Wie der frühere Stern-Chefredakteur Dominik Wichmann zum Tina-Turner-Biografen wurde
Mit der "Looping Group" baut der frühere Journalist eine erfolgreiche Agentur auf – die längst mehr ist als das
- Mit 27 Jahren leitete Dominik Wichmann das SZ Magazin
- „Mein Ziel war nie, ein Medienhaus zu gründen“
- Die Themen des OMR Podcasts mit Dominik Wichmann im Überblick:
Dominik Wichmann zählte jahrelang zu den führenden Journalisten Deutschlands. Inzwischen hat der frühere Stern-Chefredakteur mit der „Looping Group“ ein eigenes Unternehmen mit rund 250 Mitarbeitenden aufgebaut. Im OMR Podcast verrät der frühere Journalist, wie er vom Agenturgründer zum Medienunternehmer wurde – und warum eine Oldtimer-Fahrt zu der Zusammenarbeit mit einem Weltstar führte.
Es waren intime Momente, die der frühere deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach seiner Leukämie-Erkrankung mit Dominik Wichmann geteilt hat. Und so war das gemeinsame Buchprojekt etwas ganz besonderes für den früheren Stern-Chefredakteur. Entsprechend verhalten reagierte er, als ihn während einer Oldtimer-Rallye ein wildfremder Mann ansprach und fragte, ob er nicht auch über seine Frau schreiben wolle. Wichmann wollte absagen – bis ihn ein anderer ansprach und sagte: „Du weißt aber schon, dass seine Frau Tina Turner ist.”
Dominik Wichmann muss lachen, wenn er diese Anekdote im OMR Podcast erzählt. Natürlich hat er das Buch über das Leben der Sängerin am Ende geschrieben. Doch nicht nur das. Mit seinem Unternehmen „Looping Group“ hat er auch die gesamte Kommunikation von Tina Turner gesteuert, von der Biographie bis zum Musical. Weltweit.
Mit 27 Jahren leitete Dominik Wichmann das SZ Magazin
Jahrelang zählte Dominik Wichmann zu den führenden Journalisten Deutschlands. Mit gerade mal 27 Jahren wurde er Chefredakteur des SZ Magazins, nachdem dessen bisherigen Chefredakteure Ulf Poschardt (heute Chefredakteur der „Welt“) und Christian Kämmerling gefeuert wurden. Unter ihrer Führung hatte der Schweizer Journalist Tom Kummer mehrere gefälschte Interviews im Magazin veröffentlicht. Den beiden Chefredakteuren war vom Verlag vorgeworfen worden, jahrelang zu wenig unternommen zu haben.
Wichmann übernahm die Leitung des damals defizitären Magazins, richtete es publizistisch neu aus und steigerte die Relevanz. Ähnliches erhoffte man sich offenbar auch beim „Stern“. Dort wurde er zunächst Mitglied der Chefredaktion, bevor er später die Leitung komplett übertragen bekam. „Der Stern hat mich damals gereizt, weil er a) in einer anderen Stadt war, b) ein sehr großes Medium und c) etwas, wo man etwas reformmäßig machen konnte“, sagt Dominik Wichmann im OMR Podcast. Doch schnell stellte er fest: „Du segelst sehr stark gegen den Wind.“ Der Medienwandel hatte auch den Stern hart getroffen, die Auflage sank und man suchte den Anschluss in der digitalen Welt.
„Mein Ziel war nie, ein Medienhaus zu gründen“
Wichmann glaubt, dass Medienmarken heute mehr sein müssen als ein gedrucktes Heft. Er spricht von einem Wandel hin zur redaktionellen Gesellschaft. In dieser könne jeder und jede dank des Smartphones zum Sender werden. „Ich muss mich an den Interessen der Empfänger orientieren und entsprechend in der Lage sein als Verlag oder Publishing House jede Form handwerklich zu beherrschen“, sagt Dominik Wichmann, der mit dem von ihm mitgegründeten Unternehmen „Looping Group“ an der Umsetzung dieser Idee arbeitet. Damit wurde er ähnlich wie die Ex-Chefredakteure Kai Diekmann (Bild, heute Storymachine) oder Gabor Steingart (Handelsblatt, heute Media Pioneer), die ebenfalls schon im OMR Podcast zu Gast waren, selbst zum Gründer.
Angefangen hat er mit drei Mitgründern vor rund sechs Jahren mit dem Aufbau seiner Agentur. Doch inzwischen kümmern sich die rund 250 Mitarbeitenden um ganz verschiedene Bereiche. Neben einer Beratung gibt es auch eine Art Verlagsbereich. In diesem arbeitet das Team an Filmen für Streaming-Dienste oder eigenen redaktionellen Print-Produkten. „Mein Plan war nicht, ein Medienhaus zu gründen, aber es wird immer mehr dazu“, sagt Dominik Wichmann. Mehr als 30 Millionen Euro Umsatz soll die Looping Group in diesem Jahr machen. Zu den wichtigsten Kunden gehört unter anderem der Autohersteller BMW.
Im OMR Podcast verrät Dominik Wichmann außerdem, warum größere Unternehmen über einen eigenen Newsroom nachdenken sollten, wieso die Corona-Pandemie das Wachstum der Looping Group rasant beschleunigt hat – und was ihn am Journalismus während seiner Zeit als Journalist immer genervt hat.
Die Themen des OMR Podcasts mit Dominik Wichmann im Überblick:
- Mit 27 Jahren schon Chefredakteur (00:02:45)
- Der Wechsel zum Stern (00:06:00)
- Raus aus dem klassischen Journalismus – ab zu DLD (00:09:00)
- Die Entstehung der Looping Group (00:12:30)
- Newsrooms für Unternehmen (00:23:00)
- Der Biograf von Tina Turner (00:27:30)
- Nie wieder Bücher! Wirklich? (00:41:00)
- So sieht modernes Publishing aus (00:44:15)
- Reisen mit 250 Mitarbeitern (00:50:30)