Monatlich fünfstellige Summen – so viel lässt sich mit Youtube verdienen

Gastautor27.1.2015

Philipp Steuer erklärt, wie viel Werbung, Produktplatzierungen und Merchandising einbringen

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Philipp Steuer betreibt zwei Kanäle bei Youtube
Inhalt
  1. Videowerbung als Haupteinnahmequelle
  2. Lukrative Produktplatzierungen
  3. Weitere Werbung in der Videobeschreibung
  4. Die Sache mit den T-Shirts
  5. Durch YouTube zum Millionär?

Wie viel Geld lässt sich mit Youtube verdienen? Über diese Frage ist in den vergangenen Wochen und Monaten viel gemutmaßt worden – wirklich verlässliche Informationen gab es jedoch nicht. Denn kein Kanalbetreiber war bislang bereit, Angaben zur Höhe seiner Einnahmen zu machen. Doch nun erlaubt Philipp Steuer, dessen Videos bei Youtube bisher mehr als fünf Millionen Mal abgerufen wurden, in einem Gastbeitrag für Online Marketing Rockstars erstmals einen Blick hinter den Vorhang. Die Zahlen sind durchaus beeindruckend – aber lest selbst.

„Wie, mit YouTube kann man Geld verdienen?“ So lautet die Frage, die mir im Rahmen meiner Tätigkeit von Journalisten und Medienleuten am häufigsten gestellt wird. Die Antwort darauf möchte ich euch in diesem Artikel geben, inklusive kleinerer Einblicke in die Finanzwelt eines YouTubers.

Vorweg: Sämtliche Ansichten spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wieder. 

Videowerbung als Haupteinnahmequelle

Wie die meisten wissen dürften, werden Youtuber an den Werbeeinnahmen beteiligt, die YouTube/Google mit vorgeschalteten Werbeclips oder In­Video­Anzeigen in ihren Videos verdient. Google behält direkt 45 Prozent des Geldes ein, die übrigen 55 Prozent landen beim Videomacher.

Pro 1.000 Klicks verdient man rund 1 Euro. Das bedeutet, dass beispielsweise einer der erfolgreicheren Youtube­-Kanäle mit über 30 Millionen Views alleine durch die Werbeanzeigen bereits rund 30.000 Euro einnimmt. Die genaue Summe variiert stark nach Jahreszeit. Kurz vor Weihnachten wird am meisten Werbung geschaltet; Monate wie Januar sind hingegen aus Sicht der Youtuber schlechte Zeiten, da die werbenden Unternehmen zur Weihnachtszeit das restliche Jahresbudget verballert haben und die Budgets für das neue Jahr meistens noch nicht festgelegt worden sind.

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Allen, die einen groben Eindruck der ungefähren Einnahmen von YouTubern bekommen möchten, empfehle ich den Dienst Socialblade. Dort findet ihr auf den jeweiligen Videomacher-­Seiten einen „Estimated Monthly Earnings“-­Wert, dessen Höchst- und Niedrigstwerte generell weit auseinander liegen. Schätzt Socialblade die Einnahmen des Kanalbetreibers beispielsweise auf zwischen 2.000 und 35.000 Euro, könnt ihr, nach meinen eigenen Erfahrungen, relativ verlässlich davon ausgehen, dass die tatsächliche Summe am oberen Ende des unteren Drittels liegt – das wären im Beispielfall 12.000 Euro.

Ein Beispiel für die Schätzung der Einnahmen eines Kanals bei Socialblade.com (Screenshot)

Was man hierbei nicht vergessen darf: Die 30.000 Euro aus meinem ersten Beispiel sind nicht steuerfrei. Der Nettobetrag liegt am Ende bei rund 20.000 Euro, was trotzdem noch für ein entspanntes Leben reichen müsste.

Lukrative Produktplatzierungen

Neben den Klicks sind Product Placements eine weitere und zudem extrem wichtige Einnahmequelle vieler Videomacher. Die Abwicklung solcher Werbedeals erfolgt meist über die jeweilige Vermarktungs­/Sales-­Abteilung des Netzwerkes, indem sich der Youtuber befindet.

Ein Product Placement kann verschiedene Formen haben. Entweder hält der Youtuber einfach das gewünschte Produkt in die Kamera. Oder er besucht eine gesponserte Veranstaltung und macht dazu einen Vlog. Oder er spielt vorab ein neues Videospiel, das erst einige Wochen später für die Zuschauer im Laden erhältlich sein wird. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig – und genau deswegen gab es in den letzten Jahren vereinzelt Probleme. Vor allem im Beauty­Bereich, in dem ein Großteil der Videos aus Produktreviews besteht, weiß man als Zuschauer oft nicht, ob Lippenstift XYZ wirklich ein persönliches Highlight des Videomachers, oder aber eine findige Produktplatzierung eines Markenherstellers ist. Letzteres wäre strafbare Schleichwerbung. Ich für meinen Teil habe beide Fälle mehrfach beobachtet. Wie in jeder anderen Branche gibt es hier – Überraschung –schwarze und weiße Schafe.

Aus rechtlicher Sicht muss ein Product Placement grundsätzlich gekennzeichnet werden. Viele YouTuber tun dies, indem sie im entsprechenden Fall ein kleines „P“ am oberen Bildschirm des Videos platzieren. In der Videobeschreibung lassen sich häufig weitere Kennzeichnungen wie „Vielen Dank an Marke XYZ für die Unterstützung des Videos“ finden.

Der Preis für ein Product Placement variiert stark und hängt sowohl von der Größe und Reichweite des YouTubers ab wie auch von der Häufigkeit, mit der das zu integrierende Produkt gezeigt werden soll. Deswegen kann ich an dieser Stelle keinen Pauschalwert angeben kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass ein einmaliges Product Placement von einer Minute bei einem mittelgroßen YouTube­Kanal (50.000 bis 100.000 monatliche Views) und einer durchschnittlichen Videoreichweite von 40.000 Klicks dem Kanalbetreiber bereits über 2.000 Euro einbringen kann.

Vergleicht man diese Summe mit den Werbeeinahmen, wird schnell deutlich, wie lukrativ Produktplatzierungen sind. Damit ein solcher Betrag durch Anzeigenwerbung auf dem Konto landet, müsste ein Video des YouTubers mehr als zwei Millionen Mal abgerufen werden.

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Weitere Werbung in der Videobeschreibung

Die beiden bisher genannten Geldquellen decken den Geldhauptbedarf des jeweiligen YouTubers. Doch das ist noch nicht alles. Dazu muss man nur einen Blick in die Videobeschreibung werfen. Dort platzieren beispielsweise die so genannten Let’s Player, die in ihren Videos Games spielen, ebenfalls sehr häufig Werbung. Mit Hinweisen wie „Dieses Equipment benutzen wir“ oder „Hier hosten wir den Server“ verlinken sie entsprechende Produkte oder Anbieter. Auch das ist natürlich Werbung und wird von dem jeweiligen Unternehmen mit einem monatlichen Festbetrag vergütet, nicht selten in fünfstelliger Höhe. Für die Werbetreibenden scheinen sich diese Ausgaben zu lohnen. In einem mir bekannten Fall wurde alleine ein Verweis auf den Server im Zeitraum vom 6. Dezember 2014 bis heute bereits über 112.000 Mal angeklickt.

Die Sache mit den T-Shirts

Fast jeder größere YouTuber verkauft darüber hinaus eigene T­-Shirts und Klamotten, die mit dem jeweiligen Logo, Sprüchen o.ä. von ihm bedruckt sind. Bei großen Kanälen sind solche Merchandise-Artikel häufig Verkaufsschlager. Pro Kleidungsstück erhält der YouTuber vom Partnerhändler in der Regel eine Gewinnbeteiligung von drei bis vier Euro. Das mag im ersten Moment nach Peanuts klingen. Doch wirft man einen Blick auf die Seite des Shops „3dsupply“, über den die aktuell bekanntesten Motive von YouTubern vertrieben werden, erhält man einen Eindruck von den Geldmengen, die mit diesem Geschäft bereits verdient werden. Die Verkaufszahlen pro Monat der ersten Seite liegen im mittleren dreistelligen Bereich. Da der Shop sämtliche Leistungen wie Druck, Versand und Bezahlung übernimmt, hat der Videomacher keine zusätzliche Arbeit, kann sich aber mit seinen Wort-­Bild­-Marken trotzdem über ein monatliches Zubrot von 1.000 bis 2.000 Euro freuen.

Über den Online-Shop 3dsupply können Fans Merchandising von YouTubern kaufen (Screenshot)

Durch YouTube zum Millionär?

Die Zahlen mögen zunächst sehr sehr beeindruckend klingen. Tausende Jugendliche wollen heute ebenfalls YouTuber werden, um sich ihren Traum von schnellem Reichtum und Bekanntheit zu verwirklichen. Dieser Plan wird jedoch für die wenigsten aufgehen – ich rate an dieser Stelle ausdrücklich davon ab, Schule oder Studium für YouTube zu vernachlässigen.

Denn: Diejenigen YouTuber, die aktuell an der Spitze thronen, sind bereits seit Jahren aktiv auf YouTube. Alleine die Jungs von Y­Titty haben vor acht Jahren mit dem Videomachen angefangen. Klar, die Zeiten haben sich geändert. Aber der Aufwand für Videos ist extrem hoch und frisst sehr viel Zeit. Ich selbst komme durch eine normale +40 Stunde Woche immer unter Zeitdruck, wenn ich nach Feierabend mein wöchentliches Video produzieren möchte.

Von allen YouTubern weltweit kann weniger als ein (!) Prozent davon leben. Doch die, die es geschafft haben, führen aktuell ein sehr gutes Leben. Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: Ja, man kann mit diesem YouTube sehr wohl Geld verdienen.

Über den Autor Philipp Steuer betreibt auf Youtube einen Kanal unter eigenen Namen, in dem er im Wochenabstand kuriose News präsentiert, und mit dem er bisher rund 90.000 Abonnenten und fünf Millionen Views generiert hat. Aktuell arbeitet der 24-Jährige, der Online-Redakteur studiert hat, als Network Manager im Bereich Online-Video in Köln. Zu Steuers vorherigen Stationen gehört der Digitalkonzern Google.

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