Wie legen die Deutschen ihr Geld an, Erik Podzuweit?
Der Gründer von Scalable Capital über Rüstungsaktien, Frauen an der Börse und Taco als Anlage-Strategie.
Erik Podzuweit ist zurück im OMR Podcast. Und dort erzählt der Gründer von Scalable Capital nicht nur von der 155-Millonen-Euro-Runde, die der Neobroker kürzlich abgeschlossen hat. Der Gründer spricht auch über aktuelle Plakat-Kampagnen mit Zeilen wie "#Tradewife", Veränderungen im Anlageverhalten der Scalable-User und die Frage, warum auch Kleinanleger wissen sollten, wofür die Abkürzung Taco steht.
Vom Chicken Game dürfte wohl jeder BWL-Studierende schon mal gehört haben. Es geht um einen Ansatz aus der Spieltheorie: Wer weicht als erstes aus, wenn zwei Fahrzeuge aufeinander zurasen? Es ist eine Mutprobe, die in Deutschland gerne auch als "Feiglingsspiel" bezeichnet wird. Seit Donald Trump erneut zum US-Präsidenten ernannt worden ist und mit Vorliebe weltweite Handelskonflikte entfacht, wird dieses Chicken Game sehr häufig gespielt – nur dass der Verlierer aus Sicht vieler privater Anleger*innen an der Börse schon vorab feststeht: Donald Trump.
Laut Erik Podzuweit habe dieses Phänomen inzwischen sogar eine eigene Abkürzung bekommen: Taco. "Das bedeutet Trump always chickens out", sagt der Chef und Gründer des Neobrokers Scalable Capital im OMR Podcast. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Trump zieht immer zurück. "Er kündigt etwas an, aber wenn die Börse zittert, nimmt er es wieder zurück." Anstatt ihr Geld aus den Märkten abzuziehen, setzten private Anleger*innen zuletzt laut Podzuweit darauf, dass Trump sowieso nicht wahr mache, was er androht. Der US-Präsident ist, in dieser Lesart der Anleger*innen, ein ziemlicher Feigling.
Scalable Capital verwaltet 27 Milliarden Euro
Mehr als 27 Milliarden Euro verwaltet das 2014 gegründete Scalable Capital inzwischen auf seiner Plattform (und damit rund sieben Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr) – und entsprechend lassen sich auch immer genauer bestimmte Trends aus den Daten ablesen, von Taco-Trades bis Tech-Investments. "Die waren bislang immer sehr stark", sagt Erik Podzuweit: "Seit Anfang des Jahres hat sich das ein bisschen gedreht." Deutlich beliebter seien inzwischen europäische Werte, insbesondere die Aktien von Rüstungsunternehmen. "Das sind auf einmal neue Spitzenreiter im Portfolio geworden, allen voran natürlich Rheinmetall". Der Kurs des Düsseldorfer Rüstungsunternehmens hat sich allein in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdreifacht.
Doch auch Fintechs wie Scalable Capital sind inzwischen in der Gunst der Investor*innen wieder gestiegen. Nach der Hochphase während der Pandemie, als die Menschen vom heimischen Sofa aus begannen per Smartphone zu traden, war die Fintech-Branche in ein kleines Loch gefallen. Investor*innen waren plötzlich deutlich zurückhaltender. Inzwischen hat sich der Markt wieder gedreht. „Das Finanzierungsumfeld zieht wieder an“, zitierte das "Handelsblatt" zuletzt beispielsweise Matthias Lange, Co-Leiter des Fintech-Sektors der Unternehmensberatung McKinsey. Und wie zum Beweis hat auch Scalable Capital kürzlich – ausgerechnet am Tag der vorher bereits geplanten Aufnahme des OMR Podcasts – eine neue Finanzierungsrunde verkündet. 155 Millionen Euro an frischem Kapital haben Investor*innen dem Unternehmen zugesagt. Es ist die bislang größte Finanzierungsrunde der Firmengeschichte.
"Moneyküre ab 1 Euro"
"Mit dem Geld können wir jetzt schöne Sachen machen", sagt Erik Podzuweit. Sport-Sponsoring dürfte dazu allerdings eher nicht zählen. "Das sind langjährige Millionen-Verträge, die du schließen musst, sonst kommst du bei diesen Vereinen gar nicht rein", sagt Erik Podzuweit mit Blick auf potentielle Partnerschaften mit Fußball-Klubs wie dem FC Bayern München oder Paris St. Germain. Für die Zukunft will er ein solches Investment zwar nicht ausschließen, aktuell setzt das Unternehmen aber neben Performance Marketing vor allem auf Out-of-home-Kampagnen, die aufgrund ihres Inhalts dann in soziale Netzwerke durch ds Teilen von User*innen verlängert werden.
Zuletzt hat sich Scalable Capital mit Sprüchen wie "Moneyküre ab 1 Euro", "Warnung: Die Börse kann Frauen unabhängig machen" oder "#Tradewife" eher auf Frauen als Zielgruppe konzentriert, da diese laut Erik Podzuweit als Anleger*innen am Kapitalmarkt weiterhin unterrepräsentiert sind. "Wenn du 30 Prozent Frauenanteil hast in der Kundschaft, dann ist das schon ein sehr, sehr guter Wert – obwohl es eigentlich 50 Prozent sein sollten", sagt er. Welche Pläne man außerdem gerade für Kinder entwickelt und wann diese starten könnten, verrät Erik Podzuweit im OMR Podcast.