Dieser Unicorn-Gründer setzte schon auf KI, als es ChatGPT noch nicht gab
Mit Parloa schwimmt der Unternehmer Malte Kosub auf der Welle des Hypes – nun muss er sich aber in den USA beweisen.
Als Malte Kosub sein erstes Voice-Startup gründet, glaubt er noch, dass Amazons Alexa alles verändern werde. Acht Jahre später zeigt sich: Es ist anders gekommen. Doch mit den Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz hat er das Momentum bei seinem Kundenservice-Startup Parloa auf seiner Seite. Im OMR Podcast spricht Kosub über den Aufbau von Parloa bis hin zum Unicorn, bekannte Fußball-Promis als Investor*innen und seine Entscheidung, das Unternehmen nun zunächst von New York aus zu führen.
Es ist knapp acht Jahre her, dass Malte Kosub auf Bühnen stand und den Gästen*innen erzählte, dass Sprachassistenten alles verändern werden. Er ist damals Mitte 20 und hat gerade mit einem Partner das Unternehmen Future of Voice gegründet. Die beiden Gründer wollen Sprachasisstenten für den Kundenservice entwickeln, setzen aber gleichzeitig auf ein kleines Gerät, dessen Verkauf damals gerade in Deutschland gestartet ist: Amazon Echo. Die Lautsprecher sind mit der Sprach-Software Alexa ausgestattet und sollen das Thema Voice auch in Privathaushalten etablieren. "Dieser Wandel hat dann ein paar Jahre länger gedauert, als gedacht", sagt er heute rückblickend.
Malte Kosub ist inzwischen 32 Jahre alt und aus der Agentur-Idee Future of Voice ist ein anderes Unternehmen geworden: Parloa. Das Unternehmen bietet Kund*innen eine AI Agentic Management Platform an. Seit einer Finanzierungsrunde im Frühjahr 2025 zählt das Startup zum sogenannten Club der Einhörner in Deutschland. Denn Investor*innen bewerten Parloa mittlerweile mit rund einer Milliarde Euro.
Doch dass es überhaupt so weit kommen konnte, liegt auch daran, dass Malte Kosub und sein Mitgründer bereit waren, eine riskante Entscheidung zu treffen: "Die alten Voice-Bots mit ihren Entscheidungsbäumen waren sehr regelbasiert, dabei kann ein Gespräch unendliche Arten von Formen annehmen", sagt Malte Kosub: "2022 haben wir deswegen gesagt: Okay, wir bauen einfach unser gesamtes Produkt komplett neu."
"Ab 500.000 Anrufen pro Jahr sollten wir reden"
Inzwischen zählen Unternehmen wie die Reiseplattform Booking.com, der Versicherer Allianz oder der Möbelhändler Ikea zu den Kund*innen. Generell seien Unternehmen interessant, die viele Interaktionen mit Kund*innen haben, verrät Malte Kosub: "Wir sagen immer, wenn du eine halbe Million Telefonate oder eine halbe Million Chats im Jahr hast, macht es Sinn, dass wir uns mal unterhalten." Größe ist auch der Grund, warum Kosub inzwischen nicht mehr in Hamburg lebt, sondern nach New York übergesiedelt ist. Er möchte das Geschäft von hier aus auf dem größten Software-Markt der Welt ausbauen.
Ziel ist, irgendwann ein Unternehmen von der Größe von SAP zu bauen. Das Unternehmen aus Walldorf war der letzte Software-Player aus Deutschland, der es in die Weltspitze geschafft hat. "Das geht natürlich nicht in drei Jahren, sondern dauert", sagt Malte Kosub: "Es ist aber wichtig, dass wir in Deutschland diese Ambitionen wieder haben."
Parloa setzt auf Blitzscaling
Dafür setzt Malte Kosub auf einen Ansatz, den der Linkedin-Gründer in einem Buch in Anlehnung an das deutsche Wort "Blitzkrieg" mal als "Blitzscaling" beschrieben hat. "In diesem Buch sagt er, dass es Situationen in Märkten gibt, wo Wachstum ganz klar Priorität hat vor Effizienz, weil es darum geht, Kund*innen und Märkte zu gewinnen", sagt Malte Kosub. Die Effizient komme dann von ganz alleine: "Wir befinden uns in einem ähnlichen Moment gerade."
Im OMR Podcast spricht Malte Kosub außerdem über seinen Weg als Unternehmer, die Fußball-Legenden Mario Götze und Bastian Schweinsteiger als Investoren und die Folgen, die Künstliche Intelligenz für Callcenter-Betreiber haben wird.