Simpel, aber effektiv: Wie Lisa-Marie Schiffner ihre Interaktionsrate auf Instagram pusht

Mit Comment Baiting zu einer Engagement Rate von über 14 Prozent

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Lisa-Marie Schiffner (Quelle: lisamarie_schiffner auf Instagram)
Inhalt
  1. „Wenn Ihr kommentiert, schreibe ich Euch vielleicht eine DM!“
  2. Die 23-fache Interaktionsrate von Kim Kardashian
  3. Sogar auf Facebook verschwinden möglicherweise die Likes
  4. Lange Texte, um mehr Nutzersignale zu generieren?
  5. Top-Platzierungen im Ranking der interaktionsstärksten Werbeposts

Wie erreiche ich auf Instagram noch eine möglichst hohe Zahl meiner Follower? Seitdem auf Instagram ein Algorithmus den Bilder-Feed der Nutzer sortiert, stellen sich diese Frage wohl alle, die auf der Plattform professionell einen Account betreiben. Ein entscheidender Faktor für die organische Reichweite auf Instagram dürfte wohl sein, wie und in welchem Maß die Follower des jeweiligen Accounts mit dessen Posts interagieren. Meisterin darin, auf Instagram Interaktion zu erzeugen, ist die österreichische Influencerin Lisa-Marie Schiffner. OMR zeigt, mit welchen Methoden sie Interaktionsraten weit über dem Durchschnitt generiert.

„Vollende den Satz : Family is …“„➡️ Ratet mal in den Kommentaren was ich euch erzählen werde ?“„Hättet ihr die Macht ein Gesetz zu erfinden welches wäre es ??“ – In nahezu jedem ihrer Instagram Posts stellt Lisa-Marie Schiffner ihren Abonnenten eine „Frage des Tages“, wie sie es nennt.

„Wenn Ihr kommentiert, schreibe ich Euch vielleicht eine DM!“

Denjenigen ihrer Follower, die sich nicht über eine geistreiche Antwort den Kopf zerbrechen wollen, macht sie unter anderen Posts gleich einen Vorschlag, welchen Kommentar sie unter dem Posts hinterlassen könnten. Beispielsweise so: „Fotografiert ihr gerne ? Habt ihr eine Kamera ? Then comment with a ? Emoji !“ Manchmal veranstaltet die 18-Jährige sogar Verlosungen unter jenen Nutzern, die einen bestimmten Kommentar absetzen (und ihren Youtube-Kanal abonnieren). Oder sie stellt ihren Fans die Chance für einen persönlichen Kontakt in Aussicht – in Form von Kommentaren unter den Posts ihrer Follower oder sogar einer Direktnachricht.

Jeder Post der Influencerin enthält, um die Wahrscheinlichkeit von Interaktionen zu steigern, einen klaren „Call-to-Action“. Dieser Mechanismus ist nicht neu – aber bisher wurde er eher von Vloggern auf Youtube oder Viralseiten auf Facebook eingesetzt. Zumindest Influencer haben Instagram bisher weniger als eine Plattform für den direkten Dialog begriffen. Aktuell dürften diesen Hebel auf Instagram kaum andere mit einer ähnlichen Konsequenz wie Lisa-Marie Schiffner bedienen.

Die 23-fache Interaktionsrate von Kim Kardashian

Dass die Österreicherin damit erfolgreich Interaktionen generiert, zeigt ein Blick auf Ihre Engagement-Rate: Schiffner folgen auf Instagram aktuell 1,2 Millionen Menschen; laut dem Instagram-Analytics-Tool Likeometer verzeichnen ihre jüngsten zwölf Posts im Durchschnitt rund 166.000 Interaktionen (Likes oder Kommentare). Die Engagement-Rate liegt somit also bei ansehnlichen 14,37 Prozent. Jeder ihrer Posts erhält mindestens 1.000 Kommentare, teilweise sogar deutlich mehr.

Mit diesen Raten liegt Schiffner weit über dem Durchschnitt. Verschiedene Instagram-Tool-Anbieter beziffern die durchschnittliche Engagement-Rate von Influencern auf der Plattform zwischen zwei Prozent und maximal zehn Prozent. Mit steigender Abonnenten-Zahl sinkt naturgemäß die Interaktionsrate. Die Engagement-Rate von Kim Kardashian (147,7 Millionen Follower) liegt beispielsweise laut Likeometer aktuell bei vergleichsweise mageren 0,62 Prozent. Es dürfte wenig andere Influencer auf Instagram geben, die Follower-Zahlen im mindestens siebenstelligen Bereich verzeichnen und eine ähnlich hohe Interaktionsrate vorweisen können wie Schiffner.

Sogar auf Facebook verschwinden möglicherweise die Likes

Warum versucht die Österreicherin augenscheinlich gezielt, die Interaktionsrate nach oben zu treiben? Nachdem Facebook etwa Mitte 2015 die algorithmische Filterung des Instagram-Feeds eingeführt hat, klagten viele Betreiber von Accounts mit hohen Follower-Zahlen über einen Einbruch ihrer organischen Reichweite. Seitdem bemühen sich Influencer und Betreiber anderer großer Instagram Accounts gegenüber dem Algorithmus zu signalisieren, dass ihr Content für ihre Follower wertvoll ist. Lange Zeit waren Likes die Währung, der im Mainstream der Instagram-Nutzer die meiste Aufmerksamkeit gewidmet und mit der dementsprechend in der Regel der „Erfolg“ von Content gemessen wurde.

Doch nun testet Facebook in mehreren Märkten die Zahl der Likes auf Instagram öffentlich auszublenden. Zuletzt wurde bekannt, dass sogar auf Facebook selbst dieselbe Maßnahme getestet wird. Zwar werden die Betreiber von Business-Accounts auf den beiden Plattformen die Zahl der Likes voraussichtlich auch in Zukunft einsehen können. Aber viele sehen in den Tests trotzdem ein deutliches Signal für die sinkende Relevanz, die die Betreiber der Plattform dieser Metrik beimessen.

Lange Texte, um mehr Nutzersignale zu generieren?

Die Captions von Lisa-Marie Schiffner auf Instagram sind stets so lang, dass die Nutzer auf „mehr“ tippen müssen, um sie komplett lesen zu können

Die US-Influencer-Marketing-Szene diskutierte infolgedessen zuletzt darüber, ob die Zahl der Saves (also wie viele Nutzer einen Post gespeichert haben) künftig eine noch wichtigere Erfolgsmetrik auf Instagram wird, und ob eine höhere Save-Quote die organische Sichtbarkeit von Instagram Posts pushen können. Lisa-Marie Schiffner verfolgt offensichtlich eine alternative Strategie: Comment Baiting, also das „Ködern von Kommentaren“. Die Hoffnung, die vermutlich dahinter steht: eine hohe Kommentarquote steigert die Wahrscheinlichkeit, dass die Posts organisch ausgespielt werden.

Aber die 18-Jährige dürfte mit ihren Captions nicht nur Kommentare generieren, sondern auch andere Arten von Nutzersignalen. Sie animiert ihre Follower in diversen Posts beispielsweise auch dazu, durch mehrere Bilder eines Posts durchzuswipen. Darüber hinaus ist der Begleittext zu jedem ihrer Posts so lang, dass die Nutzer auf „mehr“ tippen müssen, um ihn komplett lesen zu können. Möglicherweise steckt dahinter auch Kalkül: In der Facebook-Marketer-Szene wurde bereits vor einigen Monaten darüber diskutiert, ob es die Performance einer Facebook-Anzeige pushen kann, wenn deren Text so lang ist, dass die Nutzer auf „See more“ klicken müssen.

Top-Platzierungen im Ranking der interaktionsstärksten Werbeposts

Mit jeder noch so kleinen Interaktion mit Schiffners Posts zeigen die Nutzer, dass diese für sie relevant sind. Indem sie diese Interaktionen gezielt triggert, erzeugt Schiffner gegenüber dem Instagram Algorithmus diverse Signale, die möglicherweise ihre Sichtbarkeit im Feed hochstufen. Davon profitieren auch ihre Werbepartner. In den monatlichen Rankings der interaktionsstärksten Instagram-Werbeposts, die der Hamburger Influencer-Marketing-Dienstleister Media-Part (der Schiffners Youtube-Kanal mitvermarktet) gemeinsam mit Horizont veröffentlicht, lag die 18-Jährige zuletzt immer ganz vorne: im Juli, Juni, Mai und Februar. Im April und März belegte sie jeweils sowohl den zweiten als auch den dritten Platz.

In welchem Maß die Methode ihre „Reach Rate“ steigert, also den Prozentsatz ihrer Nutzer, die ihre Posts sehen, wirklich steigert, wissen nur Schiffner selbst und möglicherweise noch ihre Werbe- und Vermarktungspartner. Außenstehenden bleibt nur die Spekulation. Da die Österreicherin die geschilderten Methoden seit einigen Monaten sehr konsequent nutzt, wäre es zumindest erstaunlich, wenn sie in ihren Instagram Insights keine positiven Auswirkungen sehen würde.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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