Dieser Deutsche ist der wichtigste Mann des neuen Google

Martin Gardt19.8.2015
Philipp Schindler: Top-Manager bei Google.
Inhalt
  1. Der Umbau von Google zu Alphabet ermöglicht Philipp Schindler den Schritt in den Vorstand und an die Spitze des globalen Sales Business. Wer ist der Mann, der jetzt in guten Jahren mehrere zehn Millionen US-Dollar und mehr pro Jahr verdient?
  2. Harter Konkurrenzdruck und Google-Gefälligkeiten
  3. Die großen Herausforderungen im neuen Job

Der Umbau von Google zu Alphabet ermöglicht Philipp Schindler den Schritt in den Vorstand und an die Spitze des globalen Sales Business. Wer ist der Mann, der jetzt in guten Jahren mehrere zehn Millionen US-Dollar und mehr pro Jahr verdient?

Philipp Schindler: Top-Manager bei Google.

Philipp Schindler: Top-Manager bei Google.

Die Schaffung von Alphabet hat nicht nur Auswirkungen auf die Struktur des Konzerns, sondern auch auf die Jobs vieler Mitarbeiter in den höchsten Ebenen. Schließlich führt Ex-Google-CEO Larry Page jetzt die Konzernmutter, Sundar Pichai wechselt auf den Chefposten von Google. Im Schatten dieser Entwicklung steigt der deutsche Manager Philipp Schindler zu einer Art Chief Business Officer von Google auf – einer der wichtigsten Jobs im ganzen Konzern. Aber wer ist dieser Philipp Schindler und warum kennt man ihn in Deutschland kaum?

„Blaue Augen, schlankes Gesicht, strahlendes Lächeln“. So schreibt sogar die Bildzeitung über Philipp Schindler, als er 2011 im Alter von 40 Jahren zum Hauptsitz von Google nach Mountain View zieht. Der smarte Düsseldorfer macht eben nicht nur auf andere Manager Eindruck. Angefangen hat alles in der Provinz: Schindler studiert an der European Business School in Oestrich-Winkel BWL und wechselt dann zu Bertelsmann. Vor seiner Zeit bei Google kümmert er sich dann bei AOL als Senior Vice President um Marketing und Sales – und verantwortete die legendäre „Bin ich schon drin?“-Kampagne mit Boris Becker. Der Aufstieg des Deutschen bei Google läuft dann rasant. Er beginnt als Managing Director für DACH und Skandinavien in Hamburg und geht nach vier Jahren als President für Nord- und Zentraleuropa nach London. Seit 2012 ist er „Vice President Global Sales und Operations“ und damit erster Deutscher in der zweiten Führungsriege am Stammsitz in Mountain View. Durch die personellen Veränderungen bei Google verlässt jetzt Schindlers alter Vorgesetzter Chief Business Officer Omid Kordestani das Unternehmen Richtung Alphabet und folgt dem Gründer Larry Page. Die Stelle wird vorerst nicht nachbesetzt. Schindler soll erst einmal Vice President bleiben, ist jetzt aber laut „The Information“ mit vielen Aufgaben des CBOs vertraut. Schindler ist 44.

Harter Konkurrenzdruck und Google-Gefälligkeiten

Sundar Pichai

Sundar Pichai

Mit wichtigen Aufgaben betreut, aber doch nicht CBO? Philipp Schindler sitzt jetzt als Chef der Vermarktung von Google-Produkten im kleinen Management-Team rund um Google-CEO Pichai – gemeinsam mit Daniel Alegre (Global Partnerships) und Larraine Twohill (Marketing) bildet er quasi einen dreiköpfigen CBO. Schindler und die beiden Kollegen gelten schon seit einiger Zeit als interne Favoriten auf den CBO-Job, schließlich hatte Vorgänger Kordestani die Stelle nur auf Zeit von Nikesh Arora im letzten Sommer übernommen. Laut Business Insider hatte Arora aber schon damals einen Wunschkandidaten: Philipp Schindler. Doch der gute Draht von Page und Kordestani verhinderte die Beförderung.

„Wenn es beim neuen Google vor allem um Advertising und Search gehen soll, sind Schindler, Alegre und Twohill die Menschen, die das Business kennen“, sagt ein ehemaliger Google-Manager gegenüber Recode. Trotz fehlendem CBO-Titel ist Schindlers neue Rolle eine der einflussreichsten bei Google. Genauer gesagt ist es einer der lukrativsten Nicht-CEO-Jobs der ganzen Online-Industrie, mit einer möglichen Bezahlung von mehreren zehn Millionen US-Dollar im Jahr. Der direkte Vorgänger Omid Kordestani war Googles bestbezahlter Manager, er verdiente im Fiskaljahr 2014 97,7 Millionen US-Dollar. Bei Google, so sagen es Mitarbeiter, gelte Schindler als Logikmensch und etwas freundlicher als sein Förderer Nikesh Arora. Ein ehemaliger Manager bezeichnete Schindler aber als Kontroll-Freak, der sich selbst nicht so sieht. Er verspreche Projekten große Freiheiten, nur um dann doch wieder jeden Schritt zu prüfen – vielleicht ist das aber einfach der typische deutschen Mentalität geschuldet.

Die großen Herausforderungen im neuen Job

Als Co-CBO könnte Schindler seinen Kurs weiterfahren. Er arbeitet seit Langem daran, Googles Werbeprodukte einfacher zu machen und stärker zu automatisieren. Google muss sich großen Schwierigkeiten stellen. Facebook ist bei Trendthemen wie Mobile Marketing, Messaging und Social viel weiter und holt im Video-Bereich auf – wenn auch manchmal mit zweifelhaften Mitteln. Schindler muss Brands, Marketer und Partner überzeugen, dass Google weiterhin genug Power hat, um die Konkurrenz in die Schranken zu weisen. Dazu stehen ihm 15.000 Sales-Leute zur Verfügung, die in einem immer komplexeren Gebilde arbeiten.

Für die Entwicklung von Googles Werbeumsatz ist Philipp Schindler mitverantwortlich.  (Quelle: Statista)

Für die Entwicklung von Googles Werbeumsatz ist Philipp Schindler mitverantwortlich. (Quelle: Statista)

Das gesamte Sales- und Marketing-Business, das Philipp Schindler nun überwacht, beläuft sich auf etwa 60 Milliarden US-Dollar und ist derzeit die einzige echte Geldquelle für Google. Im Mittelpunkt steht die Vermarktung von den größten Google-Produkten Search, Android und Youtube und die Weiterentwicklung von Ad-Produkten wie Adsense und DoubleClick. Wie lange das Trio um Schindler an der Business-Spitze von Google stehen soll, ist noch offen. Vielleicht wird der Deutsche, der mal Boris Beckers Werbekarriere startete, doch noch alleiniger Chef. Fun Fact am Rande: Schindlers Bruder Florian war lange Managing Director bei BBDO und stand sogar bei unserer Rockstars-Konferenz 2012 in der Großen Freiheit auf der Bühne. Heute ist er im Private Equity-Bereich selbstständig.

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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