Zehn Dinge aus zehn Jahren "Die Höhle der Löwen", die Du noch nicht wusstest
In der zweiten Staffel von "OMR Rabbit Hole" erzählen wir die Geschichte von Deutschlands erfolgreichster Gründer-Show – und ihre Schattenseiten
- 1. Zum Auftakt 1,77 Millionen Zuschauer*innen
- 2. Fast fünf Jahre vor verschlossenen Türen
- 3. Johannes B. Kerner als Moderator
- 4. Geldbündel sind ein No-Go
- 5. Brautmode statt Handyhüllen
- 6. Ein Venture-Capital-Investor als Ideen-Prüfer
- 7. Ruhe bitte – Löwe schläft!
- 8. Suppen aus dem Tiefkühlfach
- 9. Der öffentlich-rechtliche DHDL-Klon
- 10. Der Mann der 1.000 Anzüge – und Sohlen
Eine Wirtschaftssendung zur besten Sendezeit? Lange gab es auf diese Frage in der Fernsehwelt nur eine Antwort: Bloß nicht. Dann kam “Die Höhle der Löwen” – und hat alles verändert. Vor zehn Jahren, am 19. August 2014, startet “Die Höhle der Löwen” im Fernsehen. Ein Format, an das hierzulande lange niemand geglaubt hat, wird zu Deutschlands erfolgreichster Gründershow, sorgt für Traumquoten und einen Hype um die Produkte.
“Scheitern als Show” betitelt der Spiegel zum Start einen Text über “Die Höhle der Löwen”. Die Show produziere Verlierer in Serie, schreibt der Autor. Aber das stimmt nicht: Mit DHDL wird ein Stück deutsche Fernseh-Geschichte geschrieben. Die Sendung wird zum Geldregen für Gründer*innen, Löwen und den Sender Vox. Und jede Woche aufs Neue liefert das Format durch starke Quoten den Beweis: Wirtschaft kann ein breites Fernsehpublikum begeistern – wenn man es richtig macht.
Löwen wie Frank Thelen, Ralf Dümmel oder Judith Williams macht die Show zu Fernsehstars. Startups wie Ankerkraut, Yfood oder Waterdrop werden nach ihren Pitches in der Sendung zu Multi-Millionen-Unternehmen. Aber die Show hat noch mehr bewegt. Als sie 2014 startet, rückt sie das Thema Gründungen und Startups quasi über Nacht ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Sie macht Wirtschaft für ein Millionenpublikum greifbar, weckt Gründungsgeist, stellt Märkte im Einzelhandel und E-Commerce auf den Kopf.
Im Podcast "OMR Rabbit Hole: Die Höhle der Löwen" erzählen wir die Geschichte der Sendung. Und zur Einstimmung verraten wir euch zehn teils kuriose Fakten aus zehn Jahren "Die Höhle der Löwen", dir ihr bestimmt noch nicht kanntet.
1. Zum Auftakt 1,77 Millionen Zuschauer*innen
Am 19. August 2014 läuft um 20:15 Uhr die erste Folge von “Die Höhle der Löwen” bei Vox. Das Format ist ein Experiment: Interessieren sich die Zuschauer*innen für ein Wirtschaftsformat zur Prime Time? Der Start ist vielversprechend: 1,77 Millionen Menschen schalten zum Auftakt ein, der Marktanteil liegt bei 9,5 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
Hier geht es direkt zum Podcast "OMR Rabbit Hole: Die Höhle der Löwen".
2. Fast fünf Jahre vor verschlossenen Türen
Während das Format im Ausland erfolgreich im Fernsehen läuft, gibt es in Deutschland jahrelang große Bedenken, ein Unterhaltungsformat im Wirtschaftskontext fürs Fernsehen zu produzieren. Sony-Geschäftsführerin Astrid Quentell läuft mit ihrem Sendungs-Pitch fast fünf Jahre lang von Sender zu Sender – und alle lehnen ab. Erst als bei Vox mit dem aus Spanien gekommenen Bernd Reichart ein neuer Senderchef übernimmt, ändert sich das. Reichart ist damals bereit, etwas zu riskieren: “Ich habe damals gesagt: Wir können aggressiv entwickeln und auch Fehler machen. Das steht uns noch zu.”
3. Johannes B. Kerner als Moderator
Anders als im US-Format “Shark Tank” gibt es in der deutschen Version einen Moderator, der durch die Sendung führt und die Startups vor und nach dem Pitch in Empfang nimmt. Im Gespräch für diese Rolle war ursprünglich Johannes B. Kerner. Das verrät der damalige Vox-Chef Bernd Reichart im Podcast “OMR Rabbit Hole: Die Höhle der Löwen”: “Der allererste Gedanke war Johannes B. Kerner. Wir haben sogar Gespräche geführt.” Am Ende kam man doch nicht zusammen – und entschied sich für Amiaz Haptu, der das Format seit der ersten Staffel im Jahr 2014 als Gesicht mit geprägt hat.
4. Geldbündel sind ein No-Go
In anderen Ländern wie Großbritannien oder Kanada, in denen das Lizenzformat produziert wird, liegen im Studio vor den TV-Investor*innen dicke Geldbündel, die ihren Reichtum unterstreichen sollen. Für die deutschen Produzent*innen und Sender Vox kam das aber nicht infrage. Sie sind überzeugt: In Deutschland muss man subtiler mit dem Thema Geld umgehen. “Die Summe wird genannt, aber man will das Geld nicht sehen”, sagt Ex-Vox-Chefredakteur Kai Sturm im Podcast.
Ex-Vox-Chefredakteur Kai Sturm im Interview für den Rabbit-Hole-Podcast. Foto: OMR
5. Brautmode statt Handyhüllen
Das erste Startup in der Löwen-Höhle war während der Dreharbeiten für die erste Staffel “La Mode Abyssale”. Gründerin Helen Bender aus Mainz stellt Brautmode für lesbische Paare her und sucht in der Sendung für 20 Prozent am Unternehmen 50.000 Euro. Sie erzählt im Podcast, dass ihr Pitch schon nach rund 20 Minuten vorbei war, weil kein Löwe investieren wollte. Sie musste dann aber noch einmal zurück in die Löwen-Höhle: “Es kam jemand aus der Redaktion und hat gesagt: Wir brauchen mehr Bilder, ihr müsst mit der Argumentation ein bisschen mehr in die Tiefe gehen.” Helen Bender ist damit nicht nur die erste Gründerin, die jemals vor den Löwen aufgetreten ist – sondern auch die Erste, die gleich zweimal in die Löwen-Höhle musste.
6. Ein Venture-Capital-Investor als Ideen-Prüfer
Weil die Qualität der Startups in der ersten Staffel aus Sicht der Löwen nicht zufriedenstellend war, schlug Tech-Investor Frank Thelen der damaligen Produktionsfirma Sony Pictures vor, sich professionelle Unterstützung zu holen: Seitdem prüft Venture-Capital-Investor Jan Sessenhausen jede Staffel vor den Dreharbeiten etwa 250 bis 300 Startups und schreibt eine kurze Einschätzung zu den Firmen und Produkten. “Andere gucken abends Fernsehen, ich gucke mir kurze Vorstellungsvideos von Startups an”, sagt Jan Sessenhausen im Rabbit-Hole-Podcast.
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7. Ruhe bitte – Löwe schläft!
An der Garderobe von TV-Investor Jochen Schweizer, Gründer des gleichnamigen Erlebnisgutschein-Portals, hing im Studio ein Schild mit der Aufschrift “Ruhe bitte – Löwe schläft!” und dem Bild eines schlafenden Löwen. Denn Jochen Schweizer hat die Drehpausen am Set von “Die Höhle der Löwen” für Meditation genutzt. Damit er in dieser Zeit möglichst wenig gestört wurde, klebte der Zettel von außen an seiner Tür.
OMR-Redakteure Florian Rinke und Tanja Karrasch im Gespräch mit Jochen Schweizer. Foto: OMR
8. Suppen aus dem Tiefkühlfach
Das Suppen-Startup Little Lunch galt zeitweise als das erfolgreichste DHDL-Startup. Mit ihrer Idee, Suppen aus dem Glas zu verkaufen, konnten die Gründer Denis und Daniel Gibisch unter anderem die Löwen Frank Thelen und Judith Williams überzeugen. Was die beiden Gründer in der Sendung nicht verrieten: Weil die Suppen-Produktion missglückte, ließen sich die beiden Little-Lunch-Gründer für die Sendung von einem Koch andere Suppen zubereiten und servierten den Löwen einfach diese: “Wir haben vor DHDL einen bekannten Koch gefragt, ob er uns leckere Suppen kochen kann. Wir haben die eingefroren, sind damit zu den Löwen und haben gesagt: Das sind unsere Suppen”, verrät Daniel Gibisch im Rabbit-Hole-Podcast. Man habe zeigen wollen, wie die Suppen mal werden könnten.
9. Der öffentlich-rechtliche DHDL-Klon
Die Produktionsfirma Sony Pictures hat das “Höhle der Löwen”-Format auch dem ZDF angeboten. Der Sender war zeitweise zwar interessiert, Vox setzte sich jedoch durch. Mit “Kampf der Startups” startete das ZDF 2015 ein eigenes Format, nachdem Vox mit DHDL starke Quoten erzielte. Die ZDF-Gründershow blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück und wurde nach wenigen Folgen wieder eingestellt.
10. Der Mann der 1.000 Anzüge – und Sohlen
Ralf Dümmel ist in der Sendung schnell zu einem Zuschauer-Liebling aufgestiegen – und zählt auch optisch aufgrund seiner zahlreichen Anzüge zu den auffälligsten Löwen. Dabei passen nicht nur Hemd und Einstecktuch farblich perfekt zusammen, sondern auch die Sohlen seiner Schuhe. Wie das geht, hat Ralf Dümmel uns im Interview verraten: “Das Einstecktuch bekommt ein Auto-Folierer und der macht die Schuhe genau in dem Farbton."
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