Tiktok ist mit rund 1,6 Milliarden Nutzenden die Plattform der Stunde. Und wo Reichweite ist, da sind auch Creator nicht weit, die versuchen, mit kreativen und manchmal auch fragwürdigen Methoden abzukassieren. Wir stellen ein paar der absurdesten Methoden vor und erklären, was dahinter steckt.
1. Die Tiktok-Clipper
Man gehe auf Youtube und nehme ein erfolgreiches Video, etwa einer berühmten Internet-Persönlichkeit wie Montana Black oder Gronkh. Dazu noch ein Let’s Play-Video, also eine Bildschirmaufnahme eines beliebten Spiels wie Grand Theft Auto 5, Fortnite oder Fifa. Beide Clips fügt man zu einem Video zusammen, eines oben im Bild, eines unten im Bild, dazu noch ein leuchtender Untertitel und fertig ist ein viraler Hit.
Mit solchen zusammengebastelten Clips aus dem Content anderer erzielen einige Accounts Millionen-Reichweiten auf Tiktok. Dahinter stecken sogenannte “Tiktok-Clipper”. Sie präsentieren sich selbst auf der Plattform oft als tüchtige Geschäftsleute und versprechen mit ihren Online-Kursen schnelles Geld und passives Einkommen für jeden. Das Problem: Ihre Clips sind oft illegal, weil die meisten nicht die Rechte haben, diese Streams zu veröffentlichen. Nicht zum Nachahmen empfohlen.
2. NPC-Character
Apropos GTA: Die Figuren aus Computerspielen haben eine recht eigentümliche Art sich zu bewegen und zu sprechen. Langsame Armbewegungen, ein starrer Blick, dieselben Sätze, die sie ständig wiederholen. Auf Tiktok ist genau daraus eine eigene Nische entstanden, die sich NPC nennt (zu deutsch: Non-Player-Character). Echte Menschen bewegen sich für ihre Videos wie Figuren in Computerspielen – und generieren damit Millionenreichweiten. Beispielsweise die beiden Creator Nicki und Loczek, zwei polnische Tänzer*innen. Das Video, in dem sie wie Computerspielfiguren in einem Supermarkt umherwandeln hat bereits die 100-Millionen-Views-Marke geknackt:
3. Livestreams
Wer auf Tiktok eine eigene Community hat, kann sich von dieser indirekt bezahlen lassen, und zwar mithilfe von Geschenken. Das geht so: Nutzende kaufen auf Tiktok Münzen, für die sie dann Geschenke kaufen, die sie wiederum den Creatorn schenken können. Die teuersten Geschenke haben einen Wert von bis zu 500 Euro. Die Funktion geht allerdings nur in Livestreams.
Um die eigene Community zur Spende zu bewegen, denken sich manche Creator die absurdesten Dinge aus: Sie singen, sie streiten, sie spielen um die Wette, wer mehr Spenden erhält. Manche tun so, als würden sie sich die Haare abrasieren oder eine prallgefüllte Luftmatratze mit einer Schere platzen lassen (was dann nie passiert). Bekommen Creator tatsächlich teure Geschenke ihrer Fans, reagieren sie oft erstaunt: Sie schlagen die Hände über dem Kopf, rennen aus der Wohnung, starren sprachlos in die Kamera. Das filmen sie mit – und haben schon Stoff für das nächste virale Video.
4. KI-Content
Der Aufsteig von KI bringt natürlich auch Creatorn ganze neue Möglichkeiten, auf Tiktok Geld zu verdienen. Und die eifrigen KI-Accounts sprießen nur so aus dem Boden. Da gibt es zum Beispiel die Videos, in denen künstlich generierte Menschen in philosophischer Manier über Familie und Liebe sprechen. Allein das Video, in dem ein KI-generierter Großvater über Geld spricht, kommt auf über 30 Millionen Aufrufe. Andere, wie etwa der Account Murmelhase, generiert Klicks, in dem er Angela Merkel, Olaf Scholz oder Thaddäus Tentakel HipHop-Lieder rappen lässt – bebildert mit einem kleinen Murmelspiel.
Nicht alle Methoden bewähren sich langfristig. Und manche, wie etwa die aus Fremdcontent gebauten Tiktok-Clips, werden von Tiktok auch häufig gesperrt. Und dennoch, um am Creator-Programm von Tiktok teilzunehmen, reichen die Views vieler Accounts aus. Pro 1.000 Views zahlt Tiktok zwischen zwei und vier Cent. Allein das KI-generierte Video des Großväterchens, das über den weisen Umgang mit Geld spricht, dürfte dem Creator mindestens 700 Dollar generiert haben.