhone-Moment" für KI?

Bei der WWDC hat Apple angekündigt, generative KI in alle Betriebssysteme zu integrieren

Apples Software-Chef Craig Federighi stellt bei der WWDC 2024 "Apple Intelligence" als "KI für den Rest von uns" vor
Inhalt
  1. Was hat Appple vorgestellt?
  2. Und was ist mit Siri? 
  3. Und woher kommt die "Intelligenz"? 
  4. The bigger picture 

Erst nach einer Stunde fiel bei der Eröffnungs-Keynote von Apples Entwicklerkonferenz WWDC erstmals der Begriff "Artificial Intelligence" – und dann auch gleich das letzte Mal. Denn Software-Chef Craig Federighi brandete die Abkürzung AI stante pede in "Apple Intelligence" um. So nennt Apple die Einbettung von KI in die eigenen Betriebssysteme, die dann aber auch gleich 40 Minuten Thema der Keynote war. OMR zeigt, was vorgestellt wurde und versucht sich an einer Einordnung.

Was hat Appple vorgestellt?

Apple will diverse KI-Features in allen seiner Betriebssysteme und damit an diversen Stellen seiner Produkte einbinden. Hier die wichtigsten Infos:

  • Der größte Unterschied ChatGPT & Co.: Zum einen soll "Apple Intelligence" mit Hilfe eines "semantischen Indexes" die persönlichen Informationen der Nutzer*innen auf dem jeweiligen Gerät (aus verschiedenen Apps, wie Mail oder iMessage) mit einbeziehen, so dass "AI" beispielsweise Anfragen beantworten können soll wie "Welche Podcast-Folge hat mir Person XY neulich geschickt" oder "Wann muss ich losfahren, um meine Mutter rechtzeitig vom Flughafen abholen zu können?".
  • Zum anderen verspricht Apple "einen neuen Standard in Sachen Datenschutz und KI" – u.a. dadurch, dass ein Großteil der Anfragen direkt auf den Geräten beantwortet und nicht "in die Cloud geschickt" wird.
  • Außerdem kann "AI" natürlich auch Texte, Bilder und neue Emojis ("Genmojis") generieren und Fotos bearbeiten.
  • "Apple Intelligence" soll ab Herbst als Beta-Version erstmal nur auf Englisch verfügbar sein, und das auch nur bei der neuesten Generation der Apple-Produkte, wie dem iPhone 15 Pro.

Und was ist mit Siri? 

Siri soll durch "Apple Intelligence" nicht abgelöst, sondern in "eine neue Ära überführt werden". Die einstige Sprach-Assistentin soll deutlich intelligenter werden und auch besser den jeweiligen persönlichen Kontext verstehen. Neu ist in jedem Fall, dass Siri nun nicht mehr nur per Sprach-, sondern auch per Texteingabe genutzt werden kann.

Und woher kommt die "Intelligenz"? 

Apple hat offenbar ein eigenes Sprachmodell entwickelt, um die Anfragen direkt auf dem jeweiligen Gerät beantworten zu können, wie der Konzern dann in der zweiten ("State of the Union"-) Keynote erklärte. Bei etwas komplexeren Anfragen kann dann (wenn die Nutzer*innen einwilligen) ChatGPT ins Spiel kommen: Siri schlägt beispielsweise selbst vor, ChatGPT zu fragen, wenn ein*e Nutzer*in auf Basis einer Liste vorhandener Zutaten nach Rezeptvorschlägen fragt. Für die Integration von ChatGPT in "Apple Intelligence" sind Apple und OpenAI eine Partnerschaft eingegangen. Finanzielle Details dieses Deals sind bislang nicht offengelegt worden. Gegenüber Journalist*innen soll Craig Federighi bei der WWDC auch die Integration von Googles neuestem KI-Modell Gemini angekündigt haben.

The bigger picture 

Nachdem andere Tech-Firmen wie Microsoft und Nvidia in den vergangenen zwei Jahren enormen vom KI-Hype profitieren und ihre Bewertungen in die Höhe schrauben konnten, war Apple nun unter Zugzwang, hier eigenen Fußabdruck zu setzen. Wird dies dem Konzern aus Cupertino mit "Apple Intelligence" erfolgreich gelingen? Drei Beobachtungen dazu:

  1. Kurzfristig dürfte Apple mit "Apple Intelligence" erst einmal versuchen, nicht mehr komplett "hinterherhinkend" zu wirken und gleichzeitig auch Einfalltore für potenzielle neue Gatekeeper-Konkurrenten zu schließen. Die Zeit wird zeigen, für wen die Partnerschaft zwischen OpenAI und Apple nützlicher ist: Für Apple, weil eine potenzielle Bedrohung durch OpenAI so besser kontrollierbar ist, oder für OpenAI, weil durch den Deal eine riesige neue Nutzerschaft erschlossen werden kann.
  2. Mittel- bis langfristig bietet "Apple Intelligence" – sollte es sich auf Nutzer*innenseite durchsetzen – das Potenzial, das Apple ein weitere Ebene über allen Apps etabliert, damit gleichzeitig, als zentrale Steuermöglichkeit, noch tiefer in die Apps und deren Wertschöpfung eingreift.
  3. Der Kapitalmarkt hat erst einmal wenig begeistert auf "Apple Intelligence" reagiert; Apples Aktienkurs hat nach der Keynote sogar leicht nachgegeben. Offenbar hat die Börse Stand zunächst nicht geglaubt, dass die neuen Features dabei helfen werden, wieder mehr iPhones zu verkaufen.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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