Mr. Last-Minute-Reisen: Wie der L'tur-Gründer eine Urlaubsphilosophie erfand – und damit Millionen verdiente

1. Last-Minute als Lifestyle etabliert
2. 20 Firmen gleichzeitig zur Blütezeit

Karlheinz Kögel war Serial Entrepreneur, bevor es den Begriff überhaupt gab: Mit L'tur und weiteren Tourismusfirmen hat er Millionenumsätze erwirtschaftet, mit seinem Marktforschungsinstitut Media Control die Medienbranche geprägt. Im OMR Podcast erzählt er, wieso die ersten Charts ausgerechnet von Häftlingen ermittelt wurden, welche Lebenseinstellung für seinen unternehmerischen Erfolg bis heute ausschlaggebend ist und wie er zu Bill Clintons Privatjet-Piloten wurde.

Warum die Zeit nicht sinnvoll nutzen, wenn man schon im Knast sitzt? Diese Frage stellte sich Karlheinz Kögel, obwohl er dort gar nicht persönlich saß. Aber er hatte eine Aufgabe zu verteilen: Kögel wollte ermitteln, wie oft Stücke im Radio tatsächlich gespielt werden. Also lieferte er Aufnahmegeräte an Gefängnis-Insassen, um das bundesweite Radioprogramm aufzuzeichnen. "Die haben in der Zelle alle vier Stunden die Bänder gewechselt und die dann nach einer Woche nach Baden-Baden geschickt und wir haben die Bände einzeln durchgehört." Es ist der Beginn der deutschen Musikcharts und auch der seiner Firma Media Control, die bis heute Marktforschung und Verkaufszahlen von Büchern, Podcasts oder Kinofilmen anbietet und auch die Spiegel-Bestsellerlisten ermittelt.

Last-Minute als Lifestyle etabliert

Mangelnde Kreativität kann Karlheinz Kögel also niemand vorwerfen. Auch in der Tourismusbranche hat er Meilensteine gesetzt, weil er es verstand, mit L'tur nicht nur die Restplätze in den Maschinen der Fluggesellschaft LTU unter die Leute zu bringen, sondern das Geschäftsmodell gleich als neuen Lifestyle zu verkaufen: Dafür eröffnete er in kürzester Zeit 150 Shops in ganz Deutschland. "Und dann haben wir PR dafür gemacht, dass Last Minute mehr ist als nur kurzfristig zu reisen: Ich habe Last-Minute zur Lebensphilosophie erhoben. Dass man nicht mehr lange plant im Leben, sondern spontan. Und man kann kurzfristig entscheiden: Schatzi, lass uns nächste Woche doch mal nach Barcelona fliegen."

Und auch bei dem von ihm ins Leben gerufenen Deutschen Medienpreis dachte Kögel groß. 25 Jahre lang hat er die Auszeichnung mit Media Control vergeben. Nach welchen Kriterien war dem ein oder anderen nicht immer ganz klar, doch die Liste der Preisträger*innen kann sich sehen lassen: Nelson Mandela, George Clooney, Königin Máxima, Dalai Lama, Angela Merkel, Barack Obama oder Bill Clinton schüttelte Karlheinz Kögel die Hand. Mit Bill Clinton verbindet ihn dadurch bis heute eine Freundschaft. Der ehemalige US-Präsident habe ihn häufig in Baden-Baden besucht, sagt Kögel. Eine besondere Zeit sei außerdem Clintons Buchtour durch Europa gewesen. Damals sprang er kurzerhand als Pilot ein und flog das Clinton-Team von Lesung zu Lesung. Hoffnungslos überladen sei seine Maschine bei der letzten Station in Madrid gewesen, erinnert sich Kögel, vor lauter Flohmarkt-Einkäufe des Ex-Präsidenten.

20 Firmen gleichzeitig zur Blütezeit

Ursprünglich hat Kögel Schreiner gelernt, dann wurde er Journalist. Fürs Radio entdeckte ihn "Wetten, dass...?"-Erfinder Frank Elstner höchstpersönlich. Zum Unternehmer wurde er eher beiläufig. Wenn man ihn heute fragt, was einen Unternehmer ausmacht, sagt er, das sei jemand, der jeden Tag darüber nachdenkt, welche Chancen er hat. Und Kögel hat im Laufe seines Berufslebens viele Chancen gesehen: Zur Blütezeit seien es 20 Unternehmen gleichzeitig gewesen, sagt er. Heute versucht er, zu konsolidieren. Doch an Rente denkt der 78-Jährige nicht. Gerade erst hat er mit Condor Holidays ein neues Projekt gestartet und verkauft mithilfe KI-unterstützter Technologie Flugpauschalreisen für den bekannten Ferienflieger.

Im OMR Podcast verrät Karlheinz Kögel, warum er sich Baden-Baden so verbunden fühlt, in wie viele Länder er in seinem Leben bereits gereist ist und was ihn als Unternehmer am meisten ärgert.