Dieser Typ verdient mit geklautem Content 30.000 Dollar pro Instagram-Post

Martin Gardt5.5.2017

Wie FuckJerry aus einem Meme-Account eine Marketing-Agentur aufbaut

FuckJerry Elliot Tebele
Elliot Tebele, der Kopf hinter FuckJerry
Inhalt
  1. Gestohlene Inhalte – starkes Engagement
  2. Memes als Marketinginstrument
  3. Media-Agentur und eigene Produkte

Er hat fast zwölf Millionen Instagram-Abonnenten auf seinem Kanal und fordert mindestens 30.000 US-Dollar pro Werbe-Post. Elliot Tebele alias FuckJerry hat mit seinem Meme-Account eine riesige Reichweite aufgebaut und will jetzt mit einem Shop und einer Social-Media-Agentur richtig abkassieren. Dabei postet er größtenteils geklaute Bilder und schmutzige Witze. Wir zeigen, warum Brands trotzdem viel Geld bezahlen, um bei FuckJerry aufzutauchen.

Elliot Tebele startet 2011 mit einem Tumblr-Account, auf dem er Bilder postet, die er irgendwo im Internet gefunden hat und ganz witzig findet. „Dann kam Instagram und von Anfang an habe ich das gleiche Modell verfolgt wie bei Tumblr“, sagt Tebele gegenüber Adweek. „Ich habe ab und zu witzige Inhalte gepostet und das Engagement stieg. Also bin ich stärker in die Comedy-Ecke gerückt. Von da an war alles organisches Wachstum.“ Sein Kernkanal FuckJerry hat knapp zwölf Millionen Abonnenten, über verschiedene weitere Accounts erreicht er über 40 Millionen Follower auf verschiedenen Plattformen.

Gestohlene Inhalte – starkes Engagement

Zu FuckJerrys Accounts zählen Beigecardigan (drei Mio. Abonnenten – betrieben von seiner Frau), FuckJerry.TV (1,7 Mio. Abonnenten), Kanyedoingthings (922.000 Abonnenten), Pizza (589.000 Abonnenten) und viele weitere. Die Facebook-Seite von FuckJerry hat über drei Millionen Fans. Die Accounts sind größtenteils mit Bildern und dazu passenden mehr oder weniger witzigen Sprüchen befüllt. Tebele nennt sein Vorgehen „kuratieren“, man könnte auch Klauen dazu sagen. Die Bilder stammen schließlich meist von anderen Social-Media-Accounts.

God Bless @rpassociatesinc #GrubTub (twitter: huffpostcomedy)

Ein Beitrag geteilt von Elliot Tebele (@fuckjerry) am 1. Mai 2017 um 14:48 Uhr

„Zu Beginn waren 80 Prozent der Inhalte kuratiert und 20 Prozent Eigenkreationen. Heute ist der Anteil 60-40“, sagt Tebele. Trotz geklautem Content sind die Engagement-Zahlen ziemlich gut. Laut FuckJerry verzeichnet ein durchschnittlicher Instagram-Post 30.000 Kommentare. Laut dem Analyse-Tool InfluencerDB sind es aber unter 10.000. Das Team rund um Tebele behauptet außerdem, dass seit der Aktivierung des Instagram-Algorithmus, der Beiträge mit hohem Engagement bevorzugt, die Zahlen nochmal um 20 bis 25 Prozent gestiegen seien. Insgesamt erreiche jeder Instagram-Post sechs bis sieben Millionen Impressionen. FuckJerry verlangt mindestens fünf US-Dollar pro Tausend Kontakte (CPM), was Gesamtkosten von mindestens 30.000 U-Dollar pro Werbepost für Advertiser bedeutet. Laut Forbes nimmt Elliot Tebele nur über seinen Instagram-Account FuckJerry so 1,5 bis drei Millionen US-Dollar pro Jahr ein.

Memes als Marketinginstrument

Und Brands sind offenbar bereit, das Geld auszugeben. Zu den Kunden von FuckJerry gehören Burger King, Paramount oder Deliveroo. Ein Post zu einer Burger-King-Aktion zu Halloween erreichte auf FuckJerrys Instagram-Account beispielsweise über 330.000 Likes und fast 9.000 Kommentare. Von solchen Zahlen kann der offizielle Burger-King-Kanal nur träumen. „Einige Klienten sind so vorsichtig mit ihrer Brand, dass sie aus der Rechtsabteilung gar nicht erst die Erlaubnis bekommen, mit einem Unternehmen zu arbeiten, das ein Schimpfwort im Namen trägt“, sagt Ben Kaplan, der Chef vom Business Development bei FuckJerry. Er finde aber mehr und mehr Brands, die bereit sind, zu experimentieren.

this is next level @burgerking #bkpdpartner

Ein Beitrag geteilt von Elliot Tebele (@fuckjerry) am 25. Okt 2016 um 8:59 Uhr

Andere erfolgreiche Meme-Kanäle wie TheFatJewish (fast zehn Millionen Abonnenten), Girlwithnojob (2,6 Mio. Abonnenten) und 9Gag (fast 40 Millionen Abonnenten) zeigen, wie gut witzige Bilder und Videos bei der Zielgruppe ankommen. Also ist für viele Brands klar, dass sie hier stattfinden – oder zumindest den Stil imitieren – müssen, um in der Popkultur Thema zu sein. Die Luxusmarke Gucci engagierte Anfang des Jahres Meme-Macher für die Kapmagne #TFWGucci. Sebastian Tribbie Matheson vom Meme-Kanal Youvegotnomale bekam für sein „Starter Pack“-Meme 2.000 US-Dollar von der Brand. Das Bild sammelte auf Instagram fast 44.000 Likes und 580 Kommentare. Andere Brands wie Wendy’s und Go Daddy haben sich selbst am Meme-Thema probiert und scheitern dabei ziemlich.

#TFWGucci Sebastian Tribbie Matheson @Youvegotnomale is a ruthless meme maker. The snark starts with his account’s name. In between taking selfies and posting them to his 40,000 followers on Instagram, he creates images that take aim at popular fashion and social culture. No target is safe, from ordering on Seamless to cliché emoji usage. Here, Sebastian uses the starter pack meme, in which a group of images and objects are clustered together to represent the stereotype of a particular style or personality. For #TFWGucci he takes on Gucci, adopting the brand’s recent hallmarks, like embroidery, patches, and 70s glasses. @harinef and @petrafcollins make appearances, as does the #LeMarchédesMerveilles timepiece. Gucci = owned. — Text by @kchayka. Read more through link in bio.

Ein Beitrag geteilt von Gucci (@gucci) am 20. Mär 2017 um 23:24 Uhr

Media-Agentur und eigene Produkte

Elliot Tebele will sich mit solchen Beträgen offenbar nicht mehr aufhalten und sich auch nicht nur von Instagram und Facebook abhängig machen. Er hat mit Jerry Media ein Unternehmen gegründet, das sich um alle Geschäftsfelder von FuckJerry kümmert. Dazu gehört auch die Social-Media-Agentur Jerry Studios. Die will nach eigener Aussage Brands komplett bei ihrer Social-Media-Strategie betreuen, für kräftiges Follower-Wachstum sorgen und über die Influencer-Kanäle von FuckJerry zusätzlich für den Kunden trommeln. Für das Unternehmen arbeiten derzeit 15 Leute.

Zusätzlich dazu betreibt Tebele mit Jerry’s World einen eigenen Online-Shop mit Tassen, T-Shirts und seit Neuestem auch einem selbst entwickelten Kartenspiel namens „What Do You Meme“, für das er gerade auf all seinen Accounts wirbt. Dazu kommt eine erfolgreiche Serie an Nikotin-Liquid für E-Zigaretten. Das Unternehmen konzentriert sich aber vor allem auf die Erstellung von Content, der zur Millenial-Zielgruppe – und den Brands – passt. Dazu gehören auch kurze Werbefilme für Kunden wie Lyft, Shake Shak und Justin Bieber. Eine Pilotfolge für eine Late-Night-Show hat das Team für MTV mittlerweile auch aufgenommen. Tebele will das Projekt zu einem Medienunternehmen im Stile von Buzzfeed ausbauen – und dabei hatte alles mit geklauten Witzen angefangen.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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