Rocco Bräuniger: Dieser Mann ist für den Amazon-Erfolg in Deutschland verantwortlich
Der Manager über seine Karriere, die aktuellen Herausforderungen und Bayern München
- „Global schwierigste Zeit in 17 Jahren Amazon“
- Bayern-Spiele sorgen für neue Abos bei Prime
- Die Themen des OMR Podcasts mit Rocco Bräuniger im Überblick:
Deutschland ist der zweitwichtigste Markt für den Online-Händler Amazon – und Rocco Bräuniger soll dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Seit 2022 leitet der 48-Jährige das Deutschland-Geschäft. Er ist damit verantwortlich für mehr als 30.000 Mitarbeitende und mehr als 30 Milliarden Euro Umsatz. Im OMR Podcast verrät Rocco Bräuniger, wie seine Karriere bei Amazon begann, welche Rolle Türen bei Entscheidungen spielen und warum er auf einen Erfolg des FC Bayern München in der Champions League hofft.
Wäre das Deutschland-Geschäft von Amazon ein eigenes Unternehmen, würde es in der ersten Börsenliga spielen. Rocco Bräuniger wäre CEO eines Konzerns mit mehr als 30.000 Mitarbeitenden und rund 32 Milliarden Euro Umsatz. Zum Vergleich: Der Online-Modehändler Zalando hat den Sprung unter die 40 wertvollsten deutschen Dax-Konzerne mit einem Umsatz von knapp zehn Milliarden Euro geschafft. Doch Größe, Macht, Einfluss, das sind Kategorien, die der 48-Jährige lieber vermeidet. Selbst auf seinem Linkedin-Profil bezeichnet er sich lediglich als „Einer von mehr als 30.000 Amazonians in Deutschland“.
Dabei ist selbst die Bezeichnung Deutschland-Chef eine Untertreibung. Denn seit 2022 ist Rocco Bräuniger nicht nur für das hiesige Geschäft, sondern auch das in Österreich und der Schweiz sowie in weiteren Märkten wie Polen, Schweden und den Niederlanden verantwortlich. Damals hat er Ralf Kleber abgelöst, der das Geschäft insgesamt 20 Jahre geleitet hat (und 2020 zu Gast im OMR Podcast war). „Es ist eine große Verantwortung“, sagt Rocco Bräuniger: „Es sind super viele Mitarbeitende, es sind aber auch super viele Kund*innen, die immer höhere Anforderungen stellen.“ Wie es gelingen kann, diese immer zufriedener zu machen, darüber redet der Manager viel lieber. Vermutlich schadet es auch nicht, wenn man sich als Amazon-Topmanager zu einigen Themen etwas bedeckt hält – immerhin sind die Größe und die Marktmacht von Amazon ja immer wieder Diskussionsstoff.
„Global schwierigste Zeit in 17 Jahren Amazon“
Seit knapp einem Jahr ist der frühere Unternehmensberater nun schon Country Manager DACH. Er betreut damit in diesem riesigen Weltkonzern den zweitwichtigsten Markt nach den USA. Doch den Start hätte er sich sicherlich einfacher erhofft. Denn nachdem es auch durch die Corona-Pandemie steil bergauf ging mit dem Online-Handel (und damit auch mit Amazon), hat sich der Wind zuletzt ziemlich gedreht. Schuld sind die hohe Inflation und die damit verbundene Zinswende. Viele Tech-Konzerne treten plötzlich auf die Bremse, auch Amazon baut Personal ab. „Ich glaube, so eine global schwierige wirtschaftliche Zeit habe ich in 17 Jahren Amazon vorher nicht erlebt“, sagt Rocco Bräuniger im OMR Podcast.
Der Manager hat den größten Teil seines Berufslebens bei Amazon verbracht, das vor 25 Jahren in Deutschland gestartet ist. 2006 hat er sich auf eine Stellenanzeige beworben. Amazon ist damals noch weit von dem Weltkonzern entfernt, der er heute ist. Aber Rocco Bräuniger reizt die Aufgabe. Denn das Unternehmen sucht jemanden im Bereich Preis-Prozess-Implementierung – und das ist damals so etwas wie sein Spezialgebiet. Er bewirbt sich und macht anschließend immer weiter Karriere. Zwischenzeitlich führt ihn sein Weg sogar nach Australien. Dort ist der gebürtige Bayer für den Aufbau des gesamten Marktes verantwortlich – und zwar buchstäblich. Rocco Bräuniger erinnert sich noch gut an seinen ersten Tag in Down Under. „Am ersten Tag haben wir uns tatsächlich eine leere Halle angeschaut, um erst mal ein Logistikzentrum zu finden, von wo aus wir dann auch schicken können.“
Bayern-Spiele sorgen für neue Abos bei Prime
Australien, das sei eine One-Way-Door-Entscheidung gewesen. So nennen sie bei Amazon Entscheidungen, die sich nicht einfach ohne größere Konsequenzen rückgängig machen lassen. Die Unterscheidung in One-Way- und Two-Way-Door-Entscheidungen zählt zu diesen Besonderheiten, die es in dem Unternehmen gibt. Sie soll Entscheidungsfreude stärken und die Lust an Experimenten am Leben halten, frei nach dem Motto: Wenn nicht viel schief gehen kann, probiere es einfach! „Wir sagen immer: Es ist ok, wenn ihr etwas macht und Entscheidungen fällt, obwohl ihr nur 60 oder 70 Prozent der Informationen habt“, sagt Rocco Bräuniger. Wichtig sei nur, dass man einfach wieder zurückgehen könne und alles sei wieder beim Alten.
Andere Entscheidungen müssen besser durchdacht sein – etwa der Kauf eines Rechtepakets an der Champions League. Um seinen Streamingdienst zu stärken und neue Kund*innen als Prime-Mitglieder zu gewinnen, setzt Amazon inzwischen auch immer stärker auf Live-Sport. Wie gut das in Zahlen funktioniert, will Rocco Bräuniger nicht verraten. Er sagt aber: „Bayern zieht natürlich ganz groß“. Auch deshalb hofft er darauf, dass sich Bayern München gegen Manchester City durchsetzt und ins Halbfinale einzieht.
Im OMR Podcast verrät Rocco Bräuniger außerdem, wieso sein letztes Treffen mit Jeff Bezos für eine Schrecksekunde gesorgt hat, wie Amazon nachhaltiger werden will und warum Amazon-Mitarbeitende lernen müssen, Pressemitteilungen zu schreiben
Die Themen des OMR Podcasts mit Rocco Bräuniger im Überblick:
- (00:00:00) Intro
- (00:04:15) Wie Rocco Bräuniger zu Amazon gekommen ist
- (00:12:00) Ein Deutscher baut das Geschäft in Australien auf
- (00:17:30) 32 Milliarden Euro Umsatz, mehr als 30.000 Mitarbeitende und ein neuer Deutschland-Chef
- (00:24:30) Die Erfolgsprinzipien von Amazon
- (00:36:00) Wie Amazon nachhaltiger werden will
- (00:43:00) Rocco Bräuniger über sein bislang letztes Treffen mit Jeff Bezos
- (00:47:40) Dresden, Berlin, Aachen, Tübingen – welche Forschung Amazon in Deutschland betreibt
- (00:51:10) Champions League und Serien: Die Strategie bei Amazon Prime
- (01:00:00) Diese Ziele hat sich Rocco Bräuniger gesetzt
- (01:09:30) Der Amazon-Deutschland-Chef über Größe und Marktmacht