Web-Legende Marco Börries: „Ich will nicht in der Welt leben, in der es nur Amazon gibt.“

Martin Gardt28.11.2018

Wie der Open-Office-Gründer mit seiner neuen Firma Enfore kleine Unternehmen retten will

Marco Börries
Marco Börries (r.) mit Philipp Westermeyer im OMR-Podcaststudio.

Schon als Schüler gründet Marco Börries sein erstes Unternehmen und ärgert damit direkt Microsoft. Nach langen Jahren im Silicon Valley – unter anderem als strategischer Kopf bei Yahoo – will er jetzt kleineren Firmen das Überleben sichern. Wieso Börries gerade auf diesem Markt riesiges Potenzial sieht, welchen Blick er auf das globale Schachspiel der Plattformen hat und wie Verhandlungen mit Steve Jobs so gelaufen sind, erzählt er im OMR Podcast.

Nach einem Schüleraustausch ins Silicon Valley gründet der 16-jährige Marco Börries 1985 seine erste Software-Firma „Star Division“. „Wir waren Konfirmationsgeld-finanziert“, sagt er im OMR Podcast. „Das waren so um die 2.000 Mark.“ Aus dem Unternehmen heraus entwickelt er „Star Office“, was nach dem Verkauf an Sun Microsystems 1999 zu Open Office wird und bis heute der Nummer-1-Konkurrent von Microsoft Office ist. 

Nach dem Dotcom-Crash 2001 setzt Börries seine nächste Vision um: „Mit Verdisoft haben wir dann iCloud gebaut, bevor es iCloud gab“, sagt er. Verdisoft verkauft er 2005 für 93 Millionen US-Dollar an Yahoo. Börries arbeitet in der Folge an der mobilen Zukunft des US-Riesen und verhandelt unter anderem mit Steve Jobs über die Einbindung der Yahoo-Suche beim ersten iPhone. „Er ist auch mal laut geworden“, erzählt Börries. „Er hat mich von allen smarten Köpfen, die ich getroffen habe, trotzdem am meisten beeindruckt. Er hat ganz genau gewusst, dass er einen Weg finden muss, seine ja nicht einfache Message in die Köpfe der Leute zu bekommen. Und hat dem alles untergeordnet.“ 2009 endet Börries Zeit im Silicon Valley – mit Yahoo geht es bergab und er hat schon eine neue Idee im Kopf.

Plattform gegen die Amazon-Übermacht

„Eine Sache, über die ich mir 20 Jahre den Kopf zerbrochen habe: Wie können kleine Unternehmen in einer connected Welt überleben?“, sagt Börries. Seit neun Jahren treibt ihn dieser Gedanke nun schon etwas intensiver um. Mit Enfore (in Anspielung auf seine vierte Unternehmensgründung) will er kleine Firmen digitalisieren. „Die haben ein ganz kleines Budget und sind damit uninteressant für viele Unternehmen wie IBM & Co., müssen aber ohne IT-Abteilung mit den aktuellen Herausforderungen umgehen“, sagt er. 

Enfore bietet diesen Unternehmen mit Partnern wie der Telekom eine kombinierte Hard- und Software-Lösung. Dazu gehört zum Beispiel ein selbst entwickeltes Point-Of-Sale-Terminal, ein Online-Reservierungs-Tool, ein Reward- und Couponing-Programm und gleichzeitig die digitale Buchhaltung. „Das sind alles Dinge, die große Ketten machen, die sich die Kleinen aber oft nicht leisten können“, sagt Marco Börries. So werde es immer schwerer, gegen die Großen anzukommen: „Was Amazon mit seinen Partnern macht, das ist nicht mehr feierlich“, sagt er. Kleinere Händler müssten hier 20 Prozent ihrer Einkünfte abführen, nur weil sie selbst strukturell nicht in der Lage seien, ein eigenes Online-Angebot auf die Beine zu stellen. 

200 Millionen potenzielle Kunden

Aber warum sieht er in diesem Markt so viel Potenzial, wo sich klassische Player zurück gehalten haben? Das Problem bisher: Es ist teuer, diese vielen kleinen Unternehmen als Kunden zu gewinnen. Gleichzeitig sind die Budgets oftmals so gering, dass die Customer Lifetime Value die Akquisitionskosten nur selten überhaupt übersteigt. Börries will die Kleinstunternehmen bündeln und unter dem Enfore-Dach gegenüber beispielsweise Payment-Dienstleistern wie ein großes Unternehmen erscheinen lassen. So entstünden Skalen-Effekte und günstigere Deals, die Enfore an seine Kunden weitergeben könne. „Es ist so ein bisschen wie eine digitalisierte Genossenschaft“, sagt er. 

Und der Markt ist laut Börries riesig: „Als Aggregat gibt es von den kleinen Unternehmen 200 Millionen. Und wir glauben, wir haben einen Weg gefunden, wie wir das dominieren können.“ Bisher hat Enfore eine vierstellige Zahl an Kunden gewonnen und gerade die Schwelle von 100 Mitarbeitern übersprungen. Namhafte Investoren glauben offenbar an die Idee. Marco Börries hat in einer Series-A-Runde 38 Millionen US-Dollar eingesammelt – unter anderem von Yahoo-Gründer Jerry Yang, Google-Frühinvestor Andreas Bechtolsheim und Index Ventures (u.a. früh in Facebook, Dropbox und Skype investiert).

Warum Yahoo am Ende wirklich gescheitert ist, Marco Börries immer noch die Standart-Börsen-App auf dem iPhone benutzt und er nach zehn Jahren Silicon Valley nach Deutschland zurückgekehrt ist, hört Ihr in der aktuellen Folge des OMR Podcasts.

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Alle Themen des Podcasts mit Enfore-CEO Marco Börries im Überblick:

  • Wie Marco Börries schon als 16-Jähriger mit seiner Firma Microsoft geärgert hat – und das vor 33 Jahren (ab 1:36)
  • Börries‘ Firma war „Konfirmationsgeld-finanziert“ (ab 3:59)
  • Der Dotcom-Crash als Motivation für die nächste Firma (ab 4:49)
  • Die Vision der verbundenen Geräte über die Cloud hatte Börries schon 2001 (ab 8:20)
  • Wie Börries Yahoo in die mobile Zukunft geführt hat (ab 12:56)
  • Marco Börries hat 2006 Yahoo-Funktionen für das erste iPhone mit Steve Jobs verhandelt. Und so lief das: (ab 17:34)
  • Woran ist Yahoo am Ende eigentlich gescheitert? (ab 24:30)
  • Marco Börries hat schon mit vielen großen CEOs an einem Tisch gesessen. Warum ihn Steve Jobs am tiefsten beeindruckt hat: (ab 27:18)
  • Wie hat Börries Andy Bechtolsheim kennengelernt – einen der ersten Google-Investoren und Co-Gründer von Sun Microsystems? (ab 32:21)
  • Was steckt hinter seinem aktuellen Projekt Enfore? Und warum ist er zurück nach Hamburg gezogen? (ab 33:24)
  • Wie löst Börries das Problem, dass Kleinunternehmen in der Akquisition eigentlich zu teuer sind – im Vergleich zu ihrer Lifetime Value? (ab 39:05)
  • Wie sieht der typische Enfore-Kunde aus? (ab 41:17)
  • Wie funktioniert die Vermarktung der Enfore-Produkte über Partner wie die Telekom? (ab 44:26)
  • Warum hat die Entwicklung des Enfore-Produkts acht Jahre gedauert? (ab 47:45)
  • Wie groß ist Enfore nach einem Jahr am Markt? (ab 50:15)
  • Seine ersten drei Firmen hat Börries ohne VC-Geld aufgebaut. Warum ist das bei der vierten anders? (ab 50:47)
  • Was war der größte Deal unter vielen großen Deals, die Marco Börries in seinem Leben abgeschlossen hat? (ab 54:44)
  • Zusammenfassend: Welche große Vision steht hinter seinem Unternehmen Enfore? (ab 55:57)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

OMR Podcast
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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