Xing-Gründer Lars Hinrichs: „Ich bin ein Serientäter und werde wieder gründen“

Martin Gardt13.6.2018

Im OMR Podcast erzählt Lars Hinrichs, wie er die Bundeswehr ins Netz und Xing an die Börse gebracht hat

Lars Hinrichs
Lars Hinrichs

Lars Hinrichs hat eines der wenigen deutschen Digital-Unicorns gegründet und ist immer noch ein extrem umtriebiger Unternehmer. Im OMR Podcast erzählt er, wie er Xing in eine Wachstumsspirale geschickt hat, die Bundeswehr fit für das Internetzeitalter machen konnte und welche Branche er als nächstes richtig durcheinanderwirbeln will.

„Ich bin eher ein Dirigent, der alles so ein bisschen kann und das Große und Ganze zusammenbringt“, sagt Lars Hinrichs im OMR Podcast. Er bringt schon ab 1993 als Schüler Unternehmen ins Internet und verdient Tausende Euros. Wenig später baut er auch der Bundeswehr die erste Webpräsenz: „Bundeswehr.de war mein Thema während des Wehrdienstes. Ich habe dann auch die Ehrenmedaille bekommen.“ 

Wenig später startet Hinrichs mit einer Kommunikationsberatung, die nach dem Platzen der Dotcom-Blase Insolvenz anmelden muss. Nach kurzer Pause startet er die Plattform OpenBC, die er 2006 in Xing umbenennt und an die Börse bringt. Heute ist das Unternehmen 1,5 Milliarden Euro wert – Hinrichs ist schon seit 2010 komplett bei Xing raus.

Die ersten zwei Abos am ersten Tag

„Xing war ein 6er mit Zusatzzahl – zehn Mal hintereinander“, sagt Lars Hinrichs. Er habe zu Beginn einfach seine rund 1.000 Business-Kontakte auf die Plattform eingeladen und 482 hätten mitgemacht. „Das war das Auffangbecken der geplatzten Dotcom-Blase. Weil nach dem Crash alle andere E-Mail-Adressen hatten, war das Wiederfinden schwierig geworden“, so Hinrichs. „Am ersten Tag habe ich direkt zwei Abos verkauft und nach 90 Tagen war das Unternehmen Cashflow-positiv.“ Die ersten großen Wachstumstreiber seien Multiplikatoren aus Hinrichs Kontakten gewesen, die wiederum ihre Kontakte einluden: „Sobald ein Prozent in einer Stadt an Bord war, ging es viral.“

Die große Schwierigkeit für neue Plattformen besteht dann meist darin, nach dem ersten Hype die Nutzer aktiv zu halten. Xing habe das laut Hinrichs vor allem durch eine Funktion geschafft: „Der Haupttreiber war, dass man sehen konnte, wer das eigene Profil besucht hat.“ Geholfen hätten außerdem die Nachrichten-Funktion, Kontakte von den bestehenden Kontakten und dass Nutzer sehen konnten, woher sie andere kennen. So wächst Xing nach der Gründung 2003 so schnell, dass sich Hinrichs schon 2006 für den Börsengang entscheidet – vor allem, um international Firmen akquirieren zu können. Als die Firma etwa 160 Millionen Euro wert ist, verkauft er den Großteil seiner Anteile an Burda. Damals bekommt er für 25,1 Prozent an Xing 48 Millionen Euro, heute wären die Anteile etwa 375 Millionen Euro wert. „Ich bin ein Serientäter, und irgendwann war es dann auch langweilig“, sagt Hinrichs. Er bereue den Verkauf keine Sekunde, weil er in der Zeit danach andere tolle Sachen gemacht habe.

Der Serientäter will wieder zuschlagen

Nach einer Weltreise bringt er 2010 den Technologie-Inkubator HackFwd an den Start, den er 2013 wieder einstellt. An zwei Unternehmen aus dieser Zeit sei er heute noch beteiligt: an der Hamburger Affiliate-Plattform Yieldkit und an der kürzlich von der Präsentations-Lösung Prezi gekauften Visualisierungs-Firma Infogram. „Ich nenne beide Unternehmen Sternchen. Die zahlen mir mehr als ein Mal die kompletten Investitionskosten zurück“, sagt Hinrichs. Mittlerweile nehmen aber zwei andere Themen den Großteil seiner Zeit ein: Immobilien und digitale Versicherungen.

„Immobilien sind eigentlich kein gutes Geschäftsmodell. Also habe ich überlegt, wie ich es anders machen kann“, sagt Hinrichs. Bei seinem Hamburger Luxusprojekt Apartimentum vermiete er „statt leerer Quadratmeter Wohnraum Kubikmeter Lebensqualität.“ Die Wohnungen sind komplett mit der neuesten Technik und schnellem Internet ausgestattet – auch ein paar Hamburger Fußballer sollen hier wohnen. 

Extrem viel Zeit stecke er darüber hinaus in das Thema Versicherungen. Er führt den Aufsichtsrat von Xbav, das daran arbeitet, die private Altersvorsorge zu digitalisieren. Die Versicherungsbranche sei bereit, umgekrempelt zu werden: „‚Das haben wir schon immer so gemacht.‘ ist der beste Spruch, den du hören kannst. Dann weiß du, hier lässt sich was verändern.“ Er werde in den nächsten Jahren aber auf jeden Fall wieder eine eigene Firma gründen – eher im Lifestyle-Bereich. Ob das in einem oder drei Jahren passiert, sei dabei egal. „Die Idee rennt ja nicht weg“, sagt Hinrichs.

Welche Investitions-Tipps Lars Hinrichs für Euch bereit hält, wie er günstig an Facebook-Aktien gekommen ist und warum er glaubt, dass der B2C-Zug in der GAFA-Ökonomie schon längst abgefahren ist, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

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Lars Hinrichs glaubt daran, die Versicherungsbranche umkrempeln zu können – genau wie die Kollegen von Ottonova. Das Unternehmen bietet Euch eine digitale private Krankenversicherung an. Dabei läuft alles ohne Papierkram über die App. Mit der könnt Ihr Arzt- und Apothekenrechnungen einscannen und bekommt das Geld innerhalb von 24 Stunden überwiesen. Zusätzlich gibt es einen Concierge-Service mit Rund-um-die-Uhr-Beratung. Noch dazu soll das Ganze äußerst kostengünstig sein! Ihr wollt Euch das mal genauer anschauen? Ladet Euch ein eBook mit mehr Infos auf Ottonova.de/OMR herunter und kommt damit in den Lostopf für zwei Bits & Pretzels Tickets!

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Alle Themen des Podcasts mit Xing-Gründer Lars Hinrichs im Überblick:

  • Philipp hat die Geschichte von Lars Hinrichs nur aus der Ferne verfolgt. Was hat er eigentlich vor der Xing-Gründung gemacht? (ab 2:03)
  • Nach dem Scheitern seiner ersten richtigen Firma: Was ermutigte ihn, dann das heute als Xing bekannte Business-Netzwerk OpenBC zu gründen? (ab 9:51)
  • Wie hat Hinrichs zu Beginn die kritische Masse an Nutzern aufgebaut? (ab 11:59)
  • Warum war Xing aus Hinrichs Sicht ein „6er mit Zusatzzahl zehn Mal hintereinander“? (ab 13:32)
  • Warum hat er OpenBC überhaupt in Xing umbenannt? (ab 16:13)
  • Wie viel Umsatz hat Xing gemacht, als es 2006 an die Börse ging? (ab 20:35)
  • „Es war irgendwann langweilig“: Deshalb ist Hinrichs bei Xing ausgestiegen. Und deshalb hat er danach einen Inkubator für Programmierer gegründet (ab 21:54)
  • Warum hat er Hubert Burda versprochen, nie mehr etwas über die Entwicklung von Xing zu sagen? (ab 24:54)
  • Nach dem Aus von Hackfwd wurde es ruhig um Lars Hinrichs. Was macht er heute den lieben langen Tag? (ab 25:52)
  • Ist es noch möglich, heute eine Erfolgsgeschichte wie Xing zu schreiben? (ab 27:32)
  • Wie ist er im Telekom-Aufsichtsrat gelandet? (ab 28:53)
  • Hinrichs Immobilien-Business: Warum will er alles anders machen? (ab 32:03)
  • Hat er schon jemals darüber nachgedacht, als Politiker aktiv zu werden? (ab 35:08)
  • Hinrichs hat sich schon vor dem Börsengang Facebook Shares gekauft. Hat er das auch bei anderen großen Unternehmen so gemacht? (ab 38:03)
  • Macht er auch in den USA viele Investments? (ab 40:19)
  • Dieses Thema treibt Lars Hinrichs aktuell am meisten um (ab 41:46)
  • Wie ist Hinrichs Blick auf die GAFA-Ökonomie und Plattformen im Allgemeinen? (ab 46:04)
  • Exponentielles Wachstum ist mittlerweile überall. Glaubt er auch an Europas digitale Entwicklung? (ab 51:27)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und – GANZ NEU! – gibt es jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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