New Yorker Notizen, Tag 2: Recovery, NBA Gym, Jake Paul und Zeitschriften über Podcasts

Das passierte an Tag 2 des New-York-Besuches von OMR-Gründer Philipp Westermeyer

Philipp Westermeyer und Jake Paul
Philipp Westermeyer hat dann doch nicht mit Youtuber Jake Paul (2. v.l.) und seiner Crew Basketball gespielt.
Inhalt
  1. NY Notizen: Tag 2
  2. Millionenreichweite, aber ein bisschen gestört
  3. NBA-Stars als Investoren
  4. Nachdenken über das Roku-Modell
  5. Podcasts ausgedruckt

OMR-Gründer Philipp Westermeyer verbringt einige Zeit in New York – um Leute zu treffen, Ideen für das OMR-Business zu sammeln, in den USA etwas zu connecten. Auf OMR.com veröffentlichen wir in der Zeit regelmäßig seine Tagebuch-Einträge. Heute berichtet er von aggressiven Youtubern, einem investierenden NBA-Profi und ausgedruckten Podcasts.

Hier findet Ihr Philipps Notizen von seinem ersten Tag in New York und hier seine Gedanken zu der Reise vor Abflug.

NY Notizen: Tag 2

Eigentlich wollte ich heute Vormittag Matt Lieber treffen, den Gründer des wegweisenden Podcast-Startups Gimlet Media. Der Termin wurde dann kurzfristig verschoben. Das passte mir allerdings ausgesprochen gut nach gestern Nacht, um etwas zu recovern. Mein zweiter Tag nahm dennoch noch Fahrt auf, als mir mein Tischnachbar vom Vorabend, der NBA-Profi Mason Plumlee (mehr dazu im Artikel von gestern), textete, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm im offiziellen Gym (also der Basketball-Halle, die es extra für NBA-Spieler in der Nähe des Times Square gibt) rumzuhängen. Natürlich bin ich hin. 

Unterwegs schrieb er, das dort auch ein paar Social-Media-Stars dabei sein würden, mit denen er und seine Brüder über Umwege befreundet sind. Direkt im Aufzug zur absoluten Highend-Sporthalle, die mitten in ein riesiges Bürohochhaus in Midtown über mehrere Etagen eingebaut ist, stand ich dann kurioserweise neben Jake Paul – einem der größten Youtube-Stars der USA  – und seiner Entourage. Die Jungs fanden es kurios, dass ein deutscher Typ von ihrem „Team Ten“ (so nennen Jake und seine Kollegen sich) wusste und gekommen war, um amerikanischen Basketball-Profis beim Training zuzugucken. Es ergaben sich schnell die zwingenden „Soccer World Cup“-Witze (die USA hat sich ja nicht qualifiziert) und fertig, gute Laune.

Millionenreichweite, aber ein bisschen gestört

Die Paul-Familie, also Jake und sein Bruder Logan sowie das „Team 10“, leben eigentlich in Los Angeles und sind eher grenzwertig, weil sie ihren Millionen Abonnenten bei Youtube insbesondere auch sehr geschmacklose Sachen zeigen. Aber über vier Milliarden Views auf Jakes Kanal sind trotzdem eine massive Hausnummer. Aktuell sind sie auf Tour und füllen mittelgroße Hallen. Morgen Abend spielen sie ihre Show in New York City im Playstation Theatre (Ticket 50 US-Dollar). Jake meinte, er würde mit Live-Events weniger Umsatz machen als mit Video-Werbung, aber es sei ein gutes Geschäft (der Kollege ist 21). 

Am Ende hab ich ihnen dann auch noch bei ihrem Basketball-Spiel zugeschaut. Kuriose Szene und etwas enttäuschend dann, als sich nach giftigen Aktionen zwischen den Spielern auf einmal der persönliche Bodyguard von Jake einschaltete. Jake hatte schon sein T-Shirt ausgezogen, zum Kampf gewissermaßen, und es drohte handgreiflich zu werden. Für mich war es eine Mischung aus ungläubigem Lachen und dem unangenehmen Gedanken, dass der Typ Millionen von Menschen auf der Welt tagtäglich beeinflusst. Jake ist auch schon beim WebSummit aufgetreten, aber für OMR in Hamburg bin ich mir unsicher. Merkwürdige Welt. 

NBA-Stars als Investoren

Mit Mason Plumlee habe ich dann noch 30 Minuten Podcast aufgenommen (den könnt Ihr bei den Kollegen von Sports Maniac nachhören). Ist zum Teil allerdings eher was für intensive US-Sport-Fans (siehe Gesprächsthemen zwischen uns im Post zu gestern Abend). Mason ist extrem klar und überzeugend in der Einschätzung seines Lebensumfeldes, also der wichtigsten Sportliga der Welt, der NBA. Er benutzt Venture-Capital- oder Profi-Investorenbegriffe wie Dealflow und Liquidation Preference mit glaubwürdiger Selbstverständlichkeit. Kein Wunder, die halbe Liga investiert in Digital-Firmen und Mason liest Techcrunch usw. Vorbild für viele sind die Liga-Superstars Kevin Durant (der mit dem VC-Fund Andreesen Horowitz co-investiert; u.a. in die Erfolgsfirmen Coinbase oder Postmates) und natürlich LeBron James.

Nachdenken über das Roku-Modell

Der Tag ist dann locker ausgeklungen. Ich hatte meine erste Begegnung mit Roku – angeblich die Zukunft des Fernsehens. Roku ist eine Firma, die Hard- & Software produziert, um auf Fernsehern plattformübergreifend alles zu streamen – von Netflix über Youtube bis hin zu normalen Kanälen. Deren Box steht auch hier in meiner New Yorker Wohnung. Roku ist kürzlich an die Börse gegangen (MarketCap 4,4 Mrd. US-Dollar). Auf den ersten Blick und nach der ersten Experience kein überzeugendes Modell. 

Passenderweise habe ich bei kurzer Web-Recherche gelesen, dass man sich dort jetzt auch Advertising-Umsätze erschließen möchte. Klingt oberflächlich drauf geschaut nach einem letzten Strohhalm, um die Bewertung (acht Mal Umsatz) zu erläutern. Generell glaube ich selten daran, wenn Firmen mit komplett anderem Fokus in der heutigen Zeit auch noch nebenher mit Werbung Geld verdienen möchten. Das Geschäft ist hart. Werbung verkaufen zu wollen, heißt gegen die besten Firmen der Welt anzutreten (Amazon, Google, Facebook). Das ist in etwa so, als wenn ich heute Nachmittag spontan überlegt hätte, ich bin ja für 39 noch ganz fit, ich spiel bei den NBA-Jungs mit – keine so überzeugende Idee.

Podcasts ausgedruckt

Pod Papers Magazine

Das Pod Papers Magazine

Es gab nebenbei noch mehr Erstaunliches zu sehen. Nicht schön für Zeitschriften-Fans (mich), dass im großen Barnes & Noble-Laden am Union Square, wo früher auf einer halben Etage nur Zeitschriften verkauft wurden (und ich früher stundenlang gesessen habe, um Magazine umsonst zu lesen, was erlaubt war), heute nur noch etwa 20 Zeitschriften im Kassenbereich verkauft werden. Bücher gibt es natürlich nach wie vor reichlich, aber die Zeitschriften sind weg. 

Und unter den wenigen Magazinen gab es dann das „Pod Papers Magazine“, wo verschiedene, ausgewählte  Podcasts inklusive Zeitangaben einfach als Interview abgedruckt werden. Wenn das klappt, wäre das ja zu schön, um wahr zu sein. Das Unternehmen dahinter macht allerdings wenig Mut. Der Verband der amerikanischen Papier-Industrie nämlich, die beweisen wollen, dass Zeitschriften auf Papier eine Zukunft haben. Einige sicherlich.

Hier findet Ihr Philipps Notizen von seinem ersten Tag in New York und hier seine Gedanken zu der Reise vor Abflug.

New YorkOMRPhilipp Westermeyer
Philipp Westermeyer
Autor*In
Philipp Westermeyer
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