“Bis 2024 profitabel” – Veganz-Gründer Jan Bredack im OMR Podcast
Mit Foodtech-Innovationen will das von Verlusten geplagte Unternehmen die Wende schaffen
- Von der Breitling zum Bratling
- 40 Millionen Euro mit dem Börsengang
- Der Weg zur 400 Millionen Bewertung
- Die Themen des OMR-Podcasts mit Jan Bredack im Überblick:
2011 eröffnet Jan Bredack in Berlin Prenzlauer Berg den ersten komplett veganen Supermarkt. Zehn Jahre später geht Veganz an die Börse, ist knapp 100 Millionen Euro wert. Heute sind es nur noch rund 20 Millionen. Im OMR Podcast spricht der Gründer über frühe Gewinne, langwierige Verluste und wie er Veganz mit Erbsenfarmen und Hafermilch aus dem Mixer bis 2024 wieder profitabel machen will.
Für Trends hatte Jan Bredack schon immer ein gutes Gespür. Das stellt er unter Beweis, schon lange bevor er im hippen Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg den ersten veganen Supermarkt eröffnet. 1998, als ein einfacher Computer noch 6.000 Mark kostete, gründet er – neben seinem Vollzeitjob bei Daimler – ein erstes Digitalunternehmen: einen Grußkartenversand. Deutsche Auswanderer suchten auf der Plattform Grußkartenmotive aus und übermittelten die lieben Worte für die Mutter oder Oma einfach online.
Bredack und seine damalige Frau schrieben sie per Hand ab und brachten die Karte zur Post. Einen Tag später war die Grußkarte vom Enkel aus Australien im Briefkasten. „Das ist ein Millionenbusiness geworden“, mit bis zu 500 Aufträgen am Tag, sagt Bredack im OMR Podcast. Später kamen Musicalgutscheine dazu. Zuerst als Angebot für Leute, die zusätzlich zu den Grußkarten etwas verschenken wollten. Dann wurde aus dem Grußkartenversand ein Konglomerat an Online-Händlern für Musicaltickets. Und Bredack Internet-Millionär, noch vor seinem 30. Geburtstag.
Von der Breitling zum Bratling
Bredack hat sich bei währenddessen bei Daimler vom KfZ-Mechaniker zur Führungskraft hochgearbeitet, trägt Anzug und Breitling-Uhr – und endet mit Burnout. Er wird vegan, kündigt seinen Managerposten und investiert laut eigener Aussage 800.000 Euro in den ersten Supermarkt für vegane Produkte in Deutschland. Damit legt er den Grundstein für die erste vegane Supermarktkette Deutschlands.
2016 habe es in Deutschland zwölf Supermärkte gegeben, dazu Franchises in Österreich und Tschechien. Er importiert und verkauft Pizza, Käse, Joghurt, Fleischersatz. „Ich war der größte Importeur veganer Lebensmittel aus den USA“, sagt Bredack im OMR Podcast. Später wird aus dem Einzelhandelsunternehmen ein Großhändler mit 400 Mitarbeitenden, der unter anderem Edeka und Rewe mit veganen Produkten beliefert. Doch unter dem bundesweit wachsenden Angebot in Supermärkten leiden die eigenen Filialen: Ende 2016 ist das Veganz-Ladengeschäft insolvent, bis auf einen werden alle geschlossen.
40 Millionen Euro mit dem Börsengang
2018 kommt das Rebranding. Neuer Markenauftritt, neues Logo und vor allem die Umstellung vom Großhändler zur Eigenmarke. Zu Spitzenzeiten gibt es rund 400 Veganz-Produkte, darunter veganer Käse, Fisch und Ei. „Wir haben Pizza nach Australien geliefert, Kekse nach Japan“, sagt er. 2021 geht das Unternehmen an die Börse, der Unternehmenswert liegt kurz danach bei knapp unter 100 Millionen Euro, durch den Börsengang kommen zusätzlich rund 40 Millionen Euro rein.
Doch auch der Aufwind hält nicht lang: Die Aktie verliert im im folgenden Jahr über 80 Prozent, Inflation und steigende Rohstoffpreise tun bis heute ihr Übriges. „Die Leute kaufen noch vegan, sie kaufen es aber nicht mehr von einer Marke sondern sie gucken, dass sie es möglichst günstig kriegen“, sagt Bredack im OMR Podcast. Derzeit ist das Unternehmen an der Börse gerade mal rund 20 Millionen Euro wert, dauerhaft profitabel war es ohnehin noch nie.
Der Weg zur 400 Millionen Bewertung
Das soll sich nun ändern. „Bis 2024 ist die Butze profitabel“, sagt Bredack im OMR Podcast. Um wieder „in die Richtung 300 bis 400 Millionen Euro Bewertung“ zu kommen, setzt der Pionier auf Food-Tech-Innovationen: So will er Vertical Farming betreiben, also Lagerhallen, in denen beispielsweise massenhaft Erbsen für die Produktion von Fleischersatzprodukten angebaut werden sollen.
Oder Milik, butterbrotpapierartige DIN-A4-große braune Blätter aus Haferkorn, die sich im Mixer mit ein bisschen Wasser in einen Liter vegane Milch verwandeln sollen. Bredack hat für diese und weitere Technologien Patente erworben. Und macht so aus dem einstigen Einzelhändler, der zum Großhändler wurde, nun einen Lebensmittelproduzenten.
Wenn Ihr mehr über die Zukunftspläne von Veganz erfahren wollt, wenn ihr wissen wollt, weshalb Bredack und seine Familie schon terrorisiert wurden und warum er bald zusätzlich zu Hafermilch auch Cannabis drucken könnte, dann hört Euch die neueste Folge des OMR Podcasts an.
Die Themen des OMR-Podcasts mit Jan Bredack im Überblick:
(00:00:00) Intro (00:03:30) Frühe Anfänge: Millionenbusiness Digitale Grußkarten (00:11:50) Daimler Karriere und Repmycar (00:16:40) Veganz’ Anfänge in Russland (00:30:00) Terror und Vorwürfe des Rechtsradikalismus (00:36:20) Das Veganz-Rebranding und heutige Geschäfsmodell (00:47:20) Der Börsengang und die Folgen (00:53:00) Wie Veganz wieder zur Hundertmillionen-Bewertung kommen soll