VW-CEO Oliver Blume: Autonomes Fahren in Deutschland ab 2027 sehr realistisch
Im OMR Podcast spricht der 57-Jährige über die Aufgabe, zwei DAX-Konzerne gleichzeitig zu führen und fit für die Zukunft zu machen.
Oliver Blume muss den Sportwagenbauer Porsche durch herausfordernde Zeiten führen – hat vor knapp drei Jahren aber auch noch den Chefposten beim damaligen Mutterkonzern Volkswagen übernommen. Im OMR Podcast spricht er über seine Rolle als Doppel-DAX-CEO, den Zeitplan für autonomes Fahren in Deutschland und die Planung seines Alltags.
Autonomes Fahren und Elektromobilität, Zolldrohungen in den USA und ein zerstörerischer Konkurrenzkampf in China – es gibt kaum einen Job, der gerade so herausfordernd ist wie der Chefposten bei einem deutschen Automobilhersteller. Und Oliver Blume hat all diese Hürden gleich doppelt. Mit dem Sportwagenhersteller Porsche und dem Volkswagen-Konzern führt der 57-Jährige gleich zwei DAX-Schwergewichte gleichzeitig. Kein Wunder, dass immer wieder die Frage aufkommt, wie lange man so ein Pensum eigentlich durchhalten könne.
"Ich würde mal sagen, ich arbeite an den Wochentagen so zwölf Stunden, meist ohne Pause. Und am Wochenende dann nochmal so zweimal fünf Stunden", gibt Oliver Blume bei der Live-Aufnahme des OMR Podcasts auf dem YouTube-Festival in Berlin Einblick in seinen Alltag. Selbst Freiräume für Sport und Familie werden akribisch in den Kalender eingepflegt, um, wie es Blume ausdrückt, "auch eine gute Balance zu haben". Körperliche Fitness sei wichtig, um auch geistig fit zu sein und zu bleiben.
"Wollen doppelt so gut sein wie menschliche Fahrer"
Aber dennoch, wie lange kann man dieses Pensum durchhalten? Festlegen will sich der VW- und Porsche-Chef nicht. Zuletzt hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, Blume wolle seinen Porsche-Job abgeben und sich ab Herbst auf Volkswagen konzentrieren. Im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer sagt Oliver Blume, es sei immer klar gewesen, dass die Doppelrolle nicht auf Dauer ausgelegt sei. Und natürlich seien die Herausforderungen gestiegen, seit er 2022 zusätzlich zum Porsche- auch noch den VW-Chefposten übernommen habe. Auch er müsse mit seiner Energie und seinen Kräften haushalten. Dennoch: "Der Moment ist noch nicht entschieden und wird zum richtigen Zeitpunkt kommen."
Bei einem anderen Thema legt sich der Auto-Manager hingegen sehr viel konkreter fest: Dass ab 2027 in Deutschland autonom fahrende Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden, hält er für "sehr, sehr realistisch". Volkswagen sei heute schon in der Lage, fahrerlose Fahrzeuge auf die Straße zu schicken. Momentan arbeite man allerdings noch mit einem Sicherheitsfahrer bzw. einer -fahrerin. "Wir haben den Ehrgeiz, dass wir in Bezug auf Sicherheit doppelt so gut sein wollen wie ein menschlicher Fahrer – und da sind wir noch nicht. Das wird aber in den nächsten zwei Jahren passieren."
Volkswagen ist Europas größtes Unternehmen
Für den Volkswagen-Konzern, mit rund 670.000 Beschäftigten und 13 Marken immerhin Europas größtes Unternehmen, ist es eine Aufholjagd. Google-Fahrzeuge sind bereits heute autonom auf US-Straßen unterwegs, Marken wie Tesla haben die Deutschen in der Vergangenheit beim Thema Elektromobiltät abgehängt. Oliver Blume versucht seit seinen Amtsantritt die Quadratur des Kreises: Volkswagen soll weiter Profite mit Verbrennern erwirtschaften, beim Thema E-Mobilität vorne mitmischen, die Rückstände im Software-Bereich aufholen und noch dazu seine Marktposition in China verteidigen, wo angesichts der Vielzahl chinesischer Hersteller ein herausfordernder Preiskampf ausgebrochen ist, der viele Marken unter Druck setzt.
"Ich sehe uns mittlerweile auf einem ganz guten Weg, weil wir die richtigen Weichen gestellt haben", sagt Blume. Mit 28 Prozent Marktanteil sei man inzwischen beim Thema E-Mobilität in Europa führend (wobei man wohl auch, was Blume nicht sagt, von den Fehlern beim Konkurrenten Tesla und dem dramatischen Image-Verlust von dessen CEO Elon Musk profitiert), in China entwickele man inzwischen Fahrzeuge speziell für den dortigen Markt. Generell versucht Blume die Marken so auszurichten, dass sie sich den Herausforderungen in den jeweiligen Regionen anpassen können – in China, aber auch in den USA, wo Präsident Donald Trumps Zollpolitik die Autohersteller geradezu zwingt, stärker vor Ort zu produzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Blume verlagert daher Produktion und Entwicklung stärker in die jeweiligen Absatzmärkte.
Im OMR Podcast verrät Oliver Blume, wie seine Strategie genau aussieht, wie er die Entwicklungen in China beurteilt, mit welchen Tech-Größen er regelmäßig im Austausch ist und bei welchem Problem ihm zuletzt ein Youtube-Tutorial geholfen hat.