Monatelang allein auf See: Boris Herrmann über das härteste Segel-Rennen der Welt

Florian Rinke16.7.2025

Im OMR Podcast spricht der Segler über seine Karriere, Millionen von Sponsoren und die Herausforderungen bei der Vendée Globe.

Philipp Westermeyer und Boris Herrmann
Auf Landgang: Profi-Segler Boris Herrmann (r.) besuchte OMR-Gründer Philipp Westermeyer im Podcast-Studio zur Aufnahme. Foto: OMR
Inhalt
  1. Ein gutes Team hat bis zu 30 Millionen Budget
  2. Kollision von einem Fischerboot

Mehr als zwei Monate allein auf See die Welt zu umrunden – das haben bislang nur wenige geschafft. Boris Herrmann ist einer davon. Im OMR Podcast spricht der Segler über seinen Karriereplan, die Belastungen bei der Vendée Globe und die Unterstützung des später zu mehreren Jahren Haft verurteilten Beluga-Gründers Niels Stolberg.

Wenn Boris Herrmann erklären soll, was die Vendée Globe so besonders macht, nennt er drei Zahlen: "7600 Menschen waren auf dem Mount Everest, 742 Menschen im All und 146 Menschen haben die Vendée Globe geschafft." Ob die Zahlen zu 100 Prozent stimmen, ist dabei erstmal zweitrangig – die Dimensionen stimmen allemal und zeigen, wie schwer es ist, beim vielleicht härtesten Segel-Rennen der Welt zu bestehen. Mehr als zwei Monate lang ist man allein in einem Boot unterwegs, ernährt sich nur von Astronauten-Nahrung, ist permanent den Gefahren auf See ausgesetzt und schläft praktisch nie mehr als eine Stunde am Stück. Es ist eine Extrembelastung für Körper und Geist. Und Boris Herrmann hat sie schon zweimal gemeistert.

Boris Herrmann ist der bekannteste Segler Deutschlands – der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Schon als Kind hat der heute 44-Jährige viel Zeit auf dem Segelboot verbracht, anfangs gemeinsam mit seinem Vater auf dessen kleinem Boot an der Nordsee, später auch auf einem nahegelegenen See in der norddeutschen Heimat. Der Wursthersteller Rügenwalder hatte ein paar Übungsboote gestiftet. Ohne finanzielle Hilfe, das merkt Boris Herrmann früh, geht es in diesem Sport nicht. Man braucht Förderer und Finanziers. Und Boris Herrmann hat das Glück, dass er immer wieder Menschen trifft, die ihn unterstützen.

Ein gutes Team hat bis zu 30 Millionen Budget

Während des BWL-Studiums ist es ein Professor, der ihm ermöglichte, Klausuren auch unterwegs zu schreiben, wenn er es wegen eines Segel-Wettbewerbs mal wieder nicht in die Uni schaffte. Später sind es dann Mäzene, die Boris Herrmann unterstützen. SAP-Gründer Hasso Plattner ist so jemand, aber auch die monegassische Familie um Fürst Albert II. oder Konzerne wie Hapag Lloyd, die Zurich Versicherung oder KPMG.

20 bis 30 Millionen Euro Investment sind nötig, wenn man bei der Vendée Globe eine Rolle spielen möchte. Und Boris Herrmann möchte eine Rolle spielen. 2020/2021 hatte er als erster Deutscher an dem Rennen teilgenommen, nachdem sein erster Versuch zuvor gescheitert war, weil ihm die Finanzierung weggebrochen war. Niels Stolberg, der später unter anderem wegen Bilanzfälschung verurteilte Gründer von Beluga Shipping, hatte ihm damals nach einem ersten Treffen ein Investment zugesagt. "Es war vielleicht ein Zwei-Minuten-Meeting", erinnert sich Boris Herrmann an die überraschende Begegnung, bei der sich Stolberg parallel um ein deutlich größeres Schiff kümmern musste. Denn einer seiner Frachter sei damals von somalischen Piraten gekapert worden, erinnert sich Boris Herrmann. Stolberg versuchte, Lösegeld aufzutreiben.

Kollision von einem Fischerboot

Das erste Rennen endete tragisch. Knapp vier Stunden ist Boris Herrmann damals vom Ufer entfernt. Er liegt auf Platz 3, schon bei seiner ersten Vendée Globe winkt ein Überraschungserfolg – dann kracht er in ein Fischerboot. "Ich war richtig schnell unterwegs", sagt Boris Herrmann. Es sind damals nur noch wenige Stunden bis zur Ankunft – was ist das schon angesichts der knapp zwei Monate zuvor? "Ich hätte einfach nur einen Kaffee trinken müssen", beschreibt Boris Herrmann den damaligen Kampf gegen die Müdigkeit.

Im OMR Podcast erzählt er außerdem, wie er sich auf das Rennen vorbereitet, wie SAP-Gründer Hasso Plattner seine Karriere früh gefördert hat und wie es kam, dass er Klimaaktivistin Greta Thunberg nach New York segelte.

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Florian Rinke
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Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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