Project A-Gründer Florian Heinemann: So wirkt sich Corona auf die Startup-Szene aus

Torben Lux18.3.2020

Im OMR Podcast analysiert der Investor und Marketingexperte Herausforderungen und Chancen in der aktuellen Krise

Florian Heinemann Philipp Westermeyer OMR Podcast Corona
Project A-Gründer Florian Heinemann (Foto: Project A / Saskia Uppenkamp).
Inhalt
  1. Welche Branchen jetzt zeigen können, wie weit sie sind
  2. Was kommt auf Startups jetzt zu?
  3. Unsere Podcast-Partner im Überblick:
  4. Alle Themen des Podcasts mit Florian Heinemann im Überblick:

Auch für Project A-Gründer und Marketingexperte Florian Heinemann sind es stürmische Zeiten. Was seine Einschätzung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digitalwirtschaft aber so besonders macht: Schon während der Finanzkrisen 2001 und 2007/2008 war er als Gründer und später Business Angel im Markt unterwegs. Was er daraus gelernt hat, was er Unternehmen aktuell empfiehlt und welche Auswirkungen die Krise auf das Project A-Portfolio hat, verrät er im aktuellen OMR Podcast.

„Jetzt finden gerade Marktanteils-Verschiebungen in einer Geschwindigkeit statt, wie sie außerhalb einer Krise nicht möglich wäre“, sagt Florian Heinemann im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Heinemann ist nicht nur eines der Gesichter der deutschen Digital-Wirtschaft. Er hat unter anderem JustBooks gegründet, war von 2007 bis 2012 Geschäftsführer bei Rocket Internet, hat Zalando sowie eDarling mit aufgebaut und ist privat und mit Project A in dutzende Unternehmen investiert. Er hat als Unternehmer auch bereits zwei globale Finanzkrisen mitgemacht – und dadurch Erfahrungswerte wie nur wenige. 

Ein Learning: Jetzt unternehmerisch zu denken – Heinemann klammert hier Dinge wie den Handel mit Gesichtsmasken explizit aus – sei alles andere, als moralisch verwerflich. „Eine Krise birgt immer auch eine Menge an Chancen“, so der Digitalexperte. „Wenn findige Unternehmer jetzt Lösungen finden, dann trägt das auch dazu bei, dass sich die Wirtschaft schneller erholt.“

Welche Branchen jetzt zeigen können, wie weit sie sind

Vor allem Lösungen und Technologien in Bereichen wie Telemedizin und Remote Education hätten jetzt Möglichkeiten, wie nie zuvor. Auch ein Startup aus dem Portfolio von Project A profitiert bereits vom aktuellen Ausnahmezustand. Das schwedische Unternehmen Kry versucht schon seit der Gründung 2014 in Stockholm, das Gesundheitssystem zu digitalisieren. Mit der App können Arzttermine online gemacht und per Video durchgeführt werden. „Die profitieren natürlich enorm dank der aktuellen Lage“, sagt Florian Heinemann. „In Deutschland wird das aber erst ein Massenmarkt, wenn auch gesetzliche Krankenkassen die Kosten erstatten.“ Bisher können nur Privatversicherte den Dienst nutzen.

Ein weiteres Unternehmen aus dem Project A-Portfolio, das von der aktuellen Lage profitiert, ist Trade Republic. Mit der App können Nutzer Aktien, Derivate & Co. handeln – und zur Zeit ist die Bewegung am Aktienmarkt extrem hoch. „Da ist die Frage, ob der Effekt vielleicht nur kurzfristig ist“, so Heinemann. „Nach der Finanzkrise ist meiner Erinnerung nach auch erst einmal die Handelsaktivität total zurückgegangen.“

Was kommt auf Startups jetzt zu?

Aus den rund 40 aktiven Firmen, in die Project A investiert hat, sei Kry aktuell der einzig klare Gewinner der Krise. „Der Rest ist entweder negativ oder neutral betroffen“, sagt Florian Heinemann. Die große Frage, die sich aber aktuell alle Startups stellen dürften: Welche Auswirkungen hat die Krise auf noch anstehende oder schon laufende Finanzierungsrunden? „Ein ganz extremes Merkmal vergangener Krisen und wahrscheinlich auch jetzt wieder, wird sein, dass anstehende Finanzierungsrunden deutlich stärker von den bereits bestehenden Investoren getragen werden“ so Heinemann. „Deswegen sind wir natürlich auch zurückhaltender mit neuen Investitionen.“ 

Startups rät er deshalb, den „Cash Runway“ als entscheidende Größe zu sehen – also die Zeit, die ein Unternehmen hat, bis es die nächste Finanzierungsrunde machen muss. „In den vergangenen Jahren waren das häufig zwischen zwölf und 15 Monate“, erklärt Heinemann. „Das wäre aktuell ein deutlich zu großes Risiko. Versucht es irgendwie hinzubekommen, daraus 24 Monate zu machen.“ 

Weshalb es aber ein Fehler wäre, alle Marketingmaßnahmen pauschal zu reduzieren, welche Relevanz jetzt eine transparente Kommunikation in Unternehmen hat, mit welcher Strategie er 30.000 Follower auf Linkedin erreicht hat und den Grund, weshalb Florian Heinemann trotz allem optimistisch bleibt, erfahrt Ihr in der aktuellen Folge des OMR Podcasts.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Wo könnte man besser auf einen Podcast hinweisen, als in einem Podcast? „Digitale Vorreiter powered by Vodafone“ ist ein Format unserer Freunde aus Düsseldorf. OMR-Buddy und Host Christoph Burseg hatte unter anderem schon About You-Gründer Tarek Müller und Alexander Graf von Spryker zu Gast. In der aktuellen Folge dreht sich jetzt alles um E-Health. Nina Jetter von Project A diskutiert mit Christoph Burseg zum Beispiel, wie sich das Gesundheitssystem dank der Digitalisierung ändern wird und wie der Arztbesuch der Zukunft aussehen könnte. Unbedingt reinhören – hier gehts zur Folge.

Neu bei uns als Podcast-Partner an Bord und vielleicht gerade jetzt für noch mehr Menschen spannend, also sowieso schon: Disney+. Der hauseigene Streaming-Dienst des Medienkonzerns startet am 24. März endlich auch in Deutschland – und wartet natürlich mit dem kompletten Katalog auf. Von Star Wars über das Entenhausen-Universum bis zu Marvels Comic-Verfilmungen ist alles dabei. Für 6,99 Euro im Monat seid Ihr dabei, kündigen könnt Ihr natürlich jederzeit. Also am besten den 24. März markieren und Disney+ unter disneyplus.com ausprobieren.

Alle Themen des Podcasts mit Florian Heinemann im Überblick:

  • Florian Heinemann über den Deal, der ihn zum Business Angel gemacht hat: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase und kurz vor den Anschlägen am 11. September 2001 hat er seine Plattform für antiquarische Bücher JustBooks.de an AbeBooks verkauft (ab 03:10)
  • So hat er die Zeit bei Rocket Internet während der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 in Erinnerung (ab 05:30)
  • Was hat Florian Heinemann aus den bisherigen Krisen lernen können? (ab 06:30)
  • Wie wirkt sich Corona auf die Project A-Beteiligung „Kry“, eine Plattform für Arzttermine per Video, aus? (ab 10:00)
  • Wie steht es insgesamt um das Portfolio von Project A? Und welche Auswirkungen hat Corona auf seine Tätigkeit als VC? (ab 14:00)
  • Welche Project A-Beteiligungen profitieren von der aktuellen Lage? (ab 19:20)
  • Wird E-Commerce dank einer verstärkten Verschiebung von Offline zu Online durchweg profitieren? (ab 22:50)
  • Verschieben sich Werbebudgets jetzt noch schneller und stärker von Offline zu Online? (ab 26:50)
  • Florian Heinemanns Top 3 Empfehlungen für Unternehmen (ab 32:20)
  • Wie beurteilt Florian Heinemann die Marktsituation für Privatanleger? (ab 38:00)
  • Welche Fintech-Companys befinden sich im Project A-Portfolio? Wird der Bereich von der Corona-Pandemie profitieren? (ab 41:10)
  • Wie Linkedin und Xing als Leadgenerierungs-Plattformen für B2B-Modelle weiter an Relevanz gewinnen könnten (ab 45:50)
  • Florian Heinemann über Tiktok (ab 47:50)
  • 30.000 Follower auf Linkedin: Hat der Project A-Gründer eine spezielle Strategie für die Plattform? Und was kann man in dem Zusammenhang von Frank Thelen lernen? (ab 49:30)
  • Was genau macht das VR-Startup Electronic Theatre, in das Project A zuletzt investiert hat? (ab 56:10)
  • Auch in store2be, einen Marktplatz für Werbeflächen im stationären Handel, ist Project A investiert. Wie ist die Situation da? (ab 1:00:10)
  • Hat Florian Heinemann damit gerechnet, dass das Coronavirus so schnell solche Folgen haben könnte? (ab 1:04:20)
CoronaE-CommerceFlorian HeinemannProject AStartupsVenture Capital
Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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