Luxus zum Festpreis: So funktioniert das Chauffeur-Business von Blacklane

In 50 Ländern vermittelt das Berliner Unternehmen Fahrten im Premium-Segment. Im OMR Podcast spricht CEO Jens Wohltorf über Wachstum, Uber und die größte Finanzierungsrunde.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer im Gespräch mit Blacklane-CEO Jens Wohltorf. Foto: OMR
Inhalt
  1. "Und dann klingelte das Telefon"
  2. Zukunftsvision: ein globales Concierge-Netzwerk

Von Berlin-Schöneberg aus hat Jens Wohltorf zusammen mit seinem Co-Gründer eine globale Plattform für Chauffeurdienste aufgebaut, die Fahrten in 50 Ländern für Geschäftsreisende und Privatpersonen vermittelt. Im OMR Podcast hat der Blacklane-Gründer verraten, warum der deutsche Markt dabei kaum eine Rolle spielt, warum es im Segment der Premium-Fahrten keine Toleranz für Fuck-ups gibt und wie er das Business zum umfangreichen Concierge-Service ausbauen will.

In der Welt, in der Jens Wohltorf unterwegs ist, gibt es kaum Raum für Fehler. Denn Hand in Hand mit der Premium-Dienstleistung geht eine Erwartungshaltung, die bei jeder einzelnen Fahrt erfüllt werden muss. Wer einen Chauffeurdienst bucht, hat oft wichtige Termine, da müsse alles sitzen, sagt der Blacklane-Chef: "Du kannst den CEO einer Firma 50 Mal perfekt bedienen und dann lässt du ihn oder sie einmal stehen und dann war es das."

Genauso wichtig wie ein intelligenter Algorithmus, der Fahrer*in und Fahrgäste zuverlässig zusammenführt, ein sauberes, luxuriöses Fahrzeug oder die pünktliche Ankunft ist beim Geschäftsmodell von Blacklane das Fingerspitzengefühl der Chauffeur*innen. Ist Smalltalk oder Stille angesagt? Sind Tipps für den Städtetrip gewünscht oder eher vornehme Zurückhaltung, immer gepaart mit vollkommener Diskretion? Mehr als 10.000 Fahrer*innen sind inzwischen weltweit für den Ride-Hailing-Dienst im Einsatz. In der sogenannten Blacklane Chauffeur-Academy werden sie auf die besonderen Anforderungen vorbereitet und geschult. "Eine S-Klasse könnte sich ja letztlich jeder zulegen, aber wie der Chauffeur den Gast behandelt, das ist der Maker or Breaker der ganzen Erfahrung", erklärt Jens Wohltorf.

"Und dann klingelte das Telefon"

Gegründet haben er und sein Geschäftspartner Frank Steuer das Unternehmen 2011 in Berlin-Schöneberg. Wohltorf erinnert sich im OMR Podcast an die Anfänge: "Ich saß da mit Frank in unserem kleinen Zimmerchen in Schöneberg, wir haben eine Google-Anzeige geschaltet und dann klingelte unser Telefon. Dann riefen die Leute rund um die Uhr an und wollten abgeholt werden." Dass daraus mal eine so große globale Vermittlungs-Plattform entstehen würde, die laut Wohltorf "viele hundert Millionen" Euro Außenumsatz im Jahr generiert, damit haben die Gründer damals selbst nicht gerechnet.

Einen großen Teil des Geschäfts machen Flughafen-Transfers aus, aber auch für Langstrecken buchen Unternehmen oder Privatpersonen den Chauffeurdienst. Die Geschäftsstrategie ist ein Asset-Light-Modell: Die Chauffeur*innen sind nicht bei Blacklane angestellt, sondern in der Regel bei eigenständigen Partner-Unternehmen. Einige übernehmen ausschließlich Fahrten für Blacklane, andere fahren parallel auch für Uber und Co. Auch die Fahrzeuge werden nicht von Blacklane gestellt, aber häufig über Mercedes als größten Investor (hält rund 28 Prozent der Anteile) vermittelt.

Zukunftsvision: ein globales Concierge-Netzwerk

Obwohl Blacklane in Deutschland gegründet wurde, spielt der deutsche Markt kaum eine Rolle. Nur etwa vier Prozent des Umsatzes werden hier gemacht. Zu klein, zu stark reguliert, sagt Jens Wohltorf. Der mit Abstand wichtigste Markt sind die USA, großes Wachstumspotenzial sieht der CEO im Nahen Osten. Dubai wachse sehr schnell, Riad ebenfalls. Im Oktober 2024 hat das Unternehmen in seiner bisher größten Finanzierungsrunde 60 Millionen Euro eingesammelt. Neu an Bord ist seitdem der saudi-arabische Investor Tasaru als strategischer Partner und auch bestehende Investoren wie Mercedes-Benz oder Carsten Maschmeyers VC-Beteiligungsgesellschaft Alstin Capital haben dazu beigetragen. Mit dem frischen Kapital will Blacklane den Fokus auf den Nahen Osten schärfen und in mehreren Städten in Saudi-Arabien starten.

Doch Jens Wohltorf will nicht nur neue Großstädte erschließen, sondern auch neue Geschäftsfelder. Seine Zukunftsvision: ein globales Airport-Conciergeservice-Netzwerk, über das sich alle Services rund um eine Reise buchen lassen, vom Transfer zum Flughafen bis zum Greeter, der Gäste und Gepäck am Airport in Empfang nimmt und sie begleitet, "bis du in deinem schönen Business-Class-Sitz im Emirates-Flugzeug sitzt", hin zu Reservierungen in Nobel-Restaurants, Hotelsuche oder Sightseeing. In Wohltorf Wunschvorstellung des Rundum-Sorglos-Pakets müssten sich Kund*innen künftig morgens nur noch einen Wecker stellen, "und wir sagen dir sogar, wann".

Im OMR Podcast hat Jens Wohltorf außerdem darüber gesprochen, wieso er statt des Mobility-Unternehmens fast ein Frozen-Yogurt-Franchise gegründet hätte, welches Potenzial in Kooperationen mit Airlines liegt, in welcher Stadt die meisten Chauffeurinnen für seine Firma unterwegs sind und wann er mit den ersten selbstfahrenden Blacklane-Autos rechnet.

OMR Podcast
Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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