Stephan Heinrich von 'Zeit für Brot': "Ich glaube nicht, dass wir ein Schicki-Micki-Bäcker sind"
Der Geschäftsführer der Bäckerei-Kette setzt auf Handarbeit und gläserne Backstuben
Im Mittelpunkt steht die Handarbeit. Und die ist an allen 13 Standorten durch eine Glasscheibe zu beobachten. Dahinter, in den gläsernen Backstuben von "Zeit für Brot", werden täglich Brot, Brötchen oder süße Backwaren hergestellt. Geschäftsführer Stephan Heinrich hat im OMR Podcast Einblicke in die Geschäftsstrategie und Zukunftsvision der Bäckerei-Kette gegeben.
Stephan Heinrich ist kein gelernter Bäcker. Er hat Politikwissenschaften studiert, entschied sich dann, in die Wirtschaft zu gehen, arbeitete für Lidl, Beiersdorf und den Grill-Hersteller Weber-Stephen. Jetzt führt er die Geschäfte der Bäckerei-Kette Zeit für Brot. Immerhin: Eine Leidenschaft fürs Produkt brachte er mit. Eine halbe Stunde sei er während des Studiums in Großbritannien zum nächsten Lidl gefahren, nur weil es dort Pumpernickel gab, erzählt er im OMR Podcast. Wer mal im Ausland gelebt habe, wisse: "Was die meisten Leute vermissen, ist Brot." Für Stephan Heinrich ist das ein Indiz dafür, dass das Konzept seines Unternehmens auch international funktionieren kann. Die Expansion ins Ausland sei definitiv ein Thema, mit dem man sich auseinandersetze, sagt er im Gespräch mit Philipp Westermeyer.
2009 eröffnete der erste "Zeit für Brot"-Laden in Frankfurt, inzwischen gibt es 13 Standorte, zum Beispiel in Münster, Berlin, Hamburg oder Heidelberg. Gemessen an der Filial-Dichte von Ketten wie Kamps, Backwerk und Co. ist Zeit für Brot ein Zwerg. Doch das soll sich ändern. Gemeinsam mit Investoren, darunter die Private-Equity-Gesellschaft Afinum, treibt Zeit für Brot das Wachstum voran. Drei bis vier neue Standorte sollen pro Jahr eröffnet werden. Der Fokus liege auf gesundem Wachstum, sagt Stephan Heinrich. Immerhin soll auch die Positionierung der Marke – Bio-Backwaren im Premium-Segment – nicht verwässern.
Kund*innen legen Wert auf Bio-Lebensmittel
Zwischen 70 Cent und 1,30 Euro kostet ein Brötchen von Zeit für Brot. Ein Weizenbrötchen bei Aldi bekommt man schon für 15 Cent. "Wir haben Kunden, die, untypisch für die Deutschen, sehr, sehr viel ihres Einkommens für hochwertige Lebensmittel ausgeben und da einfach Wert drauf legen", sagt Stephan Heinrich. Darunter seien aber zum Beispiel auch Student*innen. "Ich glaube nicht, dass wir ein Schicki-Micki-Bäcker sind." Stattdessen gehe es den Kund*innen darum, Bioware zu kaufen – und natürlich um den Geschmack. Und der werde auch dadurch beeinflusst, dass an allen Standorten frisch gebacken wird, sagt er.
Durch eine Glasscheibe kann den Bäcker*innen dabei zugeguckt werden. Handwerk und Tradition werden damit einerseits in den Mittelpunkt gestellt, was bewusst als Besonderheit herausgestellt wird. Andererseits sorgt dieser Ansatz aber auch für große Herausforderungen bei der Expansion: "Wir gehen dahin, wo wir es schaffen, einen Standort zu eröffnen. Weil wir eben am Standort Vollproduktion haben, das heißt, wir brauchen viel mehr Platz als eine normale Bäckerei. Wir brauchen Strom, wir brauchen Statik", sagt Stephan Heinrich.
Zeit für Brot beliefert Alnatura und Budni
Zusätzlich zu den Bäckerei-Standorten macht das Unternehmen Umsatz durch das Liefergeschäft, unter anderem gehören der Bio-Supermarkt Alnatura, die Drogeriemarktkette Budnikowsky oder den Lieferdienst Flink zu den Abnehmern. Unterm Strich komme so ein Jahresumsatz von rund 40 Millionen Euro zusammen, sagt der Geschäftsführer.
Im OMR Podcast erzählt Stephan Heinrich außerdem, wie es das Unternehmen schafft, in Zeiten des Fachkräftemangels als Arbeitgeber attraktiv für Bäcker*innen zu sein, warum ein Franchise-System als Wachstumsbeschleuniger nicht infrage kommt und in welchen Ländern er sich internationale Standorte vorstellen könnte.
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