„Dark UX“ – Mit diesen schmutzigen Tricks bringen Euch Online-Werbe-Designer zum Klicken

Martin Gardt30.4.2018

Designer Flavio Lamenza nennt die Tricks "Arschloch-Design"

Dark UX
Geiler Trick? Findige Marketing-Designer sammeln Klicks mit diesen fiesen Ideen.

Schon seit Jahren versuchen findige Marketer, Nutzer mit Design-Tricks zum Klicken oder Swipen zu bewegen. Viele bezeichnen die Strategie als „Dark UX“ oder „Dark Design“ – Flavio Lamenza nennt es einfach „Arschloch Design“ und hat für einen Artikel in seinem Blog einige besonders perfide Beispiele gesammelt. Wir zeigen Euch zehn Beispiele der fiesen Masche.

1. Schieb doch den Regler hoch!

Bei Snapchat und Instagram landen die Nutzer im Stories-Ads-Format durch Hochwischen auf der Zielseite des Werbepartners. Also dachte sich der Hersteller der App „One Tap Cleaner“: Schön die Nutzer veräppeln und durch einen billigen Trick zum Hochwischen animieren. So landet die App ganz schnell auf dem Gerät.

2. Ganz schön teuer die kostenlose App

Die App „Quiz Crazy“ von Werner Sander wirkt wie aus der frühen Jamba-Zeit gefallen – als Abo-Fallen noch in aller Munde waren. Wer die App runterlädt, bekommt den Quiz-Spaß für drei Tage kostenlos, dann fallen 48,99 Euro pro Woche an. Dafür kann sich der Nutzer dann aber auch „VIP Member“ nennen. Die Info dazu ist natürlich in den Tiefen der App-Beschreibung hinterlegt.

3. Locken mit den roten Zahlen

Wie holen App-Entwickler Nutzer immer wieder in die App? Indem sie Neuigkeiten durch die kleinen roten Zahlen an der Ecke des App-Icons versprechen. Facebook, Instagram und Candy Crush waren schon immer gut darin, durch diesen Trick ihre Retention zu erhöhen, kleinere App-Entwickler treiben die Taktik jetzt aber auf die Spitze. Eine Woche nach dem Download der App „Restaurant 2“ prangt die Zahl 2,588 neben dem App-Logo. Allein, um beim Blick auf das eigene Smartphone-Display wieder Frieden zu finden, würden wohl viele Nutzer sofort die App öffnen. 

Die Entwickler der App „Castle Crush“ sparen sich einfach den Aufwand, selbst ständig Neuigkeiten für die Nutzer in die App zu pushen. Sie statten ihr Icon einfach direkt dauerhaft mit einer kleinen roten Eins aus.

4. Das Risiko ist riesig. Jetzt kauft schon das Produkt!

Die Konkurrenz auf dem Antiviren-Software-Markt ist riesig. Da braucht es schonmal einen Trick, um die Nutzer zum Zahlen zu bewegen. 260 neue Gefahren pro Minute, das hört sich gar nicht gut an…

5. Bildschirm schmutzig?

Diese Werbeanzeige in einer App wirkt, als wäre da Schmutz auf dem Display. Ist aber nur ein Trick, um einen billigen Klick einzuheimsen, wenn der Nutzer versucht, den Dreck wegzuwischen.

6. Eine haarige Angelegenheit

Ein ganz ähnlicher Trick, nur noch ein bisschen ausgereifter: Diese Werbeanzeige in Instagram Stories lässt den Nutzer denken, ein Haar läge auf dem Display. Beim Wegwisch-Versuch landet dieser dann natürlich auf der Zielseite des Werbetreibenden. Der Werbe-Account wurde von Instagram dann aber auch ziemlich schnell gesperrt.

7. Weiter zur Installation!?

Kostenlose Optimierungs-Tools wie „IObit“ haben sowieso nicht den besten Ruf und kommen oft mit jeder Menge Junkware. Bei IObit ist darüber hinaus das Problem, dass die Deinstallation durch fieses Design richtig kompliziert ist. Wer nämlich auf Continue klickt, deinstalliert das Programm nicht. Der Nutzer muss „Cancel“ klicken. So richtig intuitiv also…

8. Unsubscribe! Aber wie?

Wer Newsletter verschickt, muss Nutzern auch die Möglichkeit geben, sich aus der Mailing-Liste abzumelden. Spielehersteller Ubisoft will Abmeldungen offenbar sehr gern vermeiden, also wird kurzerhand der Unsubscribe-Link (und der Link zum Kundensupport) versteckt. 

9. Strafe für Ablehnung

Schon seit Jahren freuen sich Nutzer, die kostenlose Programme installieren, über nervige Zusatzsoftware, die sich teilweise einfach mit installiert. Wer das im Falle der „Bing Bar“ nicht möchte, darf zur Strafe entspannte 14 Sekunden warten, bis er der Installation des gewünschten Programms einen Schritt näher kommt.

10. Fünf Sterne oder zahlen

Die App „My Talking Pet“ hat eine Paid Version. Wer das Spiel aber vorher einmal kostenfrei ausprobieren möchte, wird von den Machern erstmal zu einer 5-Sterne-Bewertung gedrängt. Gute Bewertungen helfen Apps, in den App-Store-Charts besser platziert zu sein, so eine zwanghafte Bewertungsaufforderung ist aber eigentlich gegen die AGB von Apple und Google.

Kennt auch Ihr Beispiele von Arschloch-Design? Hier gibt’s den Blog-Artikel von Flavio Lamenza. Bei Reddit (Subreddit „assholedesign“) findet Ihr darüber hinaus viele weitere Beispiele – auch aus der Offline-Welt. 

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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