Wie die Wünsche Group mit Konserven, BHs und Co. auf 700 Millionen Euro Umsatz wuchs

Im OMR Podcast spricht Thomas Wünsche über aktuelle Herausforderungen des Familienunternehmens und seine Nachfolge. Tochter Jo Wünsche hat andere Karrierepläne.

Inhalt
  1. Trennung zwischen Geschäft und Privatleben
  2. Zoff hinter den Kulissen

Vor 90 Jahren als Getreidehandel gegründet, ist die Wünsche Group heute im internationalen Handel in zahlreichen Produktsegmenten vertreten: Das Unternehmen aus Hamburg verkauft alles von Tomatenmark über Kleidung hin zu Sportgeräten und macht damit einen Jahresumsatz von 700 Millionen Euro. Im OMR Podcast sprechen Thomas Wünsche und Tochter Jo über Streit im Familienunternehmen, das Private-Label-Geschäft und den Karriereweg Social Media.

1934 beginnt die Unternehmensgeschichte der heutigen Wünsche Group. Thomas Wünsches Großvater gründet damals ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft der Getreidehandel ist. Als die nächste Generation einsteigt, fährt sie zweigleisig: "Mein Onkel hat eher diesen Getreidebereich weitergeführt", sagt Thomas Wünsche. Sein Vater Wolf-Jürgen Wünsche hingegen fokussiert sich auf Lebensmittelkonserven, kann 1962 Aldi als Kunden gewinnen. Es folgen Jahre, in denen die Brüder immer stärker expandieren und zahlreiche Unternehmen aufkaufen. Zeitweise gehören B2C-Marken wie Joop zum Unternehmen. Doch hinter den Kulissen kracht es ordentlich: Sein Vater und sein Onkel Kai Wünsche streiten sich jahrelang im Vorstand so heftig, bis Wolf-Jürgen Wünsche aus dem Unternehmen fliegt – und sich später einen Teil zurückkauft. Er habe einzelne Unternehmen aus der damaligen Aktiengesellschaft herausgekauft, sagt Thomas Wünsche im OMR Podcast.

Als Thomas Wünsche mit 29 Jahren in das Unternehmen seines Vaters einsteigt, hat dieses 35 Mitarbeitende und verkauft hauptsächlich Champignons, Spargel, Mandarinen, Ananas oder Tomaten – alles aus der Dose. Ab 1995 beginnt Thomas Wünsche zusammen mit seinem Geschäftspartner Björn Peters, Aktionswaren für den Handel zu besorgen. Von Laufbändern über Airfryer bis hin zu BHs, Kleidung oder Tomatenmark verkauft die Wünsche Group heute eine breite Produktpalette, in erster Linie B2B. Aus 35 Mitarbeitenden sind 1200 geworden.

Trennung zwischen Geschäft und Privatleben

Thomas Wünsches Tochter Jo geht ganz andere Karrierewege. Sie ist als Influencerin erfolgreich, hat auf Tiktok und Instagram mehr als eine Million Follower*innen. Bei ihrem Content dreht sich vieles um einen gesunden Lebensstil, Ernährung und ihren Weg, wie sie 40 Kilogramm abgenommen hat. Gerade baut sie mit zwei Co-Foundern ihre eigene Firma auf: Mit Bodywish will sie Zuckerersatzprodukte auf Stevia-Basis verkaufen. Bisher verkaufen sie ausschließlich online. "Aber wir wollen 2025 natürlich auch in den Retail rein", sagt Jo Wünsche.

Die Unterstützung ihres Vaters hat sie dabei: "Ich hatte immer so die Idee, dass meine Kinder sich komplett frei entfalten können und eigentlich genau das machen, was ihren Neigungen entspricht." Das Familienunternehmen ist kaum Thema, als die drei Kinder klein sind. Daran kann sich auch Jo Wünsche erinnern: Als Kind habe sie fast nichts vom Geschäftsleben ihres Vaters mitbekommen, sagt sie. "Papi hat ganz klar Geschäft und Privatleben getrennt." Eine bewusste Entscheidung ihres Vaters. Erst als die Kinder älter sind, bringt er ihnen das Geschäft peu à peu näher. Heute ist ihm Transparenz an dieser Stelle sehr wichtig.

Zoff hinter den Kulissen

Denn Thomas Wünsche hat nicht nur einmal erlebt, wie es in Familien krachen kann, wenn es ums Business geht, um unterschiedliche Vorstellungen der Unternehmensausrichtung oder die Nachfolge: bei seinem Vater und seinem Onkel, klar. Aber auch Jahre später, als der Vater an ihn übergab, habe es Konflikte gegeben, erzählt Thomas Wünsche im OMR Podcast.

Der Unternehmer will es bei seiner Familie besser machen. Er selbst hat sich bereits aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und überlässt dieses seinem Geschäftspartner Björn Peters. Seine Familiennachfolge geht er strategisch an: "Ich versuche das so zu machen, dass es keinen Streit in der Familie gibt, aber trotzdem so, dass Menschen aus der Familie Verantwortung übernehmen fürs Unternehmen." Dabei helfen sollen ein externer Coach, viele Gespräche und gemeinsame Urlaube: "Wir machen immer einen Familienurlaub im Jahr oder zwei und dann gehen wir alle Reportings zusammen durch." Jo Wünsche will sich noch offenhalten, ob eine Karriere bei der Wünsche-Gruppe für sie infrage kommt. Erstmal liegt ihr Fokus auf Social Media und ihrem eigenen Unternehmen. Ihr Bruder und ihre Schwester hingegen sind sich schon sicher, dass sie ins Familienunternehmen einsteigen wollen.

Im OMR Podcast sprechen Thomas und Jo Wünsche außerdem über ihren Blick auf neue Billig-Konkurrenten aus China wie Temu und Shein, verraten, wann die Firma mit einem Milliardenumsatz rechnet und was das aktuelle Trendprodukt ist, von dem sich Thomas Wünsche eine Menge Verkäufe verspricht.

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Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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