Budenzauber 2.0: Die neue Fußball-Creator-Liga „Baller League“ soll noch 2023 starten

Exklusiv: Mit dabei sind bekannte Streaming-Größen, ein aktueller BVB-Star und eine deutsche Unternehmergröße

Screenshot aus internem Pitch Deck: Die Baller League kommt nach Deutschland.
Screenshot aus internem Pitch Deck: Die Baller League kommt nach Deutschland.

Formiert sich derzeit das wohl spannendste und innovativste Fußballformat, das der deutsche Markt bis dato gesehen hat? Das deuten zumindest interne Dokumente an, die OMR vorliegen. Demnach soll die sogenannte „Baller League“ noch in diesem Jahr an den Start gehen. Viele Details scheinen zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch offen zu sein, doch es ist von großen Streaming-Stars und Fußballprofis die Rede. OMR stellt die wichtigsten Eckpfeiler des Projekts exklusiv vor.

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Baller League definiert Budenzauber neu

Kennt ihr noch den guten alten „Budenzauber“? Was waren das für Zeiten: Stars zum Anfassen, jede Menge Tore und intensive Duelle von in der Regel nur zwei Mal zwölf Minuten Dauer, dafür mit einem umso höheren Unterhaltungswert. Der Weg zum Fußballglück war während kalter Wintertage für Fans leicht zu finden: Ab auf die Couch, Fernseher an, DSF einschalten – und los geht’s. Ekstase auf Knopfdruck.

Vor einigen Jahren waren diese Fußball-Hallenturniere noch die Regel. Mit Ausnahme einiger regionaler Veranstaltungen und dem einen oder anderen Testspiel ist die mehrwöchige Winterpause der Bundesliga allerdings eine weitestgehend fußballfreie Zeit. Doch das könnte sich noch in diesem Jahr schlagartig ändern. Nach OMR-Informationen bahnt sich nämlich hinter den Kulissen ein komplett neues Format seinen Weg auf die deutsche Fußballlandkarte: die sogenannte „Baller League“. Der Wettbewerb verspricht sogar jede Menge „Budenzauber“, allerdings eher im wörtlichen Sinne – und zwar in einer hierzulande bisher nie dagewesenen Ausprägung.

Indoor-Kleinfeldliga mit „innovativem Regelwerk“

Nach OMR-Recherchen handelt es sich bei der Baller League um eine Indoor-Kleinfeldliga, deren Spiele in den Wintermonaten über mehrere Wochen an einem Standort ausgetragen werden sollen. Zum Einsatz kommen dabei ambitionierte Amateure und Halbprofis. Das sportliche Niveau soll durch ein Draft-System gewährleistet werden, für das sich talentierte Fußballerinnen und Fußballer aus dem gesamten DACH-Raum ab Herbst bewerben können. Der Startschuss der Baller League ist für kurz vor Weihnachten 2023 geplant.

Die Liga will laut der bisher unveröffentlichten Konzeptidee den „Fußball in den Vordergrund“ stellen, den Sport gleichzeitig aber auch mit einem „innovativen Regelwerk“ versehen, um „kontinuierlich einzigartige Spiele mit unvorhersehbaren Verläufen“ zu erzeugen. Was genau das bedeutet, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch vage.

15 namhafte Streaming-Stars haben bereits zugesagt

Es gibt noch einen weiteren Clou: Der wie angedeutet zum Teil unkonventionell gestaltete sportliche Wettbewerb wird um eine mediale Facette erweitert, die die Massen anlocken soll. Internen Dokumenten zufolge werden in der Baller League „die größten und reichweitenstärksten Persönlichkeiten Deutschlands aus Sport, Entertainment und Streaming in einer Fußballliga zusammengebracht“.

Bei der Baller League sollen die Prominenten nicht etwa selbst auf dem Spielfeld mit von der Partie sein, sie werden vielmehr als feste Manager der Teams fungieren. Ihnen zur Seite gestellt werden Trainer*innen mit entsprechender sportlicher Kompetenz.

Um welche Streaming-Größen, Promis und Influencer*innen es sich dabei handelt, ist momentan noch unklar. Geschwärzte Namen deuten darauf hin, dass die Tinte unter den diversen Verträgen noch nicht getrocknet zu sein scheint. Dem Vernehmen nach haben aber bereits „15 namhafte Persönlichkeiten“ ihre mündliche Zusage gegeben. Insgesamt sucht die Baller League jeweils zwei prominente Manager*innen für die insgesamt zwölf Teams.

BVB-Profi Mats Hummels und Medienmanager De Buhr als Co-Founder

Ein anderer prominenter Name steht dagegen bereits fest. Nach OMR-Informationen wird Mats Hummels bei der Baller League dabei sein. Der Fußballprofi von Borussia Dortmund ist demnach sogar Mitgründer und wird den Wettbewerb überdies als Präsident repräsentieren.

Hummels ist Teil eines Gründungstrios, zu dem neben ihm noch zwei Co-CEOs gehören. Einer von ihnen ist Felix Starck, seines Zeichens Co-Founder der Produktionsfirma Koryphäen Film. Starck, der auf Mallorca lebt, gilt als initialer Impulsgeber für die Baller League, heißt es im Umfeld.

Neben Hummels und Starck ist mit Thomas de Buhr zudem ein erfahrener Medien-Manager an Bord. De Buhr bringt die Business-Erfahrung von namhaften beruflichen Stationen in das Konstrukt mit ein. Er war in der Vergangenheit über fünf Jahre als Director bei Google tätig und danach von 2014 bis 2018 Managing Director von Twitter Germany (heute: X). Zuletzt verantwortete de Buhr bis 2022 das Deutschlandgeschäft der Sportstreaming-Plattform Dazn.

Deutsche Unternehmergröße unterstützt Aufbau

Über die Finanzierung der Baller League lässt sich an dieser Stelle nur spekulieren. Informationen über mögliche Investoren des Projekts sind genauso verklausuliert dargestellt wie die Namen von prominenten Persönlichkeiten als Team-Manager*innen.

Es gibt allerdings einen Anhaltspunkt, der darauf hindeuten könnte, dass die Baller League nicht mithilfe von Venture Capital hochgezogen wird. So ist im Umfeld die Rede von einer „deutschen Unternehmergröße“, die den Aufbau der neuen Fußballkleinfeldliga als anonymer Geldgeber unterstützt.

Siebenstellige Sponsoringsummen

Natürliche Einnahmen dürfte die Baller League künftig derweil insbesondere aus einer Sponsoringvermarktung generieren. „Mehrere namhafte Unternehmen sind bereits als Sponsoren mit siebenstelligen Summen committed“, heißt es in einem Pitch Deck, das OMR auszugsweise vorliegt.

Naheliegend als Partner wären die üblichen Verdächtigen, die auch im klassischen Profifußball das Sponsorenfeld dominieren, sprich: Versicherer, Automobilhersteller sowie Getränkemarken. Dabei könnte auch die zentrale Vermarktung beispielsweise eines für alle Teams einheitlichen Trikotsponsors und -ausrüsters sowie die Vergabe eines Namensrechts an der Arena sein.

Kings League geht in Spanien neue Wege

Auch außerhalb Deutschlands sorgen neuartige Fußballformate wie die Baller League für Aufsehen. In Spanien beispielsweise macht seit Anfang dieses Jahres die von Ex-Profi Gerard Piqué gegründete Kings League von sich reden. Das fanzentrierte Konzept der Liga beinhaltet neben digitalen Innovationen wie Schiedsrichter-Body-Cams auch künstliche Show-Elemente wie sogenannte „Action Cards“, die dem Spiel jederzeit eine willkürliche Wende geben können.

An den zwölf Spieltagen ihrer ersten Saison hat die Kings League nach OMR-Recherchen durchschnittlich jeweils rund 12,7 Millionen Live-Views über Tiktok, Youtube und Twitch erzielt. Beim abschließenden Final Four Ende März waren es sogar 25,4 Millionen Live-Streams. Über die gesamte dreimonatige Saison kam die Kings League damit auf 164,8 Millionen Live-Views. Ganz abgesehen von den 92.522 Fans vor Ort im Camp Nou, dem Stadion des amtierenden spanischen Meisters FC Barcelona.

Ähnliches Reichweitepotenzial für Baller League

Die meisten Views der Kings League kommen aus Spanien und anteilig auch aus Südamerika. Wenn man die spanische Population (ca. 48 Millionen) mit der des DACH-Markts vergleicht (ca. 100 Millionen), ist nicht auszuschließen, dass die Baller League im DACH-Markt in Sachen Views in ähnliche Größenordnungen vordringen kann. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie mit in Summe 24 prominenten Team-Manager*innen an den Start gehen wird.

In der Kings League ist pro Team „nur“ ein bekannter Influencer als Präsident an Bord. Dafür sind in dem Wettbewerb von Piqués Kosmos Group zusätzlich internationale Reichweitengaranten wie die Ex-Profis Ronaldinho aus Brasilien und Sergio Agüero aus Argentinien am Werk.

Auch Kings League will internationalisieren

Wie Kings-League-CEO Oriol Querol im März exklusiv gegenüber OMR angekündigte, will der Wettbewerb seinen Ansatz künftig außerhalb Spaniens ausrollen. „2024 wollen wir die Kings League internationalisieren“, sagte er. Ob und wann dabei auch der deutsche Markt eine Rolle spielen wird, ließ Querol offen.

So oder so bleibt die gute Nachricht für deutsche Fußballfans: Es ist davon auszugehen, dass die Winterpause der Bundesliga bald spannender und innovativer denn je sein wird – ohne dem guten alten Budenzauber zu nahe treten zu wollen.

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Henning Eberhardt
Autor*In
Henning Eberhardt

Henning ist bei OMR seit Anfang 2023 für Sport- und Gaming-Inhalte zuständig. Von 2010 bis 2019 pendelte er für den Sportbusiness-Verlag SPONSORs als Redakteur zwischen Fußballstadion und Formel-1-Rennstrecke. Anschließend wechselte der waschechte Insulaner zum Marketing-Medium absatzwirtschaft in die Handelsblatt-Gruppe.

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