Michael Otto: "Mittelfristig wird der Onlinehandel überdurchschnittlich wachsen"
Im OMR Podcast spricht der Unternehmer über seine Karriere und die Entwicklung der Otto-Group
- Amazon? Nein, danke.
- Engagement für den Klimaschutz
- Die Themen des OMR Podcasts mit Michael Otto im Überblick:
Michael Otto hat aus dem Versandhändler Otto eine multinationale Firmengruppe mit Tochterfirmen wie dem Logistiker Hermes gebaut. Im OMR Podcast erzählt der heutige Aufsichtsratschef der Otto-Group, wieso er trotz der aktuellen Krise im E-Commerce weiterhin optimistisch ist – und wieso er vor einigen Jahren nicht in Amazon investiert hat, das aber bis heute nicht bereut.
Die Liste der Auszeichungen für Michael Otto ist länger als bei manchem Wissenschaftler die Liste der Publikationen. Doch fragt man ihn, welche ihm am meisten bedeutet, kommt die Sprache am Ende immer auf die Ernennung zum Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg. Es ist eine Ehre, die in seit der ersten Auszeichnung vor mehr als 200 Jahren nur wenigen zuteil wurde. Fußball-Legende Uwe Seeler ist darunter, natürlich auch Ex-Kanzler Helmut Schmidt. Aktuell leben nur noch vier Menschen mit diesem Titel. Die Kinderbuchautorin Kirsten Boie, Balletdirektor John Neumeier, Musiker Udo Lindenberg – und Michael Otto.
Als Flüchtling kam er mit seiner Familie nach dem Krieg in der Hansestadt an, heute zählt der mittlerweile 80-jährige Milliardär zu den prägendsten Unternehmerpersönlichkeiten der deutschen Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte. Sein Vater hatte als Schuhhersteller angefangen und später den Versandhändler Otto aufgebaut, doch Sohn Michael war es, der das Unternehmen als Vorstandschef ab 1981 in das Digitalzeitalter führte und zu einem multinationalen Player ausbaute. "Wenn die neuen Kataloge herauskamen, habe ich mir die der Konkurrenz immer sofort angeschaut und geguckt, wo wir im Vergleich liegen. Das war schon immer ein harter Wettbewerb", erinnert er sich im OMR Podcast. Konkurrenten wie Quelle oder Neckermann hat die Otto-Group überlebt und irgendwann übernommen.
Amazon? Nein, danke.
Heute gehören zur Otto-Group nicht nur der Online-Händler Otto und andere bekannte Marken wie Bonprix, sondern auch der Logistiker Hermes oder die Hanseatic Bank. Es sei wichtig gewesen, auch handelsnahe Dienstleistungen anzubieten, begründet Michael Otto den Schritt in neue Segmente. Den Konzern permanent zu transformieren und immer wieder bestehende Prozesse und Geschäftsmodelle zu hinterfragen, gehört für ihn dabei zur Unternehmer-DNA: "Ich sage immer: Wer Angst vor Risiken hat oder Angst hat, dass Entscheidungen nicht aufgehen, darf kein Unternehmer werden."
Umgekehrt bereut Michael Otto auch nicht, manchen Schritt nicht gegangen zu sein. Im OMR Podcast erzählt er, dass vor einigen Jahren ein gewisser Jeff Bezos bei ihm angeklopft habe, weil er dringend Kapital für den Ausbau seines Online-Buchversands benötigte. Michael Otto prüfte das Investment – doch am Ende beteiligte er sich nicht an Amazon. Dass ausgerechnet aus diesem Unternehmen der größte Konkurrent der Zukunft werden würde, wer hätte das damals ahnen können? Weder Cloud- noch Werbegeschäft seien damals absehbar gewesen, sagt er. Dass Amazon irgendwann allmächtig ist, glaubt er nicht. "Wenn jemand ein Klavier kaufen will, denkt er nicht unbedingt sofort an Amazon", sagt Michael Otto. Es werde auch in Zukunft mehrere große Plattformen und dazu viele Spezialanbieter mit tieferen Sortimenten und mehr Knowhow geben.
Engagement für den Klimaschutz
Mitunter kommt die neue Konkurrenz dabei sogar aus dem eigenen Haus. Mit About You hat Michael Ottos Sohn Benjamin vor ein paar Jahren mit dem heutigen CEO Tarek Müller eine Antwort auf den Erfolg von Zalando aufgebaut. Während About You inzwischen an der Börse ist, befindet sich die Otto-Group weiterhin in der Hand der Familie Otto bzw. deren Stiftungen. Mit den Gewinnen des Unternehmens will Michael Otto Gutes tun, er engagiert sich seit Jahren für den Klimaschutz. "Wir müssen an unserer Welt das Lebenswerte für zukünftige Generationen erhalten. Wir müssen daher mit höchster Dringlichkeit daran arbeiten, die Biodiversität zu erhalten und viel mehr für den Klimaschutz zu tun als bisher", sagt er.
Gleichzeitig erlaubt ihm das Modell abseits der Börse auch, in schwierigen Jahren das Geld im Unternehmen zu belassen. So wie aktuell. Denn genau wie viele andere Online-Händler leidet auch die Otto-Group unter dem schwachen Marktumfeld. Am Dienstag gab das Unternehmen einen Umsatzrückgang von rund neun Prozent im E-Commerce-Bereich bekannt. Die Ergebnisse wurden nach der Aufnahme mit Michael Otto bekannt gegeben, aber natürlich wusste der Aufsichtsratsvorsitzende um die Situation während des Gesprächs. Bange macht ihn die Lage nicht, weder bei Otto noch bei dessen Beteiligung About You: "Mittelfristig sehe ich den Onlinehandel wieder überdurchschnittlich wachsen – und dann werden sich auch die Aktienkurse wieder entsprechend entwickeln."
Im OMR Podcast verrät Michael Otto außerdem, wieso er früher als die Konkurrenz auf das Internet gesetzt hat, ob er es bedauert, dass sein Sohn Benjamin nicht die operative Führung der Otto-Group übernehmen wollte, und wie er auf neue Konkurrenten wie Temu und Shein blickt.
Die Themen des OMR Podcasts mit Michael Otto im Überblick:
- (00:00:00) Intro
- (00:06:00) Als Flüchtlinge von Westpreußen nach Hamburg
- (00:16:30) Wieso Otto schon Mitte der 1990er Jahren einen Online-Shop hatte
- (00:23:30) Warum Michael Otto nicht in Amazon investiert hat
- (00:39:00) Die Entstehung von About You und die Rolle von Benjamin Otto
- (00:58:30) Die besten Investments von Michael Otto
- (01:06:00) Der Club of Rome und der Einsatz für Nachhaltigkeit
- (01:16:00) Diese Rahmenbedingungen braucht es in Deutschland für den Aufschwung
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