„Alle schauen, was Square macht“ – das Erfolgsfintech und seine Investments in Europa
Der Börsenkurs geht durch die Decke – und das Super-Fintech will auf den europäischen Markt
Fast neidisch klingt das Urteil eines deutschen Gründers. „Alles schauen, was Square macht“, sagt er. So wie fast keinem anderen Fintech-Startup der Welt ist es der Firma von Twitter-CEO Jack Dorsey gelungen, sich mit unterschiedlichen Finanz-Geschäftsmodellen breitzumachen. Square ist Zahlungsdienstleister von mehreren Millionen Händlern weltweit. Parallel bedient es mehr als 30 Millionen Kunden mit seiner Cash App, sie kaufen Aktien oder bezahlen mit der dazugehörigen Kreditkarte. Bitcoin-Handel bietet Square ebenfalls an, allein im vergangenen Quartal verdiente es damit 1,6 Milliarden Dollar.
Seit das Super-Fintech Ant Financial im Kräftemessen mit den chinesischen Aufsichtsbehörden einen Rückschlag erlitten hat und seinen großen Börsengang verschieben musste, ist das Ansehen von Square noch einmal gestiegen. Der Börsenkurs geht seit Monaten durch die Decke, mittlerweile ist die US-Firma mit 88 Milliarden Dollar bewertet.
Schon aus diesem Grund ist ein Funding Ende der vergangenen Woche nicht unbemerkt geblieben: Square hat sich bei dem italienischen Finanz-Startup Satispay beteiligt. Insgesamt 18 Millionen Dollar soll Square in einer 100-Millionen-Runde beigesteuert haben. Genau dieses Satispay will sich mit dem neuen Geld in Deutschland ausbreiten.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Finance Forward. Auf dem Schwesterportal von OMR dreht sich alles rund um die Themen Fintechs, Kryptowährungen und Digital-Banking.
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Um die Tragweite zu verstehen, muss man sich die Cash App von Square anschauen. Das Erfolgsprojekt ist in Europa weitgehend unbekannt. Geld verschicken, bezahlen, Aktien handeln und Bitcoin kaufen – alles ist möglich mit der Finanz-App. Durch schlaue Marketing-Tricks gelang es dem US-Unternehmen in den vergangenen Jahren, unglaublich schnell zu wachsen.
So kooperiert das Unternehmen mit Hip-Hop-Stars und setzt auch sonst auf Viral-Marketing, wie OMR vor einigen Monaten analysierte. Weit vor den vielen Smartphone-Banken liegt die Cash-App mit mehr als 30 Millionen Kunden. Zum Vergleich: N26 kommt auf etwa fünf Millionen. In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte das Unternehmen nur mit seiner Finanzapp einen Umsatz von 744 Millionen Dollar. Gerade die Umsätze mit Bitcoin – Jack Dorsey ist ein großer Fan von Kryptowährungen – waren verantwortlich für die guten Quartalszahlen. In die Cash App wolle das Unternehmen massiv investieren, teilte die Finanzchefin Amrita Ahuja mit.
Als Zahlungsdienstleister hat Square zeitweise unter Corona gelitten. Doch auch diese Zahlen konnten sich im dritten Quartal wieder erholen. Das Unternehmen bietet umfangreiche Technik vor allem für kleine Händler an, zum Beispiel Cafés und Yoga-Studios können nicht nur das Kassensystem, die Zahlungsabwicklung, sondern auch die Terminplanung per Square erledigen. Viele europäische Konkurrenten verfolgen eine ähnliche Strategie: Unzer (ehemals Heidelpay) stieg beispielsweise beim Kassensystem Tillhub ein und Sumup kaufte vor wenigen Tagen den Anbieter Goodtill. „Die Payment-Anbieter versuchen den Händlern immer mehr anzubieten, um den Lock-in-Effekt zu erhöhen“, sagt ein Gründer aus der Branche. Je mehr Dienste ein Unternehmen verwendet, umso aufwendiger ist es, wieder zu wechseln. Dass diese Strategie funktioniert, habe Square gezeigt.
Trotz der guten Quartalszahlen (starkes Wachstum, kleiner Gewinn) muss Square weiterhin beweisen, dass es 88 Milliarden Dollar wert ist – bei einem Umsatz von 7,6 Milliarden in den vergangenen zwölf Monaten und etwa 46 Millionen Dollar Verlust. Analysten wie der Citi-Banker Peter Christiansen sehen laut Bloomberg die Zukunft in neuen Produkten, Zukäufen und einer internationalen Expansion.
Kauf in Spanien
Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Bislang ist das Unternehmen in den Märkten USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Japan aktiv, doch der Wachstumsdruck führt das Unternehmen zunehmend auch in andere Länder. Den ersten Schritt nach Festland-Europa machte Square im Sommer: Es kaufte die spanische Payment-App Verse, die Zahlungen zwischen Nutzern ermöglicht. Es soll künftig in das Ökosystem der Cash App einfließen. Offiziell will sich das Unternehmen zu den Europa-Plänen nicht äußern, doch in einer Stellenanzeige für Verse heißt es, die neue Partnerschaft der beide Firmen werde „das Wachstum unseres Unternehmens in der gesamten Europäischen Union verstärken“.
Eine nächste Wette ist Satispay. In einer Finanzierungsrunde sammelte die italienische Payment-App Ende der vergangenen Woche insgesamt 100 Millionen Dollar ein – Square ist mit 18 Millionen Euro einer der größten Investoren. Über die App lässt sich ebenfalls Geld zwischen Freunden hin und her schicken. Außerdem kann man in ausgewählten Läden damit bezahlen. Nach eigenen Angaben zählt das Unternehmen bereits 1,3 Millionen Nutzer, vor allem auf dem Heimatmarkt ist es erfolgreich.
Schwierig wird es in Deutschland sein, eine kritische Masse an Läden auf die Plattform zu bekommen. Die Kunden müssen überzeugt sein, dass sie von eingeübten Zahlungsmethoden wie Bar-Zahlung und Girocard umsteigen. Das wird nur funktionieren, wenn viele Händler auf der Plattform sind. Insgesamt 150 Läden in Berlin sollen es bereits sein, dazu zählen zum Beispiel Currywurst-Buden, Pizzerien und Cafés. Stadt für Stadt will sich Satispay in den kommenden Monaten verbreitern, schreibt der CEO Alberto Dalmasso.
Viele Fragen sind offen
Vor allem durch eine einfache Integration und niedrige Gebühren – 20 Cent pro Transaktion, bis zehn Euro Einkauf kostenlos – will Dalmasso die Händler überzeugen. Gerade viele kleine Läden bieten eine Smartphone-Zahlung bislang noch nicht an. Zusätzlich soll eine Listung der App beim Marketing helfen, wie der Erfolg in Italien gezeigt habe, teilt Dalmasso mit. Der Deutschland-Chef Eric Lein, der zuvor bei Visa war, baut gerade das Team auf.
Satispay muss sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen, zum Beispiel Apple- und Google-Pay. Die Bezahl-App funktioniert nämlich nicht über den technischen Standard-NFC, sondern zum Beispiel per QR-Code oder durch das Senden des Geldes. Gerade der Vertrieb an die vielen kleinen Händler ist aufwendig, da die Marke noch unbekannt ist. Payment-Experten haben Zweifel, ob sich der Satispay-Ansatz in Deutschland durchsetzen wird.
Investor Square wird den Fortschritt des Startups in den unterschiedlichen Märkten genau beobachten. Gerade die Beziehungen zu den Händlern ist für das US-Unternehmen viel Wert – sollte es sich für eine große Europa-Expansion entscheiden. Der Deal wird nicht der letzte von Square auf dem Kontinent sein.
– Square hat sich im Frühjahr auch an dem smarten Ring Oura aus Finnland beteiligt. Mit Oura lässt sich der Schlaf tracken. Zukünftig ist denkbar, dass man mit dem Ring auch bezahlen kann. – In Deutschland gibt es eine eigene Gesellschaft, die allerdings vor allem für Weebly zuständig ist. Mit dem Service von Square kann man seine eigene Website erstellen.
Zahlenliebhaber finden hier die Quartalszahlen von Square im Detail:
Autor: Caspar Tobias Schlenk