Neues Honda-Sony-Elektromodell: Werden Autos sogar außen zur digitalen Werbefläche?
Werbung im und am Auto soll "Kaufentscheidungen der Verbraucher*innen beeinflussen"
- „Es muss immer alles komplett verwertet werden“
- Ist das Auto „das Wohnzimmer der Zukunft“?
- Sony löscht einen Teil des Präsentationsvideos
Darauf, dass vor allem durch das autonome Fahren das Auto immer mehr zur Werbe-Ausspielstation werden könnte, spekulieren mittlerweile viele Marktteilnehmer in der Mobilitäts- und in der Digitalbranche. Nun spielt offenbar zumindest ein Player durchaus relevanter Größe mit dem Gedanken, sogar an der Außenseite von Privatfahrzeugen Werbung abzuspielen. OMR zeigt den neuesten Auswuchs einer Entwicklung, in der alles zur Werbefläche verkommen könnte.
„Die ‚Media Bar‘ (ein schmales Display unterhalb der Motorhaube, Anm. v. OMR) erlaubt es dem Fahrzeug, mit den Menschen zu interagieren und sich selbst auszudrücken, indem es diverse Arten von Informationen mit den Menschen rund um das Auto teilt“, sagt Yasuhide Mizuno auf einer Bühne im Rahmen der US-Messe CES. Mizuno ist CEO eines Joint-Ventures zwischen Sony und Honda. In Las Vegas präsentiert er den Afeela: eine Elektro-Auto-Limousine, von der die ersten Exemplare im Jahr 2026 in den USA ausgeliefert werden sollen.
„Es muss immer alles komplett verwertet werden“
Als Mizuno die „Media Bar“ vorstellt, sind auf dieser zunächst Infos wie der Batterie-Stand des Autos und die Wettervorschau zu sehen. „Gemeinsam mit Partnern und kreativen Communities wollen wir erforschen, wie die ‚Media Bar‘ unterhaltsame und aufregende Mobilitäts-Interaktionen generieren kann“, stelzt Mizuno dann. Genau an diesem Punkt ändert sich das Bild auf dem Display zu einer Werbung für „No Way Home“, den jüngsten Spiderman-Blockbuster von Sony Pictures (im Video unten etwa bei 34:50). „Ich glaube, ich weiß, worauf das hinausläuft“, schreibt daraufhin Journalist Jorge Jimenez von PC Gamer unter der Headline: „Sonys Auto-Prototyp könnte der Beginn eines ekligen Werbetrends sein“.
Die gesamte Präsentation des Afeela lässt an die Hamburger Band Kettcar denken, die einmal gesungen hat: „Es muss immer alles komplett verwertet werden, was komplett verwertet werden kann“. Denn das Konzept des Afeela vermittelt erneut, wie groß die Hoffnungen vieler Marktteilnehmer sind, die Zeit, die Verbraucher*innen im Auto verbringen, der „Verwertungsindustrie“ zuzuführen. Im Fall des Afeela könnte das etwa über ein geplantes internes Entertainment-System geschehen, über das die Passagiere Entertainment-Content konsumieren oder Videospiele spielen könnten.
Ist das Auto „das Wohnzimmer der Zukunft“?
Bei letzterem dürfte die Firma Epic Games (u.a. Fortnite und die „Unreal Engine“) helfen können, die mit dem neuen Sony-Honda-Joint-Venture eine Partnerschaft eingegangen ist. Es ist nicht die erste Kooperation des Gaming-Unternehmens mit einem Autohersteller. Vor einem halben Jahr ging Epic Games eine ähnliche Partnerschaft mit Volvo ein; schon aus dem Jahr 2020 stammt ein ähnlicher Deal mit General Motors für die Elektroversion des SUV-Boliden Hummer. „Auf dem Weg zur fünften Stufe der Fahrzeugautonomie werden Infotainment-Systeme im Auto immer wichtiger, um die Kaufentscheidungen der Verbraucher*innen zu beeinflussen“, sagt damals der verantwortliche Epic-Games-Manager.
„Das Auto kann die Internetzeit noch einmal verdoppeln“, hat Herbert Diess schon im Jahr 2020, damals noch als CEO von Volkswagen, im OMR Podcast gesagt. „Von daher ist das Auto ein Objekt, auf das alle gucken.“ Das gilt nicht nur für Autobauer und die großen Digitalfirmen wie Google und Apple. Auch der Taxi-Dienst Uber versucht gerade, seine Werbevermarktung zu pushen. Bislang verkauft das Unternehmen Werbung auf Billboards auf den Fahrzeugen sowie in der App – aber die Ambitionen sind größer: „Autos sind das Wohnzimmer der Zukunft. Wir verbringen acht Stunden in der Woche im Auto; das ist eine enorme Vermarktungs-Chance“, so der deutschstämmige Werbechef Mark Grether im Oktober gegenüber dem Wall Street Journal.
Sony löscht einen Teil des Präsentationsvideos
Sony jedenfalls scheint die Präsentation des Afeela – vielleicht weil diese nicht nur positiv aufgenommen wurde? – mittlerweile ein wenig peinlich zu sein. Zumindest ist das Video, das die gesamte Pressekonferenz zeigt, so bearbeitet, dass den größten Teil der Zeit nur eine Art Pausenbild zu sehen ist; gelistet scheint es auch nicht mehr zu sein. Nur ein zusammengeschnittenes Highlight-Video wird dort noch angezeigt. Die Präsentation der Mediabar fehlt darin.