So hat Kurzgesagt-Gründer Philipp Dettmer mit Erklärvideos eine Milliarde Views gemacht

Torben Lux17.6.2020

Im OMR Podcast verrät Dettmer, wie Kurzgesagt Geld verdient, wie viele Arbeitsstunden in einem Animationsvideo stecken und welche Themen am besten funktionieren

OMR Podcast Philipp Westermeyer Philipp Dettmer Kurzgesagt In a Nutshell
Inhalt
  1. In wenigen Jahren zum globalen Animations-Phänomen
  2. Wie verdient Kurzgesagt Geld?
  3. Unsere Podcast-Partner im Überblick:
  4. Alle Themen des Podcasts mit Philipp Dettmer im Überblick:

Seit fast sieben Jahren erklären Philipp Dettmer und sein mittlerweile 35-köpfiges Team jetzt schon, wie die Welt funktioniert. In den im Schnitt rund zehn Minuten langen, animierten Videos auf dem Youtube-Kanal „Kurzgesagt – In a Nutshell“ geht es mal um wissenschaftliche, mal um gesellschaftliche, hin und wieder aber auch einfach um unterhaltende Themen. Auf über eine Milliarde Views kommt das Münchener Unternehmen bisher. Im Podcast verrät Dettmer, wie aus seiner Bachelorarbeit ein internationales Medienunternehmen werden konnte, das mit fast 15.000 Supportern heute zu den größten Creatorn auf der Social-Payment-Plattform Patreon zählt.

„Im Kern ist Kurzgesagt ein Animations-Youtube-Kanal, der wissenschaftliche und spannende Themen interessant erklärt“, sagt Philipp Dettmer im Gespräch mit Philipp Westermeyer. „Wir sind aber auch ein Animationsstudio, eine Designagentur und machen einfach viele verschiedene Sachen.“ Das erste Mal denkt Dettmer schon gegen 2010 über einen Youtube-Channel nach, der Wissen vermittelt. „Damals ist die Szene in den USA langsam groß geworden auf Youtube. Und ich habe das als Fan verfolgt.“

Am Ende seines Informatikdesign-Studiums mit Schwerpunkt auf Infografiken probieren er und ein Freund es dann einfach mal selber aus: Die Bachelorarbeit wird als Video produziert. Das funktioniert so gut, dass Philipp Dettmer im Sommer 2013 aus Spaß zwei weitere Videos erstellt. Eines davon – zum Thema Fracking – geht viral. „Der Clip hatte nach zwei Tagen eine Million Views. Aber nicht die ursprüngliche, deutsche Version. Die hat niemanden interessiert“, so Dettmer.

In wenigen Jahren zum globalen Animations-Phänomen

Heute, knapp sieben Jahre später, ist der internationale Kanal von „Kurzgesagt“ immer noch deutlich größer. 12,2 Millionen Abonnenten und über eine Milliarde Views zählt dieser aktuell. Das deutschsprachige Pendant, nach längerer Pause erst seit einer Kooperation mit Funk, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF, wieder aktiv, kommt aber immerhin noch auf fast eine Million Abos und 65,5 Millionen Views. „50 Prozent der Aufrufe stammen aus den USA“, sagt Philipp Dettmer. „Dann kommen Großbritannien, Kanada, Deutschland – und Indien wird gerade richtig groß.“  

Anzeigen geschaltet, um das Wachstum des Kanals voranzutreiben, habe Kurzgesagt nie. Und auch öffentliche Auftritte des Gründers Dettmer wie in diesem Podcast, gab es in den ersten Jahren kaum bis gar nicht. Wie ist das schnelle Wachstum dann aber zu erklären? Was ist mit Audience Management? „Die ehrliche Antwort ist: Wir machen da nichts bewusst“, gesteht Dettmer – fast mit etwas Scham in der Stimme. „Unsere Kernidee ist, Sachen zu machen, die wir gut können und uns selber anschauen würden. Und dann gucken wir eben, wie das funktioniert.“ Zwar schaue er sich natürlich an, was insgesamt bei Youtube gut funktioniert. Echte Auswirkungen auf die Arbeit bei Kurzgesagt habe das aber nicht. „Das ist eigentlich schon alles organisch passiert. Wenn wir komplett auf Views optimieren würden, müssten wir nahezu immer Videos über Atombomben, Aliens und schwarze Löcher machen.“

Dass sich bei Kurzgesagt alles um die Qualität der Videos („Quality > Quantity“ heißt es im Header, 1.200 Stunden dauert im Durchschnitt die Produktion eines Videos) und die Optimierung für Youtube dreht, zeigt unter anderem auch eine überraschende Statistik. Denn trotz ansehnlicher Accounts auf allen gängigen Social-Media-Plattformen, profitiert der Kanal laut Philipp Dettmer kaum davon. „Bei einem durchschnittlichen Video kommen unter zwei Prozent der Views nicht direkt von Youtube“, so der Gründer. „Klar, wir machen alles andere auch. Aber aus Marketing-Sicht ist Youtube mit einem riesigen Abstand das Wichtigste.“

Wie verdient Kurzgesagt Geld?

Obwohl Youtube also ganz klar DIE Plattform für Kurzgesagt ist, verlässt sich das Münchener Unternehmen bei der Monetarisierung ihrer Reichweiten nicht ausschließlich darauf. „Natürlich generieren wir auch Werbeeinnahmen direkt mit Youtube. Die sind aber recht unzuverlässig, deshalb verlassen wir uns nicht drauf“, erklärt Philipp Dettmer. „Die Idee ist da natürlich, mehrere Einnahmequellen zu haben, so dass es nicht dramatisch ist, wenn mal eine wegbricht.“

Wie gut das funktioniert und wie gefestigt Kurzgesagt als Brand schon ist, zeigen die zwei wichtigsten Umsatzsäulen, die das Unternehmen neben Youtube-Ads und Sponsorings hat: Patreon und Merchandising. Fast 15.000 Supporter überweisen Kurzgesagt auf der Social-Payment-Plattform Patreon monatlich einen Geldbetrag. Mit der Anzahl der Unterstützer zählen Dettmer und sein Team zu den zehn größten Creatorn – weltweit. „Die Art von Funding, die man bei Patreon bekommt, ist heutzutage absolut essentiell. Es gibt so viele Künstler und Creator, die vor allem so finanziert werden“, sagt Dettmer. „Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, dass Leute den Content so sehr mögen, dass sie direkt unterstützen.“

Schon jetzt enorm relevant und laut Philipp Dettmer das größte Wachstumspotenzial hat der Shop mit eigenem Merchandising. Hier soll in Zukunft auch außerhalb der Kurzgesagt-Zielgruppe für Poster & Co. geworben werden. Trotz wirtschaftlicher Optimierung lehnt er allerdings auch mal sehr lukrative Angebote ab – vor allem bei Themen, mit denen er sich nicht wohl fühle. „Während des Krypto-Booms zum Beispiel gab es alle paar Tage Anfragen für absurd riesige Summen. Bis in den mittleren sechsstelligen Bereich“, so Dettmer. „Als langfristige Strategie ist es da glaube ich besser, Integrität zu bewahren.“

Im aktuellen Podcast mit Kurzgesagt-Gründer Philipp Dettmer erfahrt Ihr außerdem, welche Rolle Reddit für das Unternehmen spielt, wie die seltenen Zusammenarbeiten mit Youtubern wie Mai Thi Nguyen-Kim von maiLab funktionieren und weshalb Kurzgesagt von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt wird. 

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

„Digitale Vorreiter“ – so heißt der Podcast der Kollegen von Vodafone, in dem OMR-Buddy und Online-Marketing-Spezi Christoph Burseg regelmäßig mit spannenden Gästen aus der Digitalwirtschaft spricht. Diese Woche ist Andreas Bruckschlögl zu Gast, unter anderem Co-Gründer der Bits & Pretzels-Konferenz in München, bei der im vergangenen Jahr Barack Obama zu Gast war. In diesem Jahr wird es das Event nur digital geben – und genau darüber spricht er mit Christoph im Podcast „Digitale Vorreiter“.

Spätestens nach diesem Jahr dürfte so ziemlich jeder verstanden haben, dass ein funktionierendes Digital-Angebot schon ziemlich relevant ist. Falls es bei Euch schon „Klick“ gemacht hat und Ihr jetzt auf der Suche nach einem passenden Partner seid, solltet Ihr mal mit dem Software-Dienstleister basecom aus Osnabrück quatschen. Das 90 Mitarbeiter starke Unternehmen entwickelt maßgeschneiderte Digitalisierungs-Lösungen und nutzt dafür unter anderem E-Commerce-Systeme wie Shopware, Magento oder Spryker. Einfach hier mal umschauen basecom.de um und mit den Kollegen austauschen.

Auch wenn in vielen Teilen der Gesellschaft so langsam Normalität einkehrt – die Veranstaltungsbranche wird noch lange mit der Krise zu kämpfen haben. Das gilt auch für Stage Entertainment, Betreiber von acht Musical-Theatern in Deutschland. Denn während da normalweise jeweils 2.000 Menschen am Abend reingehen, stehen auch diese Locations seit Monaten leer. Geschäftsführer Martin Broderick verrät Philipp Westermeyer, dass er trotzdem optimistisch ist und hofft, schon im September langsam wieder den Betrieb aufzunehmen. Die Nachfrage sei auf jeden Fall da, so das Ergebnis aus regelmäßigen Umfragen und sogar täglichen Buchungen. Wir drücken die Daumen!

Am Ende mal wieder der Hinweis auf ein Seminar unserer Freunde von der Hamburg Media School zu einem Thema, das einen immer ereilen kann – und dann besser nicht unvorbereitet. Es geht um Shitstorms und Krisenkommunikation. Wer sich also auf den Fall vorbereiten möchte, der hoffentlich nicht eintreten wird, der sollte sich hier am besten sofort Tickets für das Seminar am 2. und 3. Juli sichern.

Alle Themen des Podcasts mit Philipp Dettmer im Überblick:

  • Vom Gründer Philipp Dettmer kurz erklärt: Was macht eigentlich „Kurzgesagt – In a Nutshell“? (ab 03:50)
  • So wurde aus seiner Bachelorarbeit der Youtube-Kanal für Animations-Videos (ab 05:00)
  • In diesen Ländern werden am häufigsten Kurzgesagt-Videos angeschaut (ab 07:50)
  • Welche Themen funktionieren am besten? Und welches ist das bisher erfolgreichste Video? (ab 08:30)
  • So aufwendig ist die Produktion der animierten Videos (ab 09:45)
  • Wie verdient Kurzgesagt Geld? (ab 11:50)
  • So wichtig sind die direkt bei Youtube generierten Werbeeinnahmen (ab 13:00)
  • Fast 15.000 Fans unterstützen Kurzgesagt auf Patreon (ab 13:40)
  • Über klassische Sponsorings und langfristige Kooperationen mit Brands (ab 18:45)
  • So kam es zur Unterstützung durch die Bill & Melinda Gates Foundation (ab 19:50)
  • Erst seit der Zusammenarbeit mit Funk, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF, betreibt Kurzgesagt den deutschsprachigen Kanal wieder (ab 21:00)
  • Klassische Agenturarbeit als Design- und Animationsstudio (ab 22:20)
  • Merchandise als eine der größten Einnahmenquellen von Kurzgesagt (ab 23:15)
  • Deshalb hat Philipp Dettmer Kooperations-Anfragen für mittlere sechsstellige Beträge abgelehnt (ab 27:20)
  • Diese Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Geschäft von Kurzgesagt (ab 34:10)
  • So sieht die Wertschöpfungskette der Merchandise-Produkte aus (ab 35:00)
  • In welchem Bereich sieht Philipp Dettmer das größte Wachstumpotenzial in Bezug auf Umsatz? (ab 37:20)
  • Wie hat Kurzgesagt die Millionen-Reichweite aufgebaut? (ab 38:40)
  • Deshalb sind für Philipp Dettmer „Super-Fans“ viel wichtiger, als eine große Reichweite (ab 43:30)
  • Weshalb treten Dettmer und sein Team vor der Kamera selber nicht in Erscheinung? (ab 45:00)
  • Trotz starker Social-Media-Accounts kommen teilweise über 98 Prozent der Views direkt über Youtube (ab 47:30)
  • Aktuell schreibt Philipp Dettmer ein Buch. Und auch sonst wird er in Zukunft etwas häufiger öffentlich in Erscheinung treten, als vorher (ab 49:30)
  • Hat Kurzgesagt direkte Wettbewerber? (ab 52:30)
  • Ist eine Zusammenarbeit mit weiteren Content- und Video-Netzwerken wie Funk geplant? Was ist zum Beispiel mit Netflix? (ab 54:10)
  • Über eine Kooperation mit Mai Thi Nguyen-Kim vom Youtube-Kanal maiLab (ab 58:00)
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Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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