Wie Ihr von einem US-Rapper lernen könnt, wie Snapchat-Marketing funktioniert

Martin Gardt6.1.2016
DJ Khaled ist wohl der erfolgreichste Snapchatter der Welt.
Inhalt
  1. DJ Khaled ist der Snapchat-König und liefert eine Anleitung für die Plattform
  2. Authentisch und ziemlich verrückt der Typ
  3. Produktplatzierung an zwei Millionen Fans
  4. Eine Snapchat-API ist offenbar in Arbeit

DJ Khaled ist der Snapchat-König und liefert eine Anleitung für die Plattform

DJ Khaled ist wohl der erfolgreichste Snapchatter der Welt.

DJ Khaled ist wohl der erfolgreichste Snapchatter der Welt.

Mit nach eigenen Angaben 100 Millionen täglich aktiven Nutzern gehört Snapchat zu den großen neuen Ökosystemen. Wir zeigen, mit welchen Tricks sich der US-Rapper DJ Khaled auf der Plattform vermarktet und erklären, warum 2016 das große Snapchat-Jahr werden könnte.

Die App ist vor allem bei Teenagern das Kommunikations-Tool Nummer 1 und wird auch in Deutschland immer beliebter. Im Moment profitieren vor allem Influencer (meist Social-Media- oder andere -Stars) vom Hype. In den USA zeigt jetzt jedoch der Rapper und Produzent DJ Khaled, wie man die Plattform erfolgreich nutzt und wahnsinnige Reichweiten aufbauen kann. Pro Snap (Beitrag auf Snapchat) erreicht er durchschnittlich zwei Millionen Fans und ist damit einer der größten Snapchat-Stars der Welt.

Screenshot der Abrufzahlen von DJ Kahleds Snaps

Screenshot der Abrufzahlen von DJ Kahleds Snaps

DJ Khaled ist zwar schon seit über zehn Jahren in der Rapszene der USA bekannt, hat mit seinen Alben Chart-Erfolge gefeiert (sein Album „Kiss the Ring“ lag auf Platz 4 der US-Charts) und war 2012 für einen Grammy nominiert. Oft arbeitet er mit Künstlern wie Lil Wayne und Rick Ross zusammen. Auf Snapchat genießt er jetzt aber eine ganz neue Prominenz. Die meisten seiner Snapchat-Follower dürften ihn wegen seiner kultigen Beiträge auf der Plattform kennen (sein Snapchat-Name ist @djkhaled305). Denn da ist er noch größer als in der Musikbranche. Wie hat er es geschafft so schnell so viel Reichweite aufzubauen? Seit drei Monaten postet der Rapper den ganzen Tag lang Snaps für seine Fans und erreicht innerhalb von fünf Minuten 500.000 Follower. „Ich bekomme auf jeden Fall mehr Fans, aber das ist der Schlüssel zum Erfolg… gewinne mehr Liebe. Wenn sie meine Musik noch nie gehört haben, hören sie sie jetzt“, sagt DJ Khaled zu Techcrunch

Authentisch und ziemlich verrückt der Typ

Erst seit etwa drei Monaten ist DJ Khaled bei Snapchat und jetzt der große Star. Seinen Durchbruch hatte er auf einer Jet-Ski-Tour in der Nähe von Miami, bei der er sich verirrte und live aus der Dunkelheit Videos auf die Plattform schickte. Über den ungewollten Ausritt wurde in unglaublich vielen US-Medien berichtet – vor allem wegen seines Live-Berichts auf Snapchat. Sein Missgeschick nutzte er, um immer wieder zu betonen: „The key is to make it“. Diese Überhöhung des Zwischenfalls zu einem Weg zum Erfolg kam gut an bei den Fans, die per Snapchat hautnah dabei waren: „Sie sind auf einer Reise mit mir. Und es kommt immer darauf an, auf welchem Weg ich sie mitnehme. Als ich auf dem Jet-Ski saß, habe ich das dokumentiert, weil ich wahnsinnig Angst hatte“, sagt Khaled zu Techinsider. Die Kombination aus Authentizität, Lebensweisheiten und witzigen Zitaten macht den großen Erfolg aus: „Jetzt rufen mich Universitäten an und wollen, dass ich in Schulen spreche, um die Kinder zu inspirieren.“ Seine Follower sind so begeistert von seinen Statements, dass sie die besten sammeln und bei Youtube oder Twitter hochladen. Seine gesammelten Snaps zum Jet-Ski-Vorfall kommen bei Youtube auf 1,4 Millionen Views. Natürlich gibt es Parodie-Accounts und sogar eine Seite, die nur Khaleds Sprüche anzeigt (absolute Klickempfehlung).

Wer seit dem Jet-Ski-Vorfall DJ Khaled auf Snapchat folgt, hat auf jeden Fall den ganzen Tag Unterhaltung. Er filmt sich unter der Dusche, in seinem Garten und mit seinen berühmten Freunden. Die Snaps bleiben 24 Stunden online und werden dann wie bei Snapchat üblich automatisch gelöscht. Einige seiner Sprüche sind mittlerweile zu Popkultur-Zitaten geworden. Khaled spricht dauernd von seinen „keys to success“, dabei schmiert er sich mit Kakaobutter ein, gießt seine Blumen (die er „Angels“ nennt) und bewundert den Steinlöwen in seinem Garten (mit dem Ausruf „Lion!“). Dabei wird eins klar: Statt wie Justin Bieber oder andere Promis 10-Sekunden-Ausschnitte des eigenen nie erreichbaren Lifestyles abzuschicken, haut Khaled Lebenshilfen für seine Fans raus – auch wenn die oft ziemlich abgedreht sind. „Niemand hat mir jemals erzählt, Eiweiß zu essen oder jeden Tag viel Wasser zu trinken. Ich lasse sie wissen, wie man gesund bleibt“, erzählt er.

Produktplatzierung an zwei Millionen Fans

Bei all dem Erfolg könnte DJ Khaled die Authentizität aber vielleicht doch abhanden kommen. Er trinkt dauernd genau eine Marke Kokoswasser, platziert Puff Diddys Wodka „Ciroc“ gekonnt im Bild und macht viel Werbung für seine eigene Produktlinie. In vielen Snaps verweist Khaled seine Fans an seinen frisch eröffneten Online-Shop, in dem er T-Shirts (25 US-Dollar) und Badelatschen (65 US-Dollar) mit seinen bekanntesten Snapchat-Sprüchen verkauft. Die roten Badelatschen sind übrigens ausverkauft. Er hat es geschafft, aus seinen Motivationssprüchen („keys to succes“, „another one“, „bless up“) eine eigene Marke um den Künstler DJ Khaled aufzubauen und das einzig und allein durch Snapchat.

Eine Snapchat-API ist offenbar in Arbeit

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) nutzen 5,8 Prozent der deutschen Internetnutzer Snapchat, was auf etwa drei Millionen Nutzer in Deutschland hinauslaufen würde. Snapchat hat also auch hierzulande mächtig Potenzial, auch weil Deutschland laut der App-Analysten von Priori Data zu den Top-10-Ländern mit der höchsten Zahl an Snapchat-Nutzern gehört und im letzten Jahr zu den Top-5-Ländern in Sachen Nutzer-Wachstum. Für Brands ist die Plattform also jetzt schon spannend, doch bislang hat das Unternehmen noch keine Vermarktungsstrategie mit durchgehendem Erfolg gefunden. In den USA konnten Unternehmen standortbasiert werben oder exklusive Sonderwerbeformen nutzen. Dazu zählen Sponsored Lenses, bei denen Nutzer Motive der Werbepartner auf ihre Selfies packen können oder Snapchat Discover, ein Tool für Publisher und Brands um ihre Inhalte zu platzieren. Jetzt arbeitet Snapchat an einer eigenen Adtech-Plattform. Damit würde die App noch interessanter für Brands.

5,8 Prozent der Internet-Nutzer in Deutschland nutzen Snapchat. (Quelle: DIVSI / Statista)

5,8 Prozent der Internet-Nutzer in Deutschland nutzen Snapchat. (Quelle: DIVSI / Statista)

Wie Digiday berichtet, sollen Snapchat-Partner über eine Schnittstelle (API) Werbeplätze auf der Plattform kaufen können. Die Ads sollen zielgerichtet und häufig ausgespielt werden. Erste Technologie-Unternehmen und Agenturen sollen bereits mit Snapchat zusammen arbeiten, erste Tests könnte es schon im Frühjahr geben. Laut einem Agentur-Chef will Snapchat besonders die Möglichkeit für E-Commerce-Partner ausbauen und wohl direkte Links zu den Shops oder Shops in der App ermöglichen. Die Plattform folgt mit der Entwicklung einer API dem Vorbild von Facebook, dessen Selfbooking-Tools auch auf Instagram ausgeweitet wurden und es Marketern erlauben, Nutzer nach Gesichtspunkten wie Alter, Geschlecht, Ort und Interessen zielgerichtet zu erreichen. Der Unterschied: Snapchat hat bei weitem nicht so viele Daten über seine Nutzer wie Facebook. Das Unternehmen dürfte also vor allem darauf setzen, Nutzer anhand des Orts, der aktuellen Beiträge und der Accounts, denen sie folgen, einzuordnen. Schafft Snapchat den Weg von exklusiven Deals mit wenigen Partnern zu einer eigenen Werbeplattform, könnte das Unternehmen 2016 so richtig durchstarten – wenn nicht, können sich Marketer ja immer noch an DJ Khaled wenden.

RapSnapchat
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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