Mastercard-CEO Michael Miebach: Der mächtigste deutsche Manager der Welt

Florian Rinke18.12.2024

Im OMR Podcast spricht der Manager über seinen Aufstieg und die Unterschiede zu American Express und Co.

Mastercard-CEO Michael Miebach und OMR-Chef Philipp Westermeyer trafen sich in Frankfurt zur Aufnahme. Foto: Luisa Wurl
Mastercard-CEO Michael Miebach und OMR-Chef Philipp Westermeyer trafen sich in Frankfurt zur Aufnahme. Foto: Luisa Wurl
Inhalt
  1. Afrika? "Das waren völlig neue Spielregeln"
  2. Mastercard setzt auf B2B-Zahlungen

Seit drei Jahren ist Michael Miebach nun schon CEO bei Mastercard – und damit verantwortlich für ein Unternehmen, das an der Börse mehr als 550 Milliarden Euro wert ist. Im OMR Podcast spricht der Manager über seinen Aufstieg an die Mastercard-Spitze, die Unterschiede zwischen Mastercard und Konkurrenten wie American Express und die großen Wachstumschancen bei der Zahlungsabwicklung zwischen Unternehmen.

Er ist einer der wohl einflussreichsten Deutschen weltweit – doch der Name Michael Miebach dürfte dennoch vielen Menschen wenig sagen. Der Name Mastercard hingegen schon. Seit 2021 leitet Miebach das Kreditkarten-Unternehmen, dessen Geschäft in Wahrheit aus so viel mehr besteht als den Plastikkarten, mit denen man an Tankstellen, in Restaurants oder auf Reisen bezahlt. Schon das Wort Kreditkarten-Unternehmen ist im Grunde falsch. Denn klar, es sind weltweit mehr als 3,4 Milliarden Mastercards im Umlauf. Aber anders als Konkurrenten wie American Express vergibt Mastercard gar keine Kredite, nicht mal die Karten mit dem bekannten Logo werden von dem Unternehmen selbst herausgegeben.

Mastercard, erklärt Michael Miebach im OMR Podcast, sei ein Zahlungsabwickler: "Die Wirtschaft ist zunehmend eine digitale Wirtschaft – und wir sind das Centerpiece dieser digitalen Wirtschaft." Das Unternehmen sorgt dafür, dass die Transaktionen schnell und sicher ablaufen und bekommt dafür eine Gebühr. Es gibt keine Filialen, keine Ausfallrisiken, dafür eine Plattform, die weltweit immer größer wird. Obwohl Mastercard im vergangenen Jahr nur umgerechnet rund 25 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat, wird das Unternehmen an der Börse mit mehr als 550 Milliarden Euro bewertet – denn von jedem Euro Umsatz bleibt fast die Hälfte als Gewinn übrig.

Afrika? "Das waren völlig neue Spielregeln"

Michael Miebach ist über Umwege zu Mastercard gekommen und dann rasant aufgestiegen. Aufgewachsen in Hamburg, zieht es ihn "an die Uni, die am weitesten weg ist von Hamburg". Er landet in Passau, studiert Wirtschaftswissenschaften und lernt in dieser Zeit seine heutige Frau kennen. Als sie in Frankfurt einen Job annimmt, folgt er ihr und beginnt bei der Citibank. In der Zeit bei der Bank lernt er Ajay Banga kennen. Der Inder ist ein paar Jahre älter als er und macht beim Mutterkonzern Citigroup eine steile Karriere – bis er zu Mastercard wechselt und dort nach kurzer Zeit CEO wird. Und irgendwann fragt er Michael Miebach, ob dieser nicht auch Lust habe, zu wechseln. "Meine erste Reaktion war: Also eigentlich finde ich Zahlungsverkehr nicht so spannend."

Doch das hat sich schnell geändert. Denn zunächst kümmerte sich Michael Miebach für Mastercard um den Aufbau der Zahlungsinfrastruktur im Mittleren Osten und Afrika. Faszinierend sei diese Zeit gewesen, sagt er: "Da gab es keine Infrastruktur, keine etablierten Rezepte." Das Produktportfolio von Mastercard, bestehend aus Kredit- oder Debitkarten, habe in Afrika ganz anders funktioniert. "Zahlungen finden dort viel häufiger per Telefon statt", sagt Michael Miebach: "Das waren völlig neue Spielregeln", sagt er über die Zeit, in der er lernte, alles infrage zu stellen und neue Lösungen zu finden.

Mastercard setzt auf B2B-Zahlungen

Die Erfahrungen helfen ihm auf seiner nächsten Station. Denn Ajay Banga macht den Deutschen zum Produktchef bei Mastercard – und baut ihn Stück für Stück zu seinem Nachfolger auf. Der Start verläuft dann allerdings holpriger als geplant. Und wieder muss Michael Miebach improvisieren. Zwei Wochen nach der Ankündigung des Führungswechsels 2020 ordnet die US-Regierung einen Lockdown an, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Überall auf der Welt wird das öffentliche Leben heruntergefahren, während umgekehrt mehr und mehr Bezahlströme über das Internet abgewickelt werden. "Da mussten wir uns quasi ganz schnell auf der Stelle drehen und versuchen, das neu anzugehen."

In den kommenden Jahren will Michael Miebach das Geschäft weiter ausbauen. Zahlungen im B2B-Bereich, also zwischen Unternehmen, sind der neue Wachstumsfokus. Aus Sicht des Mastercard-CEO ist dabei nicht nur die Sicherheit der Zahlungsabwicklung ein Argument. Denn Mastercard arbeitet seit Jahren auch mit den gigantischen Datenmengen, die weltweit bei Zahlungen gesammelt werden und aus denen sich das Einkaufsverhalten von Kund*innen ebenso ableiten lässt wie viele andere Trends und Entwicklungen. 40 Prozent der Umsätze macht Mastercard bereits mit solchen zahlungsnahen Dienstleistungen.

Im OMR Podcast verrät Michael Miebach, warum Mastercard trotz des Vertriebsfokus auf Banken und B2B-Kunden unter anderem Events wie die Champions League sponsert, warum er in Paypal und Apple keine Konkurrenten, sondern Partner sieht, und wie er nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf die Lage in der Welt blickt.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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