So wurde Roland Berger zum berühmtesten Berater Deutschlands
Von der Wäscherei zur Weltmarke: Im OMR Podcast spricht Roland Berger über seine Karriere.
Mit der Gründung einer Wäscherei begann eine der wohl schillerndsten Unternehmerkarrieren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Aus Roland Berger wurde später der bekannteste Berater des Landes, Sparringspartner der führenden Köpfe aus Politik und Deutschland-AG. Er half bei der Privatisierung der Lufthansa, erfand den Reisekonzern Tui – und machte später ein Millionenvermögen mit der Gründung einer Klinikkette oder dem Loyalty-Programm Payback. Im OMR Podcast erklärt Roland Berger sein Erfolgsgeheimnis.
Roland Berger hat mal zwei Kanzlerkandidaten parallel beraten – den SPD-Mann Gerhard Schröder und Edmund Stoiber von CDU/CSU. Und allein das sagt vermutlich alles über den Einfluss aus, den der wohl bekannteste Berater des Landes auf dem Höhepunkt seiner Karriere hatte. Gerhard Schröder habe ihm damals sogar angeboten, Wirtschaftsminister zu werden. Doch Roland Berger lehnte ab. Politiker, das wollte er nie werden, trotz seines Interesses an dem Bereich. Er wollte immer, so sagt er es, Unternehmer sein.
Sein erstes Unternehmen gründet Roland Berger tatsächlich schon während des Studiums – eine Wäscherei. Es ist die Zeit des Wirtschaftswunders in Deutschland. "Damals hatten die Deutschen genügend Geld, um schon die schmutzigen Sachen außer Haus zu geben, aber noch nicht genügend Geld, um elektronische Haushaltsgeräte zu haben", sagt Roland Berger heute rückblickend. Das Geld für die Gründung leiht er sich bei seiner Mutter. Es ist eine Summe, deren Verlust existenzbedrohende Folgen haben könnte. Aber Berger reüssiert. Als er nach dem Studium die Wäscherei verkauft, ist er – auch dank eines zweiten unternehmerischen Experiments – mit Mitte 20 zum ersten Mal auf dem Papier Millionär.
"Durch VW kamen wir nach Brasilien"
In Italien lernt er den Beruf des Beraters kennen, von niemand geringerem als dem späteren Gründer der Boston Consulting Group. Als Berger zurückkehrt nach Deutschland, beginnt er selbst, als Berater zu arbeiten – anfangs mit Fokus auf Marketing, später mit seiner eigenen Beratung auch bei Themen wie Restrukturierung. Er entwirft den Plan, mit dem aus einer Vielzahl von Unternehmen den Reisekonzern Tui geschmiedet wird. Er entwickelt die Leitlinien, um die Lufthansa zu restrukturieren, nachdem aus dem einstigen Staatskonzern ein privatwirtschaftliches Unternehmen werden soll. Und er begleitete die Restrukturieung von Karstadt-Quelle Anfang des Jahrtausends.
Die nach ihm benannte Beratung wurde zu einer der größten Beratungen weltweit – und zur größten außerhalb der USA. Mehr als 3500 Menschen arbeiten heute für das Unternehmen an rund 50 Standorten weltweit. Berger, der sich längst zurückgezogen hat, hat diese Expansion eingeleitet mit Büros in Brasilien oder Japan. Dort, wo die deutschen Konzerne waren, war irgendwann auch Berger. "Durch Volkswagen kamen wir nach Brasilien", sagt er. Einer der größten Klienten der Beratung wurde dann dennoch Konkurrent Toyota. Mehrmals im Jahr ist er in Japan, Brasilien, China.
4000 handgeschriebene Weihnachtskarten
Anfangs sei es oft nur ein Projekt für ein Unternehmen gewesen. Lief es gut, folgen weitere Aufträge. "Und wenn Sie dann drei, vier Projekte für die große Firma gemacht haben, dann kommt die Geschäftsbeziehung zustande", sagt Berger: "Und irgendwann kommt auch eine persönliche Beziehung zustande." Über die Jahre entsteht ein Netzwerk, das Berger zu einer zentralen Figur der deutschen Wirtschaft macht. Und der Berater pflegt diesen Status auch intensiv. 4000 Weihnachtskarten verschickt er zu Hochzeiten, handgeschrieben – und versteht es dabei frühzeitig, sich unabhängiger von Studensätzen zu machen.
Parallel zur Beratung baut er eine Krankenhauskette auf, die er später an den Konzern Fresenius verkauft. Das Loyalty-Programm Payback, das er gemeinsam mit seinem früheren Partner Alexander Rittweger aus der Taufe hob, ging später für einen dreistelligen Millionenbetrag an die US-Finanzfirma American Express. Selbst die nach ihm benannte Beratung ist zwischenzeitlich in Konzernbesitz, die Deutsche Bank verleibt sie sich ein, gibt sie dann aber später wieder ab. Die Deals machen Roland Berger reich.
Im OMR Podcast spricht der heute 87-Jährige aber auch über Rückschläge – und enttäuschtes Vertrauen. Zum Beispiel, als er einem jungen Österreicher begegnet, der in Immobilien investiert. Sein Name: René Benko.