Uli Hoeneß über den FC Bayern, Briefe vom Red-Bull-Boss und die Lage in Deutschland
10 Jahre OMR Podcast: Das große Update mit dem Ehrenpräsidenten des deutschen Rekordmeisters.
Formal ist Uli Hoeneß nur noch Ehrenpräsident und einfaches Mitglied des Aufsichtsrates beim FC Bayern München. Doch abseits des Protokolls ist der langjährige Architekt des Erfolgs natürlich immer noch die prägende Figur beim deutschen Rekordmeister. Wie also blickt er heute auf den Verein, den er erst als Spieler und später als Manager so stark geprägt hat wie kaum jemand sonst? Im OMR Podcast spricht Uli Hoeneß über die aktuellen Erfolge, Investoren aus Saudi-Arabien und Co. – und einen entscheidenden Anruf des verstorbenen Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis.
Uli Hoeneß hat gute Laune. Am Vorabend der Podcast-Aufnahme hat der FC Bayern München gegen Paris St. Germain gewonnen – trotz einer roten Karte und einem Mann weniger für die Hälfte des Spiels. Das 1:2 im Parc de Princes von Paris ist mehr als ein Sieg. Es ist ein Triumph über den aktuellen Champions-League-Sieger, erkämpft und erspielt von einem Club, der noch vor einigen Wochen medial ziemlich abgeschrieben wurde. Eine gute Gelegenheit also, um mit Hoeneß auf die aktuelle Lage im Fußball zu schauen, über die Stimmung in Deutschland zu diskutieren und einen Blick in die Geschichtsbücher des FC Bayern München zu werfen.
Wie war das zum Beispiel mit dem Basketball, Uli Hoeneß? "Basketball war immer so eine kleine Nische beim FC Bayern", sagt Hoeneß. Als langjähriger Manager hat er sich um den Fußball-Betrieb gekümmert und aus dem Club ein Multimillionen-Business geformt. Man habe damals beschlossen, die Basketball-Abteilung mit 500.000 Mark bzw. später Euro zu subventionieren, sagt er. Das Geld habe für den Spielbetrieb gereicht, ohne aus dem Verein einen natürlichen Kandidaten für den Aufstieg in die erste Liga zu machen. "Uns war klar: Wenn die aufsteigen würden, kostet uns das eine Schweine-Geld", sagt Uli Hoeneß. Und das Geld, so muss man das vielleicht deuten, wollte er als damaliger Manager lieber für den Fußball verwenden. Doch sollte er mal Präsident werden, so versprach er es dem Vize-Präsidenten Bernd Rauch, werde er sich um die Sparte kümmern. "Und kaum war ich Präsident, stand er in der Tür."
Ein Brief von Dietrich Mateschitz
Es ist der zweite Auftritt von Uli Hoeneß im OMR Podcast. 2019 hat OMR-Gründer Philipp Westermeyer ihn das erste Mal zum Gespräch getroffen. Die Aufnahme war lange Zeit die erfolgreichste Episode des OMR Podcasts. Als wir daher überlegt haben, welchen Gast wir gerne für die Folge am 23. November 2025, den 10. Geburtstag des OMR Podcasts, gewinnen würden, war Uli Hoeneß einer der natürlichen Favoriten. Er hat zugesagt. Und so haben wir ihn zum großen Update in der Geschäftsstelle des FC Bayern München an der Säbener Straße erneut getroffen – und dabei eben auch über Themen abseits des Fußballs gesprochen. Also zum Beispiel auch über Basketball.
Hoeneß erzählt, er habe damals sein Versprechen halten wollen, sich für den Basketball beim FC Bayern einzusetzen. Doch dafür habe es auch eine größere Halle gebraucht. "Und da hatte ich das Glück, den Mateschitz kennenzulernen", sagt Hoeneß. Den Mateschitz – das ist natürlich Dietrich Mateschitz. Der inzwischen verstorbene Brause-Unternehmer aus Österreich wollte in München mit Red Bull beim Eishockey einsteigen, brauchte aber eine größere Halle dafür. Wäre das nicht ein guter Anlass, um zu kooperieren, wenn er mit Red Bull die Kosten übernehmen würde? "Tja, und dann kam ich ins Gefängnis", sagt Uli Hoeneß und spricht damit über den dunkelsten Teil seiner Karriere, die Haftstraße wegen Steuerhinterziehung. Seine Nachfolger*innen im Verein verfolgten das Projekt erstmal nicht weiter. Doch kaum hatte Hoeneß seine Strafe verbüßt, habe da ein Brief auf seinem Schreibtisch gelegen. Absender: Dietrich Mateschitz. "Lieber Herr Hoeneß, freue mich, dass Sie wieder da sind. Was ist mit unserem Projekt?" 2025 holten die Basketballer des FC Bayern München im von Red Bull gebauten SAP Garden in München vor 11.500 Fans erneut den Meistertitel.
"Ich dachte, das sei eine Operetten-Liga"
Hier die Kooperation beim Basketball, dort die Konkurrenz beim Fußball – für Hoeneß schließt sich das nicht aus. Mit RB Leipzig gibt es in der Bundesliga einen Bayern-Konkurrenten, der sich durch das Geld von Red Bull in die Spitze der deutschen Fußball-Elite vorarbeiten konnte. Überholt hat man die Bayern dort bislang allerdings maximal temporär. "Die anderen Clubs machen Schritte und wir machen auch Schritte. Am Ende geht es immer um die Schrittlänge", sagt Uli Hoeneß. Und das gilt im Grunde auch weltweit: Denn nicht nur in der Bundesliga, auch international werden die Bayern von Investoren-finanzierten Clubs stärker herausgefordert als je zuvor. Die Clubs der Premier League sind dank Investor*innen und hohen Fernseh-Einnahmen in der Lage, Ablösesummen zu bezahlen, die sich kaum ein deutscher Club leisten kann. Und in Saudi-Arabien und Co. werden mit viel Geld neue Ligen hochgezogen, die dann auch europäische Profis locken. "Ich dachte, das sei eine Operetten-Liga", sagt Uli Hoeneß über die Saudi Professional League. Nach einigen Berührungspunkten im Rahmen der Club-WM im Sommer ist sein Respekt gewachsen.
Die Veränderungen im Fußball lassen sich dabei ein Stück weit auch auf die aktuelle politische Lage übertragen: Weltweit entsteht neue Konkurrenz – und genau wie der FC Bayern geht es auch für Deutschland darum, größere Schritte zu machen als die anderen, um nicht irgendwann zurückzufallen. Dass die Lage aktuell so trist ist, hat aus Hoeneß-Sicht auch viel mit falschen Prioritäten zu tun. Politiker*innen würden zu viel reden, anstatt sich erstmal auf die Arbeit zu fokussieren und Ergebnisse zu erzielen. Den Medien gibt er daran eine Mitschuld. "Die müssen auch mal Ruhe geben. Unsere Regierung ist jetzt sechs Monate im Amt und man hat immer das Gefühl, dass man ihnen gar keine Zeit gibt", sagt Hoeneß.
Im OMR Podcast spricht der frühere Manager außerdem darüber, warum die Suche nach seinem eigenen Nachfolger so schwer war, warum es bei seiner Wurstfabrik besser geklappt hat – und wie er versucht hat, Ex-Nationalspieler Thomas Müller eine zweite Karriere beim FC Bayern schmackhaft zu machen.