Vom Kanzler zum Unicorn-Gründer: Die unglaubliche Karriere von Sebastian Kurz
Sebastian Kurz war der jüngste Staatschef der Welt. Nun ist er Mitgründer eines Unicorns. Wie macht er das?
Mit 27 Jahren wurde Sebastian Kurz Außenminister, vier Jahre später Bundeskanzler – und heute ist er bereits Mitgründer eines Cybersecurity-Unicorns. In nicht mal 40 Jahren hat der Österreicher eine Karriere hingelegt, die ihresgleichen sucht. Im OMR Podcast spricht Sebastian Kurz über seinen Weg in die Politik, umstrittene Entscheidungen, wie die Koalition mit der rechtsextremen FPÖ, die Gründung von Dream Security – und die Frage, wie man als Gast auf die Einladungsliste bei der teuersten Hochzeit der Welt kommt.
Es wird mehr Angriffe geben, davon ist Sebastian Kurz überzeugt. Manchmal werden es Raketen sein, so wie man es aktuell in der Ukraine oder Israel erlebt. Aber bei Raketen lässt sich relativ gut nachvollziehen, von wo sie gestartet wurden, sie führen zu militärischen Auseinandersetzungen, mitunter zu vielen Toten und Verletzten. Sebastian Kurz glaubt daher, dass diese Form der Angriffe auch zukünftig eher die Ausnahme bleiben wird. "Aber was sicherlich mehr und mehr werden wird, ist der Versuch mit Cyberangriffen ganz gezielt Informationen zu stehlen oder auch massiven Schaden anzurichten, indem die Elektrizitätsversorgung zerstört wird oder in die Wasserversorgung eingegriffen wird." Banken, Öl- und Gasunternehmen, das seien beliebte Ziele.
Mit dem von ihm mitbegründeten Startup Dream Security will Kurz Lösungen anbieten gegen diese Bedrohungen. Er hat das Startup 2022 gemeinsam mit Shalev Hulio gegründet. Dieser war zuvor Chef der israelischen NSO Group, dessen Pegasus-Software an Regierungsstellen und Strafverfolgungsbehörden verkauft wird, die damit Mobiltelefone hacken können. Nach dem Einstieg von Bain Capital wird Dream Security knapp drei Jahre nach der Gründung inzwischen mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet. Mit gerade mal 39 Jahren ist Sebastian Kurz nun also auch Unicorn-Gründer.
Mit 31 Jahren wir Sebastian Kurz Bundeskanzler
Es ist eine erstaunliche – und vor allem rasante – Karriere, die Sebastian Kurz bis heute hingelegt hat. Als er mit 24 Jahren Staatssekretär für Integration wird, spotten Satiriker abends noch im TV über sein Alter: "Wir mussten das Gespräch vor der Sendung aufzeichnen, da Herr Kurz noch nicht so lange aufbleiben darf". Doch kurz lässt sich davon nicht aufhalten. Mit 27 Jahren wird er schon Außenminister, mit 31 Jahren Bundeskanzler. Der Österreicher ist damals der jüngste Regierungschef der Welt. Rückblickend, sagt er, habe ihm das Alter oft sogar genützt: "Österreich ist ein kleines Land, doch in meiner Zeit als Außenminister gab es beispielsweise viele wie John Kerry, Boris Johnson und andere, die mich damals treffen wollten, weil sie gesagt haben: Der ist so jung, den will ich mir mal anschauen."
Kurz schafft es schnell, sich zu profilieren. Mit seinem Anti-Migrationskurs wird er zu einer Art Gegenspieler auf europäischer Ebene der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Rückblickend sieht er seine damalige Position bestätigt – und auch in der Koalition mit der rechtsextremen FPÖ kann er (trotz Skandalen wie der Ibiza-Affäre) keinen Fehler erkennen. "Die beste Koalition war mit Abstand die bürgerliche Mitte-Rechts-Koalition", sagt er im OMR Podcast. Viele Österreicher*innen hat Kurz mit seiner Politik auf seiner Seite, als er 2021 nach etlichen Skandalen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zurücktritt, würden ihm immer noch 35 Prozent der Wahlberechtigten laut einer Umfrage ihre Stimme geben.
Zu Gast auf der teuersten Hochzeit der Welt
Kurz und Menschen aus seinem Umfeld wird damals vorgeworfen, positive Berichterstattung in Boulevardblättern mit durch Steuergeld finanzierten Inseraten erkauft zu haben. Kurz soll das gebilligt haben, bestreitest die Vorwürfe aber. Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ist nicht abgeschlossen. In einem anderen Verfahren wurde er im Mai hingegen vom Oberlandesgericht Wien freigesprochen vom Vorwurf, vor einem Untersuchungsausschuss falsch ausgesagt zu haben. Für ihn sei das Urteil eine Genugtuung gewesen, sagt Sebastian Kurz: "Und das andere Verfahren wird genauso ausgehen."
Eine Rückkehr in die Politik ist für Kurz momentan keine Option. "Ich habe meinen Beitrag geleistet", sagt er. Nach dem Aus in der Politik hat er eine Beratung gegründet, war unter anderem für den US-Investor Peter Thiel tätig. Inzwischen verbringt er auch viel Zeit im Nahen Osten, auch in Indien ist er relativ regelmäßig – manchmal sogar zu ungewöhnlichen Anlässen. So war Kurz auch zu Gast bei der Hochzeit von Anant Ambani, dem Sohn des reichsten Mannes Asiens. Die Hochzeit gilt als teuerste der Welt, auch Prominente wie Meta-Chef Mark Zuckerberg, Microsoft-Gründer Bill Gates oder Musik-Superstar Rihanna waren vor Ort. Und Kurz? Der sagt, er habe den Vater des Bräutigams irgendwann im Rahmen seiner unternehmerischen Tätigkeiten kennengelernt. Und tja, dann kam irgendwann die Einladung. Bunt sei es gewesen, sagt Kurz, und wirklich ein Erlebnis: "Ich werde nie vergessen, wie Boris Johnson mit seinem kleinen Kind auf den Schultern tanzend vor mir stand."
Im OMR Podcast spricht Sebastian Kurz außerdem über seinen Kontakt zu Peter Thiel, die Gründe für seinen Einstieg in die Politik und den großen Zufall, durch den er seinen Co-Gründer kennengelernt hat.