Lukrativ: YouTuber werden als Liveacts vermarktet und Veranstalter kassieren

(Foto: Joey Graceffa beim Digifest NYC / Youtube

Wie die Online-Helden sich von ihren Fans auf der Bühne feiern lassen

(Foto: Joey Graceffa beim Digifest NYC / Youtube

(Foto: Joey Graceffa beim Digifest NYC / Youtube)

YouTuber sind die neuen Popstars. Ihre Erfolge werden in Klicks und Abonnenten gemessen. Bei Gronkh, der seine Zuschauer in die pixelige Welt von Minecraft mitnimmt und das Open-World-Spiel mit Sätzen kommentiert wie „Uh, hier ist eine Höhle!“, und bei Bibi von Bibis Beauty Palace, die sich über Kosenamen von Pärchen wie „Knuddelpups“ lustig macht, gehen die Abonnentenzahlen in die Millionenhöhe. Doch kann man mit den Online-Stars auch über YouTube hinaus Geld verdienen – auf der Bühne zum Beispiel, so ganz offline?

Klicks in Ticketverkäufe verwandeln

Events mit YouTube-Stars sind im Kommen. Die New York Times berichtete vom Digifest NYC, bei dem Anfang Juni 70 YouTuber auf drei Bühnen vor ihren Fans auftraten. Um die Sicherheit zu gewährleisten, standen den 12.500 teilweise ekstatisch kreischenden Teenies 150 Security-Mitarbeiter gegenüber. Die Veranstalter des Start-Ups DigiTour Media aus Los Angeles wollen Klicks in Ticketverkäufe verwandeln. Die Idee: Social Media Stars, die tausende Follower auf YouTube, Instagram oder Vine haben können ebenso viele Besucher für ein Live-Event mobilisieren. Offenbar ist die Event-Agentur mit diesem Konzept erfolgreich. Im vergangenen Jahr verkaufte sie nach eigenen Angaben noch 18.000 Tickets. Dieses Jahr erwartet DigiTour Media einen Absatz von 100.000 Tickets und für 2015 lautet das Ziel 250.000 Ticketverkäufe.

Ähnliche Events sind die VidCon in Californien, die im Juni dieses Jahres fast 19.000 Besucher zählte und das Playlist Live aus Florida, ein Festival für Social Media Stars, das im November als dreitägige Veranstaltung in New Jersey geplant ist. Kostenpunkt: 199 Dollar für ein Standardticket. Der Boom von Events dieser Art ist jedoch nicht nur in den USA zu beobachten, sondern er breitet sich weltweit aus. Mit seiner globalen Ausrichtung fand das von YouTube selbst initiierte YouTube FanFest beispielsweise bereits in Singapur, Sydney und Mumbai statt.

YouTube-Stars auf der Bühne

Wer mit Videos vor privater Kulisse eine große Reichweite erzielt, muss nicht ebenso viel Talent für Live-Entertainment haben. DigiTour hat die Performance-Zeit der einzelnen YouTube-Stars aus diesem Grund auf 5 bis 15 Minuten beschränkt. Es gibt einige kurze Musik- und Comedy-Performances, aber vielen Teilnehmern genügt allein der Anblick ihrer YouTube-Lieblinge.

Besucher bezahlten für den Eintritt beim Digifest 35 Dollar, einige gaben auch 100 Dollar für V.I.P.-Tickets aus. Die YouTuber wurden unterschiedlich bezahlt. Während die weniger Bekannten umsonst auftraten, bekamen die großen YouTube-Stars bis zu 10.000 Dollar Gage.

Dass Social Influencer kein Garant für den Erfolg eines Events sind, mussten kürzlich die Veranstalter der DashCon erfahren. Für das zweitägige Event um die Social-Media-Plattform Tumblr wurden 3.000 bis 7.000 Besucher erwartet – gerade einmal 1.500 kamen. Die versäumten Einnahmen der Ticketverkäufe wurden in einer Notfall-Fundraising-Aktion am Tag der Veranstaltung im Umfang von 17.000 Dollar gesammelt. Die Veranstalter gaben vor, dass Hotel würde sie ansonsten vor die Tür setzen – tatsächlich konnten die Tumblr-Stars nicht bezahlt werden.

Videodays in Köln 

Als deutsches Event-Format mit Social Media Stars konnten sich die Videodays etablieren, die seit 2010 zeitgleich mit der Gamescom in Köln stattfinden und mit 9.500 Besuchern im letzten Jahr als größtes YouTuber-Treffen Europas gelten. 2013 war die Veranstaltung für Besucher erstmals nicht mehr kostenlos. Die Ticketpreise für dieses Jahr liegen zwischen 20 und 30 Euro. Hinter der Veranstaltung steckt das Unternehmen Mediakraft Networks – ein deutschstämmiges YouTube-Netzwerk, das kürzlich Investitionen in Höhe von 16,5 Millionen Euro eingesammelt hat.

Events mit YouTubern professionalisieren

Das Interesse der Abonnenten, ihren Lieblings-YouTubern live zu begegnen, ist groß. Fan-Treffen privat zu organisieren kann aber riskant sein, wie Bibi von Bibis Beauty Palace und Dagi Bee Anfang des Jahres selbst erfahren mussten, als einige Mädchen im Gedränge um ihre Stars in Panik verfielen. Christoph Krachten, Organisator der Videodays und Präsident von Mediakraft, ist der Meinung, dass die Veranstaltungen professioneller werden müssen, so wie die YouTuber selbst es auch werden. Bei den vergangenen Videodays wurden mehrere 10.000 Euro für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben.

Mit genügend Reichweite und dem richtigen Geschäftssinn können sich durch YouTube bekannt gewordene Comedians wie Teddy Comedy auch eine eigene Tour ermöglichen. Der ausgebildete Schauspieler Tedros Teclebrhan spielt in seinem Video „Umfrage zum Integrationstest“ von 2011 einen schlecht integrierten Einwanderer, der alle Klischees bedient. Mittlerweile wurde das Video über 24 Millionen mal aufgerufen, Teddy bekam seine eigene Show auf ZDF Neo und ab Herbst ist er mit seinem Live-Programm mit Tickets um die 35 Euro deutschlandweit unterwegs.

Auch wenn die Videodays noch nicht so viele Besucher zählen wie vergleichbare US-Events, sind die rasant steigenden Teilnehmerzahlen beachtlich: 2010 startete die Veranstaltung mit 400 Besuchern und die Teilnehmerzahl konnte jedes Jahr um ein vielfaches erhöht werden. Vergangenes Jahr wurden nach eigenen Angaben 9.500 Fans gezählt.

Youtuber
CM
Autor*In
Chantal Mahlen
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