Ex-Ufa-Chef Nico Hofmann: "Ich wollte Kino fürs Fernsehen machen"
Der Produzent über die Revolution des Fernseh-Films und neue Anbieter wie Netflix
Nico Hofmann zählt zu den erfolgreichsten Filmproduzenten Deutschlands. Anfang der 2000er Jahre etablierte er mit "Die Luftbrücke" oder "Der Tunnel" das neue Format des Event-Fernsehens, anschließend führte er mit der Ufa eine der traditionsreichsten deutschen Marken. Im OMR Podcast erzählt Nico Hofmann, wieso er lieber Fernseh- als Kinofilme produziert hat, wie er auf Netflix und Co. blickt und wieso seine Mutter ihr Haus für ihn verpfändet hat.
Die Revolution beginnt vor rund 70 Jahren mit einer Röhre. Einer Kathodenstrahlröhre. Durch sie verändert sich alles. Bilder beginnen auch im Wohnzimmer, sich zu bewegen. Und mit dem Bewegtbild bewegt sich auch die Einrichtung. Sessel werden verschoben, Sofas neu ausgerichtet, alles kreist um diesen neuen Fixpunkt in den heimischen vier Wänden, den Fernseher. Das Bild knistert, es rauscht mitunter, aber es bringt Filme, Serien, Nachrichten und Sport nach Hause. Doch das Kino ersetzt der Fernseher nicht.
Auch Nico Hofmann will diese Parallelelität nicht grundsätzlich beenden, als er seine Karriere in der Filmbranche beginnt. Aber ein bisschen was verändern will er schon, denn er sieht, dass die Bildschirme im Laufe der Jahre und Jahrzehnte größer und größer werden. "Ich wollte Kino fürs Fernsehen machen", sagt der Filmproduzent im OMR Podcast. Mit seiner Produktionsfirma Teamworx inszenierte er deutsche Geschichte als Filmstoff, egal ob es um die Flucht aus der DDR ("Der Tunnel"), die Versorgung Westberlins in der Nachkriegszeit ("Die Luftbrücke") oder die Hamburger Sturmflut ("Die Sturmflut") geht. Anfang der 2000er Jahre gibt es praktisch im Jahresrhytmus auf den Privatsendern neues Nico Hofmannsches Event-Fernsehen.
Haus verpfändet für einen Film
Der inzwischen 64-Jährige ist im Laufe der Jahre zu einem der wohl prägendsten deutschen Filmproduzenten aufgestiegen. Was sein Weggefährte Bernd Eichinger fürs Kino war, ist Nico Hofmann fürs TV. Als seine Firma Teamworx in der bereits 1917 gegründeten Universum-Film AG, kurz: Ufa, aufging, stieg Nico Hofmann in einer der traditionsreichsten deutschen Produktionsgesellschaften bis an die Spitze auf. 2017 übernahm er die Rolle des CEO, die er bis September 2023 inne hatte. In seine Zeit an der Spitze fielen Kassenschlager wie "Der Junge muss an die frische Luft" über die Kindheit von Hape Kerkeling, aber auch die Corona-Pandemie, in der Filme und Serien unter erschwerten Bedingungen produziert werden mussten.
Angefangen hat dabei alles mit einem Volontariat bei der Zeitung Mannheimer Morgen. Doch Hofmann, der in einem Journalist*innen-Haushalt groß geworden ist, merkte schnell, dass er lieber in Richtung Film gehen wollte – mit allen damit verbundenen Risiken. "Meine Mutter hat ihr Haus in Mannheim verpfändet, damit ich bei der Bank meine Kreditlinie erhöhen kann für einen Film", erinnert sich Nico Hofmann an seine Anfänge: "Ich habe alles zurückgezahlt."
"Qualität findet ihr Publikum"
Den Großteil seines Vermögens hat Nico Hofmann inzwischen in eine Stiftung. Sie soll junge Filmschaffende in Zukunft unterstützen. Die Förderung des Nachwuchs ist Hofmann seit Jahren ein Anliegen, er lehrt selbst an der Filmakademie Baden-Württemberg. "Meine stärksten Konkurrentinnen und Konkurrenten sind meine eigenen Studierenden, weil die einfach unglaublich talentiert sind", sagt er.
An die Zukunft der deutschen Filmszene glaubt er dabei trotz Siegeszug von Netflix und Co. weiterhin. Generell hat er zu den Streaming-Plattformen ein ambivalentes Verhältnis. Schon vor Jahren warnte er, man dürfe ihre Rolle angesichts der Investitionen deutscher Sender nicht überbewerten. Und bis heute ist er überzeugt, dass man auch abseits der großen Plattformen erfolgreich sein kann: "Wenn etwas qualitativ outstanding gut ist, dann findet es sein Publikum."
Im OMR Podcast verrät Nico Hofmann außerdem, warum er irgendwann vom Regiestuhl auf den Chefsessel gewechselt ist, wie man mit Spielfilmen gesellschaftliche Debatten anstößt und wie er das Niveau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einschätzt.
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