Verena Hubertz: Von der Koch-App-Gründerin zur wichtigsten Wirtschaftspolitikerin Deutschlands
Als Neuling im Bundestag hat Verena Hubertz in kürzester Zeit eine rasante Karriere hingelegt. Darüber spricht sie jetzt im OMR Podcast.
Studium an der WHU, Gründung in Berlin, Millionen-Exit mit Kitchen Stories: Verena Hubertz hat eine klassische Gründer*innen-Karriere begonnen – um dann alles ganz anders zu machen. Die heute 35-Jährige kandidierte für den Bundestag und stieg dort nach dem Wahlsieg direkt zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD auf. Im OMR Podcast verrät sie, warum ein Job bei Burger King ihr Leben veränderte.
Verena Hubertz hat mit Apple-Chef Tim Cook Pancakes gebacken, aber das hat ihr Leben weniger verändert als die Zubereitung von Whopper und Co. mit Menschen wie Oleg. 2009 arbeitet die heute 35-Jährige bei Burger King, als Frank-Walter Steinmeier im Bundestagswahlkampf Verena Hubertz Heimatstadt Trier besucht. "Er hat vor der Porta Nigra eine flammende Rede für den Mindestlohn gehalten, und die hat mich total mitgerissen", sagt Verena Hubertz. Bei Burger King habe sie damals 6,13 Euro verdient und sich gedacht: "Mindestlohn wäre doch mal was für mich. Aber auch für Oleg neben mir an der Kasse, der Frau und Kinder damit durchbekommen muss."
Steinmeier verliert den Wahlkampf, aber die SPD gewinnt Verena Hubertz als Mitglied – und die gewinnt Jahre später einen Wahlkreis direkt, in dem zuvor jahrelang nie ein Sozialdemokrat triumphieren konnte, und zieht damit selbst in den Bundestag ein. Es ist eine Geschichte, die jedes sozialdemokratische Herz zwischen Flensburg und Füssen erwähnen dürfte. Es ist eine dieser Geschichten, die das Momentum verdeutlichen, das die Partei bei der Wahl 2021 hatte.
Vom Neuling zum Fraktions-Vize
Aber Verena Hubertz will es nicht bei diesem einen Sieg bewenden lassen, bei diesen vier Jahren Politik. Sie will weiter dabei sein, weiter mitgestalten, denn das kann sie bereits jetzt deutlich stärker, als man das als Neuling im Bundestag eigentlich erwarten darf. Hubertz wird nach der Wahl stellvertretende Fraktionsvorsitzende, verhandelt für die Partei das Heizungsgesetz oder das Freihandelsabkommen Ceta. Top-Manager*innen besprechen mit ihr ihre Themen, demnächst trifft sie Microsoft-CEO Satya Nadella.
"Meinen Jour-Fixe habe ich jetzt mit Robert Habeck und nicht mehr mit meiner Mitgründerin", sagt Verena Hubertz beim Treffen mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer in ihrem Abgeordnetenbüro. Gründerin – das ist auch so ein Wort, das in der Politik eher exotisch daher kommt. Unternehmer*innen sind im Bundestag unterrepräsentiert, eine Vielzahl der Mandatsträger*innen hat Jura studiert oder war Lehrer*in.
Pancakes backen mit Tim Cook
Verena Hubertz hingegen hat nach dem Studium an der privaten Business-School WHU im rheinland-pfälzischen Vallendar gemeinsam mit Mengting Gao das Startup Kitchen Stories gegründet und aufgebaut (hier waren die beiden 2018 zu Gast im OMR Podcast). Für Aufsehen sorgten sie 2017, als Apple-Chef Tim Cook bei ihnen zu Besuch war und gemeinsam mit den Gründerinnen ein paar Pancakes zubereitete. Cook war damals auf Deutschland-Tour – und die erfolgreich von zwei Frauen gegründete Koch-App passte perfekt zur Botschaft, die er senden wollte: Diversität ist Apple wichtig.
Kitchen Stories wurde später an eine Tochtefirma von Bosch verkauft, zur Kaufsumme will sich Verena Hubertz nicht äußern. Doch eine Summe von rund 20 Millionen Euro, die immer wieder mal genannt wird, dementiert sie auch nicht. Mit einem Teil des Gewinns aus dem Verkauf hat Hubertz unter anderem ihren Wahlkampf finanziert, auch wenn sie sagt: "In Deutschland entscheidet nicht der Geldbeutel, ob du gewählt wirst".
Im OMR Podcast verrät die SPD-Politikerin, welche Hacks sie im Wahlkampf angewandt hat, wie ihr Verhältnis zu Bundeskanzler Olaf Scholz ist und welche Rolle die Startup-Themen inzwischen in ihrem politischen Alltag spielen.