Diese Website kann aus Deinem Produkt einen viralen Hit machen und Dir zu einem millionenschweren Funding verhelfen

Das Maskottchen von Product Hunt (Bild: Product Hunt)
Inhalt
  1. Über Product Hunt jagen renommierte Investoren und Gründer nach dem „next big thing“
  2. Ein Who’s who der US-Digitalbranche
  3. E-Mail als Wachstumstreiber
  4. Hat Product Hunt mehr als 200 Fundings eingeleitet?
  5. Die Monetarisierung steckt noch in den Kinderschuhen

Über Product Hunt jagen renommierte Investoren und Gründer nach dem „next big thing“

Das Maskottchen von Product Hunt (Bild: Product Hunt)

Das Maskottchen von Product Hunt (Bild: Product Hunt)

Habt Ihr innerhalb der vergangenen Monate vielleicht einmal etwas über die App Yo, den Dienst „Send Your Enemies Glitter“ oder über den Emoji-Masken-Shop gehört? Wenn ja, dürfte die Website Product Hunt daran erheblichen Anteil gehabt haben. Auf der Plattform bewerten und diskutieren Stars der US-Venture und -Online-Szene wie Ashton Kutcher, Mike Arrington und Kevin Rose neue Apps, Tools und andere Produkte. Viele Projekte, die es im Product-Hunt-Ranking ganz nach oben schaffen, gehen später viral durch die Decke; andere finden auf diese Weise Investoren. Die Plattform ist damit selbst zu einem der heißesten Eisen in der US-Online-Branche avanciert.

Das Prinzip von Product Hunt ist einfach: Die Besucher finden auf der Seite jeden Tag Kurzbeschreibungen und Links zu 20 bis 30 neuen Produkten vor, die sie bewerten können. Das können physische Produkte sein (am gestrigen Tag belegte beispielsweise der Kleinstrechner Raspberry Pi 2 den ersten Rang), häufiger jedoch geht es um Software: Apps, Tools, Websites, etc. Jene Vorschläge, die die Community am besten bewertet („Top Hunts“), werden am folgenden Tag per Newsletter verschickt.

Die Startseite von Product Hunt (Screenshot)

Die Startseite von Product Hunt (Screenshot)

Ein Who’s who der US-Digitalbranche

Jeder User kann sich für die Community registrieren, Vorschläge einreichen und abstimmen. Nur ein kleiner Kreis an Mitgliedern (der derzeit alleine durch Einladungen erweitert wird) darf jedoch kommentieren und auswählen, über welche Produkte täglich abgestimmt wird. Wie hochrangig die Product-Hunt-Community ist, zeigt das Ranking jener 100 Mitglieder, denen auf der Plattform die meisten User folgen. Die Liste, mit Namen wie Robert Scoble, Mark Cuban, M.G. Siegler und Gary Vaynerchuk, liest sich wie ein Who’s who der US-Digitalbranche. Eine Auswertung aus dem vergangenen Juni ergab, dass die Product-Hunt-Einreicher („Contributors“) durchschnittlich über 7.400 Follower bei Twitter verfügen. Laut Business Insider sind zudem Mitarbeiter der namhaftesten US-Venture-Capital-Firmen auf Product Hunt unterwegs: Von Greylock Partners über Andressen Horowitz, Y Combinator und Google Ventures bis zu Betaworks und First Round Capital – nicht wenige der genannten sind selbst an Product Hunt beteiligt.

Ryan Hoover bei der TechCrunch disrupt Konferenz 2014 in San Francisco (Foto: Ken Yeung)

Ryan Hoover bei der TechCrunch disrupt Konferenz 2014 in San Francisco (Foto: Ken Yeung)

Wie ist es Product Hunt gelungen, eine solche exklusive Community aufzubauen? Der Erfolg ist maßgeblich mit Gründer Ryan Hoover verknüpft, der Product Hunt im November 2013 gelauncht hat. Zum damaligen Zeitpunkt war Hoover bereits eng in der US-Unternehmer und -Startup-Szene vernetzt. Schon als 13-Jähriger hatte er im Computerspiel-Laden seines Vaters Kaugummi-Automaten aufgestellt und damit Geld verdient, wie in einem Porträt Hoovers bei Mashable zu lesen ist. Später betrieb Hoover eine eigene Humor-Seite namens „Operation Laugh“. Nach seinem Studium zog er nach San Francisco, arbeitete dort für das im Gaming-Bereich tätige Mobile Ad Network Playhaven und baute sich in dieser Zeit ein großes Netzwerk an Branchenkontakten auf. In seinem Blog schreibt er über für Startups relevante Themen. Gemeinsam mit dem Journalisten Nir Eyal verfasste er das Buch „Hooked: How to Build Habit-Forming Products“. Als er Product Hunt aus einer spontanen Eingebung heraus zunächst als Mailing-Liste ins Leben ruft, erhält er innerhalb kürzester Zeit positives Feedback von Mitarbeitern der namhaften VC Firmen Sequoia Capital und Union Square Ventures, wie er später in einem Blog-Post schreibt.

E-Mail als Wachstumstreiber

Nach wenigen Wochen baut Hoover gemeinsam mit einem Entwickler Product Hunt zu einem eigenen Produkt mit eigener Website um. In einem lesenswerten Beitrag im Blog der VC-Firma First Round Capital (ebenfalls an Product Hunt beteiligt) ist zu lesen, welche Faktoren aus Sicht des Gründers den Erfolg von Product Hunt ausgemacht haben. So gibt sich Hoover enorm viel Mühe mit der Pflege der Community, begrüßt neu angemeldete Nutzer teilweise mit einer persönlichen Nachricht. E-Mail erweist sich als wichtigster Wachstumstreiber: Der tägliche Newsletter sorgt für eine hohe Aufmerksamkeit. Die jeden Tag wechselnde Produktliste lässt zudem für die User den Besuch von Product Hunt zur Gewohnheit werden. In den ersten Monaten ist der Zugang zur Community noch begrenzter als heute. Neue Produkte können nur durch eingeladene Nutzer vorgeschlagen werden. Auf diese Weise gelingt es Hoover, eine hochkalibrige Community aufzubauen, in der sich Gründer und Investoren wohl fühlen und gerne untereinander austauschen.

So ist der Traffic von Product Hunt seit Existieren der Website gestiegen (Quelle: SimilarWeb Pro)

Heute ist Product Hunt über eine App sowie Browser-Erweiterung nutzbar, und auch nicht eingeladene User können mittlerweile Produkte vorschlagen. Dabei gelingt Product Hunt bislang offenbar noch die Gratwanderung zwischen Exklusivität und Zugänglichkeit. Offizielle Zugriffszahlen sind derzeit zwar nicht bekannt. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Website mittlerweile ein Traffic-Mittel- bis Schwer-Gewicht ist. Laut dem Statistikdienst SimilarWeb belief sich die Zahl der Visits in den letzten drei Monaten des Jahres 2014 jeweils auf mehr als 10 Millionen. Die Kraft der Plattform wird jedoch viel deutlicher, wenn man sich die Erfolgsgeschichten ansieht, die Product Hunt zu schreiben mitgeholfen hat.

Der erste Post über Yo bei Product Hunt

Der erste Post über Yo bei Product Hunt

Die App Yo wurde beispielsweise am 19. Mai des vergangenen Jahres bei Product Hunt vorgestellt – einen Monat bevor sie ins Scheinwerferlicht einer größeren Öffentlichkeit gelangte. Die Idee der App (die Nutzer konnten zunächst an ihre Kontakte lediglich eine Push-Nachricht mit dem Text „Yo“ verschicken) mag zunächst wie ein Witz angemutet haben. Doch andere Gründer, wie Path-CEO David Morin, amüsierten sich im Product-Hunt-Forum köstlich über die Anwendung. Wenige Tage später wurde sie mit 71 Stimmen zum „Hunt of the day“ gewählt. Wochen später berichteten weltweit diverse Blogs über Yo. Im Juli sammelten die Entwickler von der VC-Firma Betaworks und Pete Cashmore, Gründer des US-Portals Mashable, Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar ein; Techcrunch sieht für Yo eine kleine, aber immerhin doch real existierende Chance, zu einem Milliarden-Dollar-Unternehmen zu werden.

ShipYourEnemiesGlitter Ein weiteres Beispiel: Über den Dienst „Ship Your Enemies Glitter“ können Kunden für knapp zehn US-Dollar ihren Feinden Glitzer schicken. Die nichtsahnenden Empfänger öffnen den Umschlag und befinden sich plötzlich in einer Wolke aus Glitter, den sie tagelang nicht von Händen, aus Haaren und Kleidung entfernt bekommen, so die Idee. Auch dieser Service erreichte den Spitzenplatz im Product-Hunt-Ranking und von dort aus die erste Seite von Reddit. Durch die virale Verbreitung ging der Shop zwischenzeitlich in die Knie. Innerhalb von vier Tagen verzeichnete der Betreiber, der 22-jährige Australier Mathew Carpenter, nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Besucher und einen Umsatz von 20.000 US-Dollar. Weil er jedoch angeblich vom Glitter selbst so genervt war, verkaufte er das Projekt wenig später – für 85.000 US-Dollar.

Hat Product Hunt mehr als 200 Fundings eingeleitet?

Im Netz lassen sich diverse weitere Beispiele dafür finden, wie Product Hunt das Wachstum von Startups beschleunigen kann. Die Berliner Bilder-Chat-App TapTalk konnte mit einem US-Angel-Investor ein Seed-Funding abschließen, nachdem sie auf Product Hunt gepostet worden war. Die Betreiber eines Shops für Emoji-Masken nahmen in nur 60 Tagen 50.000 US-Dollar ein. Beim Zahlungsdienst Final stieg nach einem Posting bei Product Hunt die Zahl der Anmeldungen von 191 auf 10.000. Die Seite FamousOutfits.com, auf der Männer Outfits von Promis nachkaufen können, erhielt alleine durch Product Hunt 300.000 Views in 30 Tagen. Laut einer Auswertung des Datendienstleisters Mattermark aus dem vergangenen Juni haben 206 Startups Investments einsammeln können, nachdem sie bei Product Hunt diskutiert worden sind.

Nicht weiter verwunderlich also, dass Product Hunt selbst diverse namhafte Investment-Firmen als Unterstützer gewonnen hat. Laut Crunchbase hat das Unternehmen bislang 7,5 Millionen US-Dollar in vier Funding-Runden eingesammelt. Zu den Investoren gehören Andreessen Horowitz, Google Ventures und Y Combinator.

Die Monetarisierung steckt noch in den Kinderschuhen

Dabei steht noch nicht einmal fest, wie Product Hunt künftig Geld verdienen möchte. Im Rahmen eines „Ask me Anything“ auf Reddit erklärte Gründer Ryan Hoover im vergangenen August, dass Product Hunt zum damaligen Zeitpunkt 5.000 US-Dollar pro Monat umsetze; und zwar alleine durch Job-Anzeigen. „Monetarisierung steht derzeit bei uns nicht im Fokus“, so Hoover. „Wenn wir eine bestimmte Größe erreicht haben, werden wir mit Produkt-Promotion experimentieren (aber nicht auf eine nervige, spammige Art und Weise).“ Gegenüber Fortune sprach der 28-Jährige von Plänen, möglicherweise einen Teil der Transaktionen zu übernehmen, etwa indem Nutzer künftig digitale Produkte direkt auf Product Hunt kaufen könnten. Innerhalb der nächsten Monate soll Product Hunt außerdem um neue Produktkategorien, wie etwa Design-Artikel und Computerspiele, erweitert werden.

Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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