Diesem Typ gehören zwei Prozent des Aktienmarktes von Bangladesch

Manuel Stotz, Gründer des Vier-Milliarden-Dollar-Investmentfonds Kingsway Capital, zu Gast im OMR Podcast

Manuel Stotz x Philipp Westermeyer
Inhalt
  1. Stipendium vom Easy-Jet-Milliardär
  2. 75 Millionen Dollar im ersten Fonds
  3. „Uns gehören in Bangladesch eineinhalb bis zwei Prozent des kompletten Aktienmarkes“
  4. Gemeinsam reich werden
  5. Eine Milliarde Dollar in Krypto
  6. Unsere Podcast-Partner im Überblick:
  7. Die Themen des Podcasts mit Manuel Stotz im Überblick:

Manuel Stotz ist nahezu unbekannt. Medienberichte, in denen er namentlich erwähnt wird, sind selten. Wer ihn googlet, findet gerade einmal ein paar alte Bilder aus seiner Zeit an der London School of Economics. Und das obwohl Stotz Kingsway Capital gegründet hat, einen vier Milliarden Dollar schweren Investmentfonds, der sich auf Entwicklungsländer spezialisiert hat. Im OMR Podcast haben wir mit ihm über seine außergewöhnlich steile Investorenkarriere gesprochen, wie er für seinen ersten Fonds 75 Millionen Dollar einsammelte und wie es dazu kam, dass er heute knapp zwei Prozent des gesamten Aktienmarktes von Bangladesch verwaltet.

Manuel Stotz ist gerade auf dem Weg nach Mexiko. Von Abu Dhabi kommend, hat er in Istanbul einen Kurzaufenthalt. Was er in all den Ländern macht? Er sieht sich Unternehmen an, spricht mit CEOs und potenziellen Investoren. Stotz bezeichnet sich selbst als Investor, der in Emerging und Frontier Emerging Markets, also Entwicklungsländer, investiert. Die von ihm vor acht Jahren gegründete Investmentgesellschaft Kingsway Capital verwaltet heute rund vier Milliarden Dollar; mit ihrer Spezialisierung auf Investments in Entwicklungsländer ist sie damit eine der größten Player auf diesem Gebiet.

Stipendium vom Easy-Jet-Milliardär

Stotz kommt eigentlich aus einem Dorf bei Freiburg im Breisgau. „Schon als Teenager hatte ich zwei Ziele: Die Welt zu verbessern und sehr, sehr viel Geld zu verdienen“, sagt er. Inspiriert von Bill Gates und Warren Buffet widmet er sich zunächst letzterem. Er bewirbt sich an der renommierten London School of Economics und erhält wie er sagt per Zufall ein Vollstipendium. Sein Gönner? Der griechische Milliardär Stelios Haji-Ioannu, der die Billig-Airline Easyjet gründete und selbst an der LSE studierte.

Während der Uni macht Stotz Praktika bei großen Investmentgesellschaften, unter anderem Rothschild & Sons, Fortress und Blackrock. Direkt danach startet er als Investmentbanker bei Goldman Sachs. „Anfang 2008 kam ich rein und neun Monate später waren wir pleite“, erzählt er. Goldman Sachs gilt als eine der Banken, die in der Wirtschaftskrise 2008 eine Schlüsselrolle gespielt haben – und die dementsprechend selbst schwer davon betroffen war. Stotz habe es Demut gelehrt, sagt er im Podcast. Und Biss. Drei Jahre bleibt er dort, dann entscheidet er sich, seinen eigenen Fonds zu raisen.

75 Millionen Dollar im ersten Fonds

Um Investoren zu gewinnen, setzt Stotz von Anfang an auf Markets von Entwicklungsländern wie Bangladesch, Pakistan oder Nigeria. Dort herrsche wenig Konkurrenz und auch die Wertschöpfungskette sei enorm. Als ersten Investor hätte er den Schriftsteller und Gründer der Investmentgesellschaft Oaktree Capital Howard Marks gewonnen (die heute laut Stotz um die 500 Milliarden Dollar verwaltet). Dazu seien Bekannte gekommen, die ebenfalls im Investmentbereich tätig wären, Family Offices und Stiftungen von amerikanischen Universitäten.

Gerade die Universitätsstiftungen seien schwer zu überzeugen gewesen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Stotz mit 27 Jahren nicht zum Studieren an die Universitäten kam (wie andere in dem Alter), sondern um mehrere Millionen Dollar für seinen Investmentfonds zu bitten. Trotzdem hätte ihm zum Beispiel die Wharton School of the University of Pennsylvania Geld zugesagt. Immerhin sind die Frontier Markets im Portfolio der Universitäten bis dato noch ein „White Space“, eine nicht bediente Branche. 75 Millionen Dollar Volumen hatte sein erster Fonds laut eigener Aussage.

„Uns gehören in Bangladesch eineinhalb bis zwei Prozent des kompletten Aktienmarkes“

Im Nachhinein betrachtet sei seine These von Anfang an richtig gewesen. „Ich habe mir einen kleinen Bereich ausgesucht, in dem ich einer der besten der Welt sein kann“, sagt er. Heute verwaltet Stotz als „Big Fish in the Small Pond“ unter anderem eineinhalb bis zwei Prozent des kompletten Aktienmarktes in Bangladesch. Er investiert in Businesses, die Aussicht auf einen hohen Return on Invest haben, generiert durch „intangible assets“, also immaterielles Vermögen. Als Beispiel führt er unter anderem Coca-Cola an: Im Grunde sei es nur Zuckerwasser mit Koffeein. „Was aber eigentlich verkauft wird, ist Vertrauen“, sagt er. Der Wert entsteht laut Stotz nicht durch das Produkt, sondern die Marke, die dahinter steht.

Stotz findet seine Coca-Cola-Unternehmen in der Keks- und Internet-Branche. In Bangladesch zum Beispiel investiere er in Olympic Industries, die größte Keksfirma des Landes. Sie sei in den letzten zehn Jahren um rund 40 Prozent gewachsen. Später seien die Internet-Geschäfte dazu gekommen, so wie 2019 Fawry aus Ägypten, ein Mobile-Payment-Anbieter. Seit dem Börsengang habe sie um das acht- bis neunfache zugelegt. „Wir investieren pro Land in die zwei bis drei für uns besten Firmen und verteilen unsere Invests über die Länder, sodass sich das Risiko streut“, sagt er. Um die richtigen Investments zu finden, würde sein rund zwanzigköpfiges Team tiefgreifende Analysen machen. „Ich kann dir 300 Seiten schicken über den Keksmarkt von Bangladesch“, sagt er.

Gemeinsam reich werden

Die Rendite aus den Investitionen entspräche zwar nicht dem, was man kürzlich von Amazon und Co. gesehen habe. Aber es seien die günstigsten Aktienmärkte der Welt und deren Wachstum scheint vielversprechend: Bangladesch beispielsweise sei die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Welt mit rund acht Prozent Realwachstum. In Entwicklungsländern ist die Geburtenrate außerdem extrem hoch, weit über der in Westeuropa, womit auch die Konsumenten von Morgen sichergestellt sind – die Demografie sei also auf Ihrer Seite. Schon jetzt würden allein 40 Prozent der Weltbevölkerung in den von Stotz ins Visier genommenen Entwicklungsländern leben.

Kingsway Capital sei an den Gewinnen ihrer Kunden prozentual beteiligt. Ihre Philosophie sei dahingehend klar: „Unanständig wäre es, reich zu werden, ohne dass unsere Investoren reicher werden“. Hinzu käme noch eine Verwaltungsgebühr. Auf kurzfristige An- und Verkäufe von Aktien gäbe er nichts. „Wir müssen nicht übermorgen Geld verdienen“, sagt er. Sein Zeithorizont für Invests beziehe sich in der Regel auf 15 bis 20 Jahre.

Eine Milliarde Dollar in Krypto

Ganz nebenbei erwähnt Stotz, dass eine der vier Milliarden in seiner Hand liegenden Dollar in Krypto-Related Assets angelegt sind. Er habe erst 2018 begonnen, sich mit der Thematik zu beschäftigen, viel später als andere. Und dennoch hat er rechtzeitig investiert: Letzten Sommer, da stand der Kurs des Bitcoins noch bei rund 10.000 Dollar, da sei er mit 20 Prozent in das Bitcoin-Mining-Unternehmen zweier Deutscher mit der größten Mining-Farm der Welt in Kasachstan eingestiegen. In dieser Fabrik würden jeden Tag rund ein Dutzend Bitcoins hergestellt werden, zum Preis von rund 4.500 Dollar. Im Laufe der letzten Monate stieg der Wert eines einzelnen Bitcoins zwischenzeitlich auf bis zu 60.000 Dollar.

Wenn ihr außerdem wissen wollt, welche Rolle Business-Netzwerke spielen, um solche außergewöhnlichen Deals einzufädeln und welche Risiken Stotz mit seinen Investments in Entwicklungsländer eingeht, dann hört Euch unbedingt den neuen OMR Podcast an.

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Die Themen des Podcasts mit Manuel Stotz im Überblick:

  • Wer ist Manuel Stotz überhaupt? (5:50)
  • Die Kindheit in Freiburg (06:30)
  • Wie ein griechischer Millionär sein Gönner für ein Stipendium an der London School of Economics wurde (09:00)
  • Wie er als Praktikant bei Blackrock und Rothschild war, nach der Uni bei Goldman Sachs landete und sich dann selbstständig machte (12:00)
  • Weshalb er ausgerechnet in Emerging Markets von Entwicklungsländern investiert (17:30)
  • Die Formel für seine Invests (21:00)
  • Woher kommt das Geld von Kingsway Capital? (24:00)
  • Wie kam es dazu, dass amerikanische Universitäten mit mehreren Hundert Millionen bei ihm einstiegen? (27:30)
  • Warum die Emerging Markets für Investoren so attraktiv sind (28:50)
  • Wie ist das Geschäftsmodell von Kingsway Capital und wieviel Rendite erwirtschaftet es? (33:00)
  • Wie läuft ein Investment in Bangladesch ab? (38:20)
  • Beispiele für Kingsway Capital Invests und wann sich die Invests lohnen (43:00)
  • Das Business-Netzwerk in Entwicklungsländern und wie Analysen ablaufen (48:50)
  • Die Rolle von Bitcoin und Krypto in Entwicklungsländern und das Problem mit den FIAT-Währungen (51:30)
  • Geldtheorie mit Stotz und dem Historiker Yuval Noah Harari (54:00)
  • Warum Warren Buffett die Tech-Entwicklung verkennt und wieviel Stotz in Krypto investiert (63:00)
  • Wieso Stotz in zwei Deutsche investiert, die die größte Bitcoin-Mine der Welt in Kasachstan betreiben (1:06:00)
  • Welche Vorteile haben digitale Assets? (1:11:00)
  • Wie hält Stotz seine Bitcoin? (1:16:00)
  • Stotz’ Beteiligung am deutschen SPAC Tio Tech A (1:18:00)
  • Stotz’ Beteiligung am Thrasio-Klon der Razor Group (1:21:30)
  • Welche Risiken geht er mit seinen Invests ein und welche Rolle spielt Rechtssicherheit? (1:24:50)
  • Life Lessons mit Manuel Stotz und seine Meinung zu Elon Musk (ab 1:31:00)
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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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