Wie wird man Deutschlands erfolgreichster Autor, Sebastian Fitzek?
Rund 20 Millionen Bücher hat der 54-Jährige bisher verkauft. Doch sein Ideenrepertoire für Psychothriller ist längst nicht erschöpft. Im OMR Podcast spricht er über seine Karriere und seine Einkünfte.
- "Sie machen alle Anfängerfehler, die man machen kann"
- Jura, Radio, Firmengründung
- 22 Sommer, 22 Bücher?
Sein Name auf dem Buchumschlag führt fast unweigerlich zum Bestseller: Mit Psychothrillern wie Mimik, Das Kalendermädchen oder Die Therapie zieht Sebastian Fitzek seine Leser*innen in seinen Bann. Doch Fitzek denkt Bücher auch unternehmerisch weiter, füllt große Hallen mit Live-Touren, hat sich eine große Social-Media-Reichweite aufgebaut und lässt Soundtracks zu seinen Geschichten komponieren. Im OMR Podcast spricht er über seinen Karriereweg, seine Einkünfte und darüber, wie viele Psychothriller er noch schreiben will.
Sebastian Fitzek musste 30 Jahre alt werden, bis ihm seine erste Was-wäre-wenn-Idee kam. Er sitzt damals vor dem Behandlungszimmer eines Arztes, wartet auf seine Freundin und fragt sich: Was wäre, wenn sie nie wieder herauskommen würde? Aus dem Gedankenspiel wird der Prolog seines ersten Buches “Die Therapie”. Und aus “Die Therapie” wird ein Bestseller. Viele weitere folgen: Mit rund 20 Millionen verkauften Büchern ist er heute Deutschlands erfolgreichster Autor. Wenn Sebastian Fitzek auf Tour geht, füllt er große Eventhallen mit mehreren Tausenden Besucher*innen. Wenn er einen neuen Psychothriller auf den Markt bringt, ist der Bestseller-Status quasi garantiert.
"Sie machen alle Anfängerfehler, die man machen kann"
Doch ganz so mühelos, wie sich der Weg zur Autorenkarriere in dieser verkürzten Form liest, war er nicht. 15 Verlage schreibt er zu Beginn an, 12 lehnen ab, drei antworten gar nicht erst. Fitzek versucht, die Rückschläge wie notwendige Handlungsstränge einer Geschichte zu verstehen: Was würde der Held in einem Thriller tun, wenn er wieder und wieder hinfällt, kurz davor ist, aufzugeben? Wie würde er trotzdem ans Ziel kommen?
Im echten Leben erreicht er das Ziel schließlich, als ihn die gemeinsame Begeisterung für Schriftsteller Michael Ende mit dem Literaturagenten Roman Hocke zusammenführt. "Fitzek, Sie haben Talent, aber Sie machen alle Anfängerfehler, die man machen kann", sei die Rückmeldung zur ersten Version von "Die Therapie" gewesen, erinnert sich der Autor im OMR Podcast. Warum seine Geschichte etwa an der Ostküste der USA spiele und nicht dort, wo Fitzek sich auskenne, will der Literaturagent wissen. Sebastian Fitzek ist offen für Feedback, er schreibt um und merkt, dass es sich gleich besser anfühlt. Es ist einer der Ratschläge, den er heute auch anderen gibt, die als Schriftsteller*innen erfolgreich sein wollen: für gute Fragen zugänglich zu sein.
Jura, Radio, Firmengründung
Ein anderer: So lange wie möglich im "Brotberuf" zu bleiben. "Geschichten entstehen immer durch Kontakte mit Menschen", sagt Fitzek. "Meistens findest du die verhaltensauffälligen Menschen, die du brauchst, die dich zu humoristischen, zu romantischen oder zu spannenden Werken inspirieren, auf der Arbeit." Debütwerke seien daher auch häufig eine innere Abrechnung mit dem Job.
Sebastian Fitzek selbst hat verschiedene berufliche Stationen durchlaufen, bevor er anfing zu schreiben. Er hat Jura studiert, ein Volontariat beim Radio gemacht, war Chefredakteur beim Berliner Rundfunk und gründete mit einem Freund schließlich eine Radio-Beratungsfirma. "Das hat mir gar nicht gefallen", sagt er rückblickend. Die Tätigkeit sei erfolgreich gewesen, lukrativ, aber viel zu theoretisch. Also nutzt er die Zeit, die er auf seinen Geschäftsreisen von Radiostation zu Radiostation in Hotellobbys, Bahnen oder an Flughäfen verbringt, um zu schreiben. "Ich habe wahrscheinlich unbewusst gedacht, irgendwo muss da mein Name mal wieder richtig draufstehen. Ich muss wirklich wissen, dass das, was da zwischen den Buchdeckeln klemmt, auch von mir ist."
22 Sommer, 22 Bücher?
Wenn heute sein Name auf einem Buch steht, bedeutet das auch für seinen Verlag Droemer Knaur ein gutes Geschäft. Seit Jahren tragen die Fitzek-Werke einen wesentlichen Teil zum Verlagsumsatz bei. Was davon beim Autor hängen bleibt? Zwischen sieben und maximal zehn Prozent vom Netto-Endverkaufspreis, erklärt Fitzek, davon gingen wiederum 15 bis 20 Prozent an den oder die Agent*in. "Was auch völlig okay ist, denn er oder sie hat eine Masse für dich getan." Wenn man nicht das große Glück habe wie er, solange erfolgreich sein zu dürfen, müsse man im Buchbereich erstmal sagen: Kleinvieh macht eben auch Mist. Dass er selbst "wahnsinnig gut" davon leben kann, will er aber auch nicht verschweigen, doch das liege eben auch daran, dass er inzwischen seit über 20 Jahren im Geschäft sei. Ob ihm wohl irgendwann die Geschichten ausgehen? Im Gegenteil, erklärt Fitzek.
22 gute Sommer blieben ihm noch im Leben, glaubt der 54-Jährige. "Wenn ich also in jedem Jahr ein Buch verwirkliche, habe ich noch 22 Bücher, die ich genießen kann." Doch er habe noch weitaus mehr als 22 Ideen. Die Vorstellung, im Leben nicht mehr all das verwirklichen zu können, was er verwirklichen wolle, treibe ihn an, sagt er: "Das wird also wahrscheinlich auch die Schlagzahl nochmal erhöhen."
Im OMR Podcast hat Sebastian Fitzek außerdem darüber gesprochen, ob er sich vorstellen könnte, Ghostwriter oder KI für sich arbeiten zu lassen, warum ihm anfangs geraten wurde, historische Romane unter dem Pseudonym Sabrina Fitzek zu veröffentlichen und wie oft sich sein neuer Psychothriller "Der Nachbar" verkaufen muss, damit er zufrieden ist.