Milliardenergebnis als Ziel: Otto-Group-CEO Petra Scharner-Wolff über Wachstum und Wandel
Die erste Frau an der Spitze der Otto Group spricht im OMR Podcast über ihre ambitionierten Pläne für den Handelskonzern.
Petra Scharner-Wolff ist seit über 25 Jahren bei Otto. Den Traum, irgendwann mal CEO zu werden, hatte sie bereits von Anfang an. In ihrer Amtszeit will sie den Handelskonzern in die Zukunft führen, die Profitabilität ausbauen und eine Milliarde Ergebnis erreichen. Im OMR Podcast spricht sie über die Chancen von KI, notwendige Stellenstreichungen und den bevorstehenden Generationenwechsel in der Familie Otto.
Langweilig werden dürfte Petra Scharner-Wolff in ihrer neuen Rolle als CEO der Otto Group nicht. Mindestens zwei große Transformationen stehen dem Konzern während ihrer Amtszeit bevor. Zum einen der Generationenwechsel in der Familie Otto: 2026 übergibt Michael Otto die Verantwortung an seinen Sohn Benjamin. Für Scharner-Wolff ist das nicht nur unternehmerisch, sondern auch persönlich ein Einschnitt – schließlich hat Michael Otto ihre Karriere über zwei Jahrzehnte hinweg eng begleitet. „Der Aufbau des weltweiten Portfolios trägt seine Handschrift“, sagt sie. Den Übergang in die nächste Generation sieht sie dennoch als Chance: "Das jetzt fortzuführen in die nächste Generation zu Benjamin Otto und den richtigen Mix zu finden zwischen Kontinuität, aber auch neuen Impulsen, ist eine super spannende Aufgabe."
Sprung nach vorne durch KI
Der zweite große Umbruch betrifft das Thema Künstliche Intelligenz. Scharner-Wolff sieht in ihr die nächste entscheidende Transformation nach dem Wandel vom Kataloggeschäft zum E-Commerce-Riesen. „KI zieht sich durch die gesamte Kette“, erklärt sie. Im Fokus: personalisierte Einkaufserlebnisse. Mithilfe von KI will Otto künftig Kund*innen individueller beraten und Produkte attraktiver präsentieren – etwa durch generierte Bilder, Videos oder virtuelle Avatare. Das Ziel: ein besseres Kauferlebnis und weniger Retouren.
Auch die Plattformstrategie bleibt zentral. Inzwischen ist Otto.de der zweitgrößte Online-Marktplatz Deutschlands und damit das größte Wachstumsvehikel der Gruppe, sagt die Konzernchefin. Seit der Öffnung für externe Verkäufer ist das Angebot von ursprünglich rund zwei bis drei Millionen auf bis zu 20 Millionen Artikel gewachsen. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Mit mehr als 39 Milliarden Euro Umsatz allein in Deutschland bleibt Amazon ein übermächtiger Rivale. Besonders im Marketing spüre man den Wettbewerb deutlich, so Scharner-Wolff: "Natürlich ist da ein klarer Wettbewerb, wie wir unsere Marketing-Dollar aussteuern können und die ihre."
Amerikanische Möbelmarke als Zugpferd
Für ihre Amtszeit hat sich Petra Scharner-Wolff auf die Fahne geschrieben, das Wachstum anzukurbeln und das Unternehmen stärker auf Profitabilität zu trimmen. Aktuell macht der Konzern bei rund 15 Milliarden Euro Umsatz rund 250 Millionen Euro Gewinn. Ein Milliardenergebnis zu erreichen, sei das Ziel, sagt sie. Große Wachstumschancen sieht Scharner-Wolff im Möbelgeschäft, insbesondere bei der US-Marke Crate & Barrel, die stark expandiert – online wie stationär. Eine Einführung in Europa? „Das ist ein lang gehegter Wunsch“, sagt sie. "Aber die Expansionsmöglichkeiten in den USA sind so attraktiv, dass wir das natürlich erst mal viel einfacher abgreifen können im Marktwachstum, als den Sprung hier rüber zu machen."
Aktuell beschäftigt die Otto Group rund 35.000 Mitarbeitende weltweit. Doch die neue Chefin denkt auch über weitere Restrukturierungen nach, die unter anderem durch eine höhere Effizienz dank KI möglich werden könnten. Besonders bei der Marke Otto sei es momentan das Ziel, die Kosten weiter zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben, erklärt sie. Anfang nächsten Jahres sollen "die ganzen Maßnahmen durchkonzipiert sein", sagt Scharner-Wolff. "Und dann werden da auch Mitarbeiter von betroffen sein, die dann bei Otto nicht mehr beschäftigt werden können."
Im OMR Podcast hat Petra Scharner-Wolff außerdem über die About-You-Entscheidung, ihren Führungsstil und über einen schmerzhaften bevorstehenden Abschied vom privaten Koch des Konzernvorstands gesprochen.