Die MacKeeper-Story: Mit Müll-Traffic und Grau-Zonen-Marketing zu Multimillionenumsätzen

Wie das Software-Tool berühmt-berüchtigt wurde – und wer dahinter steckt

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Das Maskottchen von MacKeeper (Bearbeitung: OMR)
Inhalt
  1. Die Anfänge: Überflüssig, aber nicht böse
  2. „Etwas Schlimmes muss passiert sein“
  3. Selbst neue Rechner sind „gefährdet“
  4. „Scare Tactics“ auch im Marketing
  5. „Adware“-Entwickler als Traffic-Lieferanten
  6. Mehr als 60 Millionen Ad Impressions im Monat
  7. Chip.de jubelt Usern im Auftrag MacKeeper unter
  8. Domainsquatting und Fake-Reviews
  9. „Brandbuilding“ in Rekordzeit
  10. Überraschender „Besitzerwechsel“
  11. Kolomeichuk (immer noch?) am Ruder
  12. Kunden erhalten zwei Millionen US-Dollar Abfindung
  13. Neuer Firmensitz in der Karibik
  14. 200 Millionen Euro Umsatz im Quartal?
  15. Und wieder: Traffic-Einkauf bei Black-Hat-Affiliates

Wenn es in der Software-Branche in den vergangenen Jahren eine Marke gegeben hat, die in ganz besonderem Maße für unseriöses Marketing steht, dann ist das wohl MacKeeper: Von bei Browser-Extensions eingekaufter Pop-under-Werbung bis zu selbst betriebenen Fake-Review-Seiten bespielen die Macher alles, was die Klaviatur des Online Marketings in der Grauzone hergibt – und haben damit offenbar ein Unternehmen mit Millionenumsätzen aufgebaut. OMR hatDie MacKeeper-Story: Mit Müll-Traffic und Grau-Zonen-Marketing zu Multimillionenumsätzendie Geschichte von MacKeeper rekonstruiert, die Macher ermittelt, und erklärt anhand von Screenshots und Beispielen die Marketingstrategie.

Der Macher von MacKeeper im Jahr 2011 (>Quelle)

Die Anfänge des Unternehmens hinter MacKeeper wirken noch relativ unschuldig: Im Jahr 2006 gründet Slava (eine Kurzform von Viacheslav) Kolomeichuk am Institut für Polytechnik an der Universität im ukrainischen Kiew das Unternehmen Kologlobal. Wie noch heute auf der archivierten Website des Unternehmens nachzulesen ist, will Kologlobal Software für den westlichen Markt entwickeln. Heute noch im Netz auffindbare Fotos der Belegschaft vermitteln den Eindruck eines unbekümmerten Studentenprojektes – auf einem von ihnen ist Kolomeichuk mit den Kollegen auf der Bowling-Bahn zu sehen.

Die Anfänge: Überflüssig, aber nicht böse

Darauf, dass der Gründer mit seinem Unternehmen offenbar größere Ambitionen hat, weist die Gründung einer Gesellschaft in den USA im Jahr 2009 hin: Bei der Zeobit LLC agiert Kologlobal-Marketingchef Yuriy Dvoinos als Mitgründer. Er und Kolomeichuk kennen sich ebenfalls vom Studium an der Uni Kiew. Eines der ersten Produkte von Zeobit ist der „ZeoOptimizer“ (archivierte Website): eine Software, mit der die Nutzer die Performance ihres PC verbessern können sollen. Im März 2010 wird aus dem „ZeoOptimizer“ das heute noch existente Produkt „PCKeeper“. Außerdem erweitert ein Tool für Apple-Nutzer das Produktportfolio: der „MacKeeper“ ist geboren.

Ähnlich wie in der PC-Variante auch, sollen die MacKeeper-Nutzer mit dem Tool ihren Rechner scannen und überflüssigen Ballast entfernen können. MacKeeper zeigt etwa, welche ungenutzte Sprachversionen des Betriebssystems sowie doppelt vorhandene Dateien der Nutzer löschen kann. Hinzu kommen Funktionen zum Verschlüsseln sowie Shreddern von Daten, Erstellen von Backups sowie ein Diebstahlschutz (in Form einer Ortungsfunktion). Viele der Funktionen hat Apple selbst bereits in sein Betriebssystem integriert. Das Tool ist damit mehr oder minder redundant – jedoch nicht bösartig.

„Etwas Schlimmes muss passiert sein“

Das ändert sich jedoch mit der zweiten Version von MacKeeper, die am 30. Januar 2012 erscheint. „Zwischen Version 1 und 2 ist irgendwas Schlimmes passiert“, sagt der Youtuber Ian Anderson („druaga1“) in einem Video, indem er die verschiedenen Versionen des Tools miteinander vergleicht.

Version 2 schüchtert den Nutzer beim Scan seines Gerätes offenbar unabhängig von seiner Ausgangslage mit einer alarmierenden Diagnose ein und diagnostiziert „ernste Probleme“, wo keine sind. In Nerd-Kreisen spricht man angesichts solcher Methoden auch von „Scareware„. Mit Angstbotschaften soll der Nutzer zum Kauf einer Vollversion des Programms bewegt werden, denn mit der Demoversion kann er nicht alle der „ernsten Probleme“ beheben.

Viel Alarmrot und ernste Smileys: Das Ergebnis eines Systemscans mit V2 von MacKeeper (Quelle: Druaga1, Youtube)

Selbst neue Rechner sind „gefährdet“

Bei den darauffolgenden Versionen ihrer Software weichen die Macher von MacKeeper nicht mehr von dieser Strategie ab. Ein vom deutschen Portal MacEinsteiger im Juni 2015 durchgeführter Test des Tools ergibt, dass MacKeeper selbst bei frisch installiertem Betriebssystem einen „schwerwiegenden Systemstatus“ diagnostiziert. „Unser Ansicht nach ist alles fake“, urteilt MacEinsteiger. Alles sei nur darauf angelegt, dass der Nutzer eine Vollversion des Programms kaufe.

Doch nicht alleine durch das Ausmalen von Sicherheitsrisiken, wo möglicherweise gar keine sind, erarbeitet sich MacKeeper mit der Zeit ein immer zweifelhafteres Ansehen. Noch stärker dürfte die Marketingstrategie das Image von MacKeeper prägen. Denn augenscheinlich kaufen Kolomeichuk und seine Mitarbeiter auch noch den billigsten Traffic und die günstigsten Klicks von den unseriösesten Online-Marketing-Machern auf. Anscheinend ist es ihnen mehr oder minder egal, wie eine Installation oder ein Werbekontakt generiert wird.

„Scare Tactics“ auch im Marketing

Bei den Werbemitteln setzen die MacKeeper-Macher (sowie ihre Partner-Affiliates, die quasi per Selbstauftrag für das Unternehmen werben und pro Installation oder Sale eine Provision erhalten) darauf, den Nutzern Angst einzujagen. Immer wieder werden Nutzer beim Browsen durch Popups gewarnt, dass Ihr Rechner möglicherweise „infiziert“ sei, und sie sich MacKeeper herunterladen sollten.

„Ihr Mac ist langsam und möglicherweise infiziert, ihre persönlichen Daten in Gefahr“ lautet in etwa die Botschaft dieses MacKeeper-Pop-ups. Die URL enthält die Begriffe „Security Error“ (Quelle: Screenshot aus einem Youtube-Video von luwado)

Man kann sich ausmalen, welche Reaktionen solche Nachrichten im Look von „Betriebssystem-Nachrichten“ von Apple bei manchen Technik-unerfahrenen Nutzern hervorrufen dürften.

„Von Porno-Viren befallen“ – manche Pop-ups, die sich als Systemmeldungen ausgeben, spielen zusätzlich mit der potenziellen Scham und Angst des Nutzers vor der Entdeckung (Screenshot-Quelle: Apfelwerk)

„Adware“-Entwickler als Traffic-Lieferanten

Auch von Betreibern so genannter „Adware“ kauft MacKeeper offenbar Traffic ein. In der Regel sind das Browser-Erweiterungen, die ihren Nutzern Werbung in Pop-up- oder Pop-under-Form anzeigen (bei letzterem öffnet sich ein Fenster mit Werbung hinter den anderen bereits genutzten Fenstern) und deren Entwickler auf diese Weise ihre Nutzerschaft monetarisieren. Eine Kanalbetreiberin auf Youtube hat dokumentiert, wie sich auf ihrem Rechner im Safari-Browser nach jeder Google-Suche ein MacKeeper-Pop-under öffnet:

Nicht selten wissen die betroffenen Nutzer gar nicht, welche Software für das Aufploppen der Werbung verantwortlich ist; dementsprechend schwer fällt es ihnen, diese Praxis zu unterbinden. Immer wieder kommt es auch vor, dass die Entwickler von Browser-Erweiterungen diese verkaufen und die neuen Besitzer dann plötzlich Werbung ausliefern. Oder die Nutzer haben sich die „Adware“ mittels einer „Drive-by Installation“ eingefangen – ihnen ist also bei der Installation eines anderen Programmes ein weiteres mit untergejubelt worden.

Mehr als 60 Millionen Ad Impressions im Monat

Weil die Nutzer von solchen Praktiken zunehmend genervt sind, sieht sich MacKeeper offenbar irgendwann gezwungen, auf die dadurch entstandene Entrüstung zu reagieren. Irgendwo im Wust der eigenen Website vergraben, bietet das Unternehmen heute die Möglichkeit zum „Opt-out“: Durch das Drücken eines relativ unscheinbaren Buttons sollen die Nutzer dort die Möglichkeit haben, auf ihrem Rechner für 30 Tage im gesamten Netz MacKeeper-Werbung auszusperren. Sie müssen das Unternehmen dafür allerdings einen Cookie setzen lassen – und erst durch eine lange Erklärung scrollen, warum Werbung im Netz eigentlich gute Sache ist.

Auf seiner Partnerseite listet MacKeeper heute auch die eigenen Werbepartner auf: Exoclick aus Barcelona ist beispielsweise dabei, eines der größten Porn-Traffic-Ad-Networks weltweit. Auch der polnische Parked-Domain-Vermarkter Zeropark (über den wir an dieser Stelle bereits am Rande berichtet haben) und das estnische Ad Network Adcash finden sich in der Liste. Alle drei sind nicht unbedingt Firmen, die im Online Marketing für überaus hohe Qualität stehen. MacKeeper dürfte heute bei den Netzwerken beträchtliche Volumina einkaufen. Wie ein Sprecher im Mai 2015 gegenüber PC World erklärte, kaufe MacKeeper mehr als 60 Millionen Ad Impressions pro Monat ein und sei damit einer der größten Käufer von Traffic in der Mac-Nutzer-Zielgruppe.

Chip.de jubelt Usern im Auftrag MacKeeper unter

Auch außerhalb des reinen Media-Handels und von Performance-Marketing nutzt Zeobit im Marketing Methoden, die eher zweifelhaft sind – so etwa die bereits erwähnten Drive-by-Installationen. Dabei bezahlt das Unternehmen Download-Portale dafür, dass diese MacKeeper im Huckepack mit anderer Software ausliefern. Im besten Fall wird der Nutzer über die zusätzliche Installation informiert und kann diese vorab unterbinden. Wer jedoch schnell weiter klickt und unaufmerksam ist, fängt sich möglicherweise Software ein, die er gar nicht haben will.

Wer zu schnell weiter klickt, klickt möglicherweise auf „Akzeptieren“: So sieht es aus, wenn man als Mac-Nutzer von Chip die Software MediathekView installieren will, während des Prozesses aber auch den MacKeeper „mit angeboten“ bekommt (Quelle Screenshot: Ifun)

Wie der Apple-Blog Apfelwerk und das Portal Ifun schreiben, ist MacKeeper in Deutschland bei Downloads über Chip.de mitinstalliert worden. Mit nach eigenen Angaben 135 Millionen Downloads im Jahr 2016 dürfte Chip eines der größten Online-Software-Portale im deutschen Markt betreiben – eine enorme potenzielle Reichweite für die MacKeeper-Macher. Ironie der Geschichte: Im Oktober 2016 rät die Chip-Redaktion selbst ihren Lesern von einer Installation von MacKeeper ab.

Domainsquatting und Fake-Reviews

Auch vor dem so genannten Domainsquatting mit dem Namen von Mitbewerbern schrecken die Macher von MacKeeper offenbar nicht zurück. Dabei reserviert ein Unternehmen eine Domain des Produktes eines Konkurrenten. Wie der Blog TheSafeMac aufgedeckt hat, wird offenbar die Domain Clamxav.org von den MacKeepern-Machern betrieben. Clamxav ist ein Mac-Anti-Virus-Tool, dessen wirkliche Website unter Clamxav.com zu finden ist. Auf der Seite Clamxav.org wurde lange die Clamxav-Software beschrieben – doch ein grüner Download-Button am Ende des Textes führt zum Download von MacKeeper. Eine archivierte Version der Seite auf Archive.org bestätigt die Darstellung von TheSafeMac. Heute führt die Fake-Website alleine zum richtigen Clamxav-Download.

Darüber hinaus haben die MacKeeper-Macher unter der URL MacKeeper-Reviews.com eine eigene Seite mit Reviews ihrer Software ins Netz gestellt. Wie Youtuber luwado dokumentiert hat, bewirbt das Unternehmen diese auch per Google Adwords-Anzeigen zum Suchbegriff „mackeeper reviews“. Für die Besucher wird nicht gleich deutlich, wer Urheber der Seite ist. Nur in der Sektion „Privacy Policy“ wird der Name des Betreiberunternehmens genannt – der Nutzer aber auch nicht darüber aufgeklärt, dass sich dahinter die MacKeeper-Macher verbergen.

Eine Adwords-Anzeige von MacKeeper für die eigene Review-Seite (Quelle: luwado, Youtube)

„Brandbuilding“ in Rekordzeit

So fragwürdig alle geschilderten Praktiken auch sein mögen, helfen sie doch dabei, den Namen MacKeeper innerhalb relativ kurzer Zeit in alle Welt zu tragen. Wie Google Trends zeigt, wird die Software nicht nur schnell sehr viel bekannter als das Schwesterprodukt PCKeeper, sondern überholt auch schnell Mitbewerber. Im Januar 2012 verzeichnet Google bereits mehr Suchanfragen zu dem Keyword „mackeeper“ als zu „cleanmymac“ – ein Produkt, mit dem der ukrainische Mitbewerber Macpaw bereits früher gestartet war. Im April 2011 holt MacKeeper auch die Konkurrenz von OnyX ein. Ein Jahr darauf erreichen die Suchanfragen ihren Höhepunkt.

Die Entwicklung der weltweiten Suchanfragen zu MacKeeper laut Google Trends

Nicht alle sind glücklich über die Bekanntheit und Verbreitung. Wer heute bei Google nach „remove mackeeper“ sucht, dem werden 171.000 Ergebnisse anzeigt, mehr als 5.000 alleine in den Diskussionsgruppen auf Apple.com. Die Foren sind voll von Nutzern, die entweder frustriert davon sind, dass sie das Produkt gar nicht wissentlich installiert haben, es nicht losbekommen, oder die von Werbung dafür verfolgt werden.

Überraschender „Besitzerwechsel“

Nach April 2012 nehmen die Suchanfragen mit dem Keyword „mackeeper“ bei Google wieder ab. Darüber, ob Zeobit den Marketingdruck zu diesem Zeitpunkt reduziert hat, lässt sich nur spekulieren. Sicher ist: Trotz gesunkener Anfragenzahl wird zu fast keinem Zeitpunkt ein anderes Mac-Software-Tool häufiger gesucht als MacKeeper.

Im April 2013 vermeldet Zeobit überraschend mit einer relativ mageren Pressemeldung, dass das Unternehmen „Kromtech“ MacKeeper übernimmt. Wer ist der Käufer? Niemand in der Software-Branche dürfte zu diesem Zeitpunkt Kromtech kennen. Die damalige Website (hier eine archivierte Version von Archive.org) hält nur wenig Informationen über das Unternehmen bereit; über einen auf der Seite zitierten „Vasyl Minnikov“ spuckt auch Google nichts wirklich Substanzielles aus. Vom damaligen Deal nimmt offensichtlich kaum jemand Notiz – zumindest lässt die (nicht vorhandene) Berichterstattung der Fachpresse darauf schließen.

Kolomeichuk (immer noch?) am Ruder

Wer die heutige Linkedin-Seite von MacKeeper-Vater Slava Kolomeichuk aufruft, kann dort nachlesen, dass dieser nach einer kurzen Phase als VC seit Januar 2014 als CEO der „Zeo Alliance“ agiert. Die Website des Unternehmens weist überraschenderweise Kromtech als Teil der „Alliance“ aus, ebenso wie „Essentware“ (die ehemalige „PCKeeper“-Sparte“). Hinzu kommen „Zoom Support“ (das Unternehmen hilft seinen Kunden angeblich via Telefon-Support und mittels Diagnostik-Software bei Computer-Problemen) sowie die Ausbildungsstätte. „ZEO University“.

Ist also MacKeeper über die gesamte Zeit in Kolomeichuks Hand geblieben? Und falls dem so sein sollte: Warum der inszenierte Verkauf? Über die Antworten auf diese Fragen lässt sich alleine spekulieren.

Kunden erhalten zwei Millionen US-Dollar Abfindung

Möglicherweise wollten die MacKeeper-Macher ihr Unternehmen ja dem Zugriff des US-amerikanischen Rechtssystems entziehen. Die US-amerikanische Gesellschaft Zeobit LLC war zuvor (aber erst nach dem angeblichen Verkauf an Kromtech) wegen irreführender Werbung zweifach verklagt worden. Im Januar 2014 war in Chicago eine erste Sammelklage eingereicht worden, über deren Ausgang heute im Netz nichts mehr zu finden ist. Der Anwalt des Klägers hat auf eine Anfrage von OMR per Mail nicht reagiert.

Im Mai 2014 reichte in Pennsylvania Lehrerin Holly Yencha ebenfalls eine Sammelklage ein. Von diesem Verfahren ist der Ausgang bekannt: Im März 2015 einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich, in dessen Rahmen Zeobit zwei Millionen US-Dollar zur Verfügung stellt. US-Käufer von MacKeeper können Rückzahlung von bis zu 40 US-Dollar (Vollpreis) beantragen; ein Jahr später werden die ersten Schecks versandt.

Neuer Firmensitz in der Karibik

Auch steuerliche Gründe für die Umstrukturierung des Unternehmenskonstrukts hinter MacKeeper sind denkbar. Die Domain ZeoAlliance.com ist registriert auf die „Zeo Alliance Venture Corp“ mit Sitz auf den Virgin Islands. Der Rechtssitz von Tochter Kromtech scheint sich an der selben Adresse zu befinden. So ist nicht nur die Domain MacKeeper.com auf dieselbe Postadresse registriert, sondern wird auch im „End User Licence Agreement“ dieselbe Adresse genannt.

Über Umsatz und Gewinn von MacKeeper existieren keine öffentlichen Informationen, und doch gibt es verschiedene Anhaltspunkte für die mögliche Größe des Geschäfts – etwa die Nutzerzahlen. Auf der aktuellen Presseseite von MacKeeper spricht das Betreiberunternehmen selbst von drei Millionen aktiven Kunden. Im August 2014 haben die Macher der Software ihr Geschäftsmodell auf Abonnements umgestellt: Der Preis rangiert zwischen 15 Euro (ein Monat, aber kaum Funktionen) und 120 Euro (zwei Jahre und alle Funktionen). Geht man von einem durchschnittlichen Warenkorb von 40 Euro aus, entspräche der alleine mit den derzeit drei Millionen aktiven Kunden erzielte Umsatz 120 Millionen Euro – in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr.

200 Millionen Euro Umsatz im Quartal?

Andere verfügbare Zahlen lassen es zumindest möglich erscheinen, dass das bisherige Geschäftsvolumen der „Zeo Alliance“ noch weitaus größer sein könnte – schließlich bietet diese auch andere Produkte im Markt an, wie beispielsweise Essentware. In einer Präsentation des Unternehmens heißt es, pro Quartal sähen eine Milliarde Menschen die Produkte des Unternehmens. Geht man hier von einer Conversion Rate von 0,5 Prozent und einem ebenfalls vorsichtig geschätzten durchschnittlichen Ticketpreis von 40 Euro aus, ergäbe dies einen Quartalsumsatz von 200 Millionen Euro.

Laut einer Job-Ausschreibung beschäftigt die „Zeo Alliance“ mittlerweile weltweit rund 1.500 Mitarbeiter. Die hohe Zahl überrascht – Linkedin weist für Kromtech 100 auf der Business-Plattform registrierte Mitarbeiter aus, für Zeo Alliance 214. Darauf, dass die großen Töne des Unternehmens nicht jeglicher Grundlage entbehren, lassen zumindest im Netz auffindbare Fotos von den luxuriösen Büros am Hauptsitz in Kiew schließen.

Und wieder: Traffic-Einkauf bei Black-Hat-Affiliates

Dass die Macher von MacKeeper offenbar nicht von ihren fragwürdigen Marketingmethoden ablassen, zeigt ein jüngster Fall aus dem August. Dabei waren mehrere Browser-Erweiterungen von einem Hacker gekapert worden, darunter die bei Entwicklern sehr beliebte Web Developer Toolbar (laut Chrome Webstore mehr als eine Million Nutzer). Die User durften sich über nervige Popups freuen, die über ein Affiliate-Programm den PCKeeper ebenso wie den MacKeeper bewarben (hier, inklusive der technischen Vorgehensweise, ausführlich dokumentiert).

Danke an Christoph Burseg von Veescore für die Anregung zu diesem Artikel!

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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