Der meistgestreamte Künstler Deutschlands aller Zeiten: RAF Camora im OMR Podcast

Torben Lux22.11.2023

Raphael Ragucci über Sticker-Marketing, Tiktok-Vorbehalte und die Rechte an seiner Musik

Raphael Ragucci aka RAF Camora (r.) mit Philipp Westermeyer im OMR Office.
Inhalt
  1. Grüße, die alles verändert haben
  2. "Für mich ist Marketing Kunst"
  3. So plant RAF Camora seine Zukunft
  4. Die Themen des OMR Podcasts mit RAF Camora im Überblick:

Raphael Ragucci alias RAF Camora hat die deutschsprachige Musikbranche in den vergangenen Jahren geprägt wie kaum ein anderer. Vor allem die Palmen-aus-Plastik-Reihe gemeinsam mit Bonez MC bricht bis heute Rekorde – und hat ihn zum meistgestreamten Künstler Deutschlands seit Erhebung der Zahlen gemacht. Im OMR Podcast blickt der gebürtige Schweizer auf seine Karriere zurück, verrät, weshalb sich Musikvideos einfach nicht mehr lohnen – und was er in Zukunft noch erreichen will.

"Leider werden die Videos nicht mehr geguckt, leider ist das heute unwirtschaftlich", erzählt Raphael Ragucci aka RAF Camora im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Gemeint sind aufwändige und teure Drehs; für ein Musikvideo fällt schnell mal eine hohe fünfstellige Summe an. Gemacht hat er es trotzdem immer wieder. "Es wäre aber 1.000 Mal besser gewesen, wenn wir das investiert hätten in krasse Tiktok-Kampagnen oder so", sagt er.

Diese Inszenierung als Künstler, als Charakter RAF Camora, gehört für ihn dazu. Und das lief viele Jahre eben auch extrem erfolgreich über meist von Video-Produzenten-Legende Shaho Casado erdachte Videos. "Ohne mein Team", "Palmen aus Plastik", "500 PS" – alleine die Videos zu den Kollabo-Alben mit Bonez MC dürften längst die Milliarden-Marke an Aufrufen geknackt haben. Verfügbar sind nicht mehr alle: Bonez MC stellt schon seit Jahren immer mal wieder älteren Content auf privat, wenn er ihm nicht mehr gefällt. Und das auf dem Kanal "CrhymeTV" der 187 Strassenbande.

Grüße, die alles verändert haben

Die Beziehung zwischen RAF aus West-Wien und Bonez aus Hamburg beginnt eher zufällig. Vor ungefähr acht Jahren produziert RAF Camora einen Song mit Kontra K. Der lässt unbekannterweise Grüße von Bonez MC ausrichten, eins kommt zum anderen. "Wir sind direkt nach Jamaika geflogen, haben dort unsere erste Single gedreht und dann waren wir schon verheiratet", erzählt RAF heute. Schon im ersten Track, "Geschichte", geht es dann auch genau darum: Sie wollen Geschichte schreiben. Anders, als bei den allermeisten anderen Ankündigungen im Rap aus der Kategorie Superlative, passiert in den folgenden Jahren dann aber auch genau das.

RAF, der inzwischen das Management für Bonez MC macht, wird mit 4,5 Milliarden Streams zum meistgestreamten deutschsprachigen Künstler aller Zeiten. Die Kollabo-Alben mit Bonez MC brechen Rekorde, sorgen für Änderungen der Chart-Regulierungen in Österreich und füllen viele Jahre die ganz großen Hallen. Sie etablieren eine Kombination aus Deutschrap und Dancehall, sorgen mit dafür, dass diese Musikrichtung in Clubs und im Radio gespielt wird.

"Für mich ist Marketing Kunst"

RAF Camora habe viel gelernt von Bonez MC, von seiner Art, sich auf den sozialen Plattformen zu inszenieren. "Bonez war der Social-Media-Boss", sagt er im OMR Podcast. "Viel mehr als ich ein 360-Grad-Künstler. Wer weiß, was aus mir geworden wäre." Anfang November veröffentlicht RAF dann einen Song inklusive Video mit dem vielleicht neuen Social-Media-Boss der deutschen Musik-Branche: Ski Aggu. Der hat vor allem dank Tiktok im vergangenen Jahr einen kometenhaften Aufstieg hingelegt.

"Für mich ist Marketing Kunst", sagt RAF zu Philipp Westermeyer. Er weiß, wie relevant Tiktok heute für die Musikindustrie ist. Dass nicht mehr (nur) die aufwändigen Videos auf Youtube zählen, sondern auch oder vor allem clevere Kurzvideos. "Das ist eher eine Challenge für mich und das sind Dinge, die mir Spaß machen", sagt er. Man werde von ihm zwar nie Content im Stil der Elevator Boys sehen. "Aber es gibt bestimmt auch für mich eine Möglichkeit Tiktok zu bespielen, ohne dass es peinlich wird. Die Lösung gibt es 100 Prozent, das ist die Challenge. Und ich muss mir überlegen, wie ich das mache."

So plant RAF Camora seine Zukunft

Für RAF Camora sei klar, dass er immer irgendwas mit Musik machen werde. Ob als Produzent, Manager oder Künstler. Ob er aber mit 75 Jahren noch mit umgedrehter Cap "Ohne mein Team" auf der Bühne performt und ähnlich wie die Udo Lindenbergs der Branche mit seinem Gesamtwerk alt wird? Könne er sich nicht vorstellen. Auf der anstehenden "Phantom Tour" ab März 2024 dürfte es den bekannten RAF Camora aber sicher noch zu sehen geben.

Insgesamt scheint Raphael Ragucci bald ein neues Kapitel starten zu wollen. Er spricht offen über einen anstehenden Verkauf der Rechte an seinem Musikkatalog. Es gehe um eine zweistellige Millionen-Summe, genauer könne er noch nicht werden. Unternehmerisch tätig, abseits der Musik, ist er eh schon lange. Seit einigen Monaten ist er Markenbotschafter von Puma, er besitzt Immobilien und einige eigene Brands. Was das nächste Projekt am Ende wird, stehe noch nicht fest. Ein eigener Podcast? Eine Kaffee-Marke? Ein Psychologie- oder Philosophie-Studium. Alles wäre möglich.

Im OMR Podcast spricht Raphael Ragucci aka RAF Camora außerdem über seine Anfänge in einer Gothic-Rock-Band, Sticker-Klebe-Reisen durch ganz Deutschland und die verpasste Chance, Apache 207 zu signen.

Die Themen des OMR Podcasts mit RAF Camora im Überblick:

  • (00:00:00) Intro
  • (00:04:30) Raphael Raguccis Wurzeln und die ersten Gehversuche als Künstler
  • (00:10:30) Die besondere Beziehung zu Bonez MC, der 187 Strassenbande und die Entstehung von "Palmen aus Plastik"
  • (00:30:00) RAF Camoras Musik-Karriere in Zahlen und Rekorden, Tiktok statt teuren Musikvideos
  • (00:39:00) Musik-Marketing aus einer vergangenen Zeit: Zip-Dateien, Foren-Spam, Sticker kleben
  • (00:52:00) Eigene Marken, Kooperationen und RAF Camoras Tattoo- und Barber-Shop
  • (01:07:40) Immobilien, Herkunft seines Künstler-Namens, Fashion-Branche
  • (01:26:30) RAF Camoras Zukunftspläne: Eigener Podcast, Studieren oder doch eine Kaffee-Marke gründen

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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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