Dieses unbekannte Startup wurde im Windschatten von Spotify, Netflix und Co. zum Unicorn

Mit einem besonderen Fokus ist dLocal zu einem der wenigen Unicorns Südamerikas gewachsen

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Inhalt
  1. „Wir haben 30 Mal bei Uber gepitcht“
  2. „Wir machen Amazon, Spotify und Co. in Schwellenländern zu relevanten Playern“

Mitte September wurde dem Uruguayer Sebastián Kanovich eine besondere Ehre zuteil: Der Gründer des Fintechs dLocal konnte für sein Unternehmen 200 Millionen Dollar von Investoren einsammeln – dLocal wurde damit zum ersten Einhorn seines Heimatlandes. Das Unternehmen wickelt für Tech-Giganten wie Spotify, Uber und Amazon den Zahlungsverkehr in 26 Märkten ab, hauptsächlich Schwellenländer.

Kanovich sieht sein Unternehmen als Türöffner für Kunden in Märkten, in denen sie noch viel Potential hätten. Es findet sich kaum ein Interview, in dem er nicht davon spricht, dLocal sei das „Adyen für Schwellenländer“.

Für seine Kunden bietet dLocal eine Komplettlösung, auch Kunden ohne Kreditkarte oder Bankkonto können erreicht werden. Doch das Geschäft ist stark davon abhängig, was und wieviel die Tech-Konzerne in den Schwellenländern erreichen wollen. Die Wette von Kanovich: Diese Märkte sind im Kommen.

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„Wir haben 30 Mal bei Uber gepitcht“

Gestartet ist dLocal in Uruguay, Gründer Sebastián Kanovich war vorher CEO bei AstroPay, einem ganz ähnlichen Unternehmen. dLocal sammelte ein Jahr nach dem Start sieben Millionen Dollar ein, ansonsten versuchte es zu bootstrappen, sagt er. Das Unternehmen sei direkt profitabel gewesen. Vor kurzem konnten sich die Wagniskapitalgeber General Atlantic und Addition dann zu einer Bewertung von 1,2 Milliarden Dollar beteiligen.

Der Anfang sei jedoch schwer gewesen. Das Ziel sei es immer gewesen, das Vertrauen der US-Unternehmen zu bekommen. „Wir haben Uber unser Geschäft 30 Mal gepitcht, bevor sie uns vertraut haben“, erzählt er im Videogespräch aus Tel Aviv, wo er auch studiert hat.

Nach und nach seien die anderen dann gefolgt, inzwischen wickelt dLocal für eine ganze Reihe von illustren Unternehmen Zahlungen ab: Amazon gehört dazu, außerdem Facebook, Google, Nike, Shopify, Uber, Visa, Zara, Netflix und Booking.com. „Wir machen das Geschäft für acht von zehn der größten Internetunternehmen“, sagt Kanovich.

Dabei konzentriert sich dLocal auf die Märkte, von denen sich der CEO das größte Wachstumspotential erhofft, darunter China, Türkei, Nigeria, Argentinien und Brasilien. Das frische Kapital aus diesem Herbst soll für die Expansion in 13 weitere Länder in Mittelamerika, Afrika und Südostasien genutzt werden. Seit diesem Freitag ist dLocal auch in Senegal, Kamerun, Ghana und Kenia präsent. Ein Land wird für dLocal dann besonders interessant, wenn Smartphones dort in hohem Maße in Umlauf kommen.

„Wir machen Amazon, Spotify und Co. in Schwellenländern zu relevanten Playern“

Für das Payment-Unternehmen und seine Kunden sei das eine Win-Win-Situation. „Diese Länder werden in den kommenden Jahren für Tech-Unternehmen zum Wachstumstreiber“, sagt er. „Und wir stellen sicher, dass sie dort relevante Player sind.“ Ob sich vor Ort dann Spotify oder Apple Music durchsetzt, dass sei ihm egal – beide seien auf Zahlungsabwickler angewiesen, die das jeweilige Land bedienen können.

Sein Geld verdient das Unternehmen mit einer Gebühr, die es für jede Transaktion berechnet. Wie groß diese Gebühren sind und wie sie sich zur Konkurrenz verhalten – das verrät der CEO nicht. Nur: Den aktuellen Umsatz von 120 Millionen Dollar soll das Unternehmen im kommenden Jahr bereits verdoppeln, hofft Kanovich. Dabei ist dLocal stark von seinen Kunden abhängig. Es hat sich auf europäische und US-amerikanische Kunden konzentriert – sofern diese in den Schwellenländern wachsen, läuft es auch für den Zahlungsabwickler gut. Ziehen sie sich jedoch zurück, leidet er. Damit begibt sich dLocal in eine Unsicherheit, der sich ein Zahlungsabwickler wie Adyen mit seinem Geschäft in Europa nicht stellen muss.

Um sein Risiko zu streuen, soll in Zukunft auch die Kundenbasis aus unterschiedlichen Ländern kommen, nicht nur aus den USA. Besonders aus Deutschland würden ihm noch Anbieter fehlen, so Kanovich. Ingesamt hat dLocal jedoch mehr Kunden als Mitarbeiter: 285 Mitarbeiter versorgen 450 Kunden.

In den bisherigen Märkten hat dLocal nach Aussage des Gründers kaum Konkurrenz. Dass Adyen in naher Zukunft in die Schwellenländer expandiert, hält Kanovich für unwahrscheinlich. Unwahrscheinlicher als das sei nur, dass dLocal in Europa oder den USA Geschäft machen werde.

Autor: John Stanley Hunter

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