"Die Discounter": Die Macher hinter der Kult-Mockumentary

Christian Ulmen gab ein paar DIY-Youtubern aus Hamburg eine Chance. Drei Jahre später sind "Kleine Brüder" gut im Streaming-Geschäft und planen einen Kinofilm  

Max Mattis und Bruno Alexander (v.r.) sind Mitgründer der Hamburger Produktionsfirma Kleine Brüder. Foto: OMR

Mit ihrer Serie "Die Discounter" landete die von Schulfreunden gegründete Hamburger Produktionsfirma Kleine Brüder direkt einen Hit: Die Supermarkt-Mockumentary gehört zu den bekanntesten deutschsprachigen Originals bei Amazon Prime Video. Im OMR Podcast sprechen zwei der "Brüder" – Bruno Alexander und Max Mattis – über ihre Youtube-Serie "Intimate", deren Remake gerade auf der Streaming-Plattform Joyn läuft. Sie erklären, welche Rolle Instagram bei der Entstehung des Hypes um "Die Discounter" gespielt hat. Und sie verraten, warum Gastauftritte von Prominenten überschätzt werden.

Zugegeben, ganz am Anfang lief es nicht so gut. Als Schüler begannen die Freunde im Jahr 2017 die Youtube-Serie "Intimate" zu drehen – "aus Langeweile", wie sie im OMR Podcast erzählen. Das Format orientiert sich am Humor von "Jerks", der Fremdscham-Comedy mit Christian Ulmen und Fahri Yardım. "Je mehr Folgen wir gemacht haben, desto mehr hatten wir auch das Ziel, unsere großen Vorbilder zu erreichen", so Alexander. Doch keiner der beiden "Jerks"-Macher habe auf ihre DMs bei Instagram reagiert. 

"Geil … wir wollen aber was anderes"

Irgendwann meldete sich Ulmen dann aber doch. Er und Carsten Kelber – den beiden gehört die Produktionsfirma Pyjama Pictures – schrieben die Jungs an. Sie machten ihnen Komplimente für "Intimate" und ein Angebot: Ob sie sich vorstellen könnten, die deutsche Adaption eines niederländischen Formats umzusetzen. "Wir haben dann gesagt: Geil, dass ihr damit um die Ecke kommt. Wir wollen aber eigentlich was ganz anderes machen. Habt ihr nicht Bock, das mit uns zu machen?", erinnert sich Mattis an den Moment, wo ihre Karriere bereits vor dem Start hätte enden können.

Doch Kelber und Ulmen gelang es, die Hamburger zu überzeugen, eine Adaption des eigenen Formats "Intimate" und ihre schauspielerischen Ambitionen zunächst zurückzustellen und "Die Discounter" zu machen. "Als Übung", so hätten die Produzenten es damals genannt. Die Freunde kümmerten sich also um Drehbuch und Regie der Adaption. Nur weil der eigentlich für die Rolle des Titus gecastete Schauspieler zu spät zum Probedreh kam, landete Alexander bei den "Discountern" auch vor der Kamera. 

"Wie Stromberg, nur scheiße"

Ende 2021 startete die erste von mittlerweile drei Staffeln bei Amazon Prime Video. Sie seien sich sicher gewesen, "Die Discounter" könnte bei den Zuschauenden gut ankommen, so Alexander. Dass die Serie dermaßen erfolgreich sein würde, sei aber nicht abzusehen gewesen. Denn das erste Feedback war ernüchternd – "wie Stromberg, nur scheiße" kommentierte einer bei Amazon. Bald folgten dann auch positive Kommentare, das größte Problem aber blieb: "Amazon hat kein Marketing dafür gemacht", sagt Alexander. "Warum auch? Das war irgendeine Serie von Leuten, die noch nie eine richtig große Serie gedreht haben."

In der Rückschau betrachten Alexander und Mattis das Fehlen einer großen Out-of-Home-Kampagne als Glück. "Die Discounter" habe so "Geheimtipp"-Status bekommen, sagt Mattis. Die Zuschauer*innen hätten das Format dann ihren besten Freunden empfohlen, ergänzt Alexander. Angefixt vom immer positiveren Feedback hätten sie dann – ohne Absprache mit Amazon – einen "Die Discounter"-Account bei Instagram gestartet und mit Fotos und Videos von den Drehs befüllt. "Das Konzept war eigentlich dreckig", sagt Mattis. "Fotos, die man nicht posten würde."  Doch die Fans feierten es. Der Kanal hat heute 250.000 Follower.

Dating für die Materialsammlung

Der "Discounter"-Erfolg – das Format lehnt sich anders als "Jerks" nur sehr lose an das Vorbild an und lebt von Improvisation der Darstellenden – verschaffte Kleine Brüder dann neue Möglichkeiten. 2022 bekamen sie das Go, um ihr Youtube-DIY-Projekt "Intimate" als richtige TV-Produktion neu aufzulegen. Diesmal im Auftrag von Joyn, der Streaming-Plattform von ProSiebenSat.1. Kurz nach dem Online-Release lief „Intimate“ auch im linearen Programm von ProSieben. 

Der Plot der Serie ist im Kern derselbe wie damals zu Youtube-Zeiten. "Intimate" begleitet fünf Freunde durch ihren von peinlichen Situationen gespickten Alltag. Das Ganze sei dabei durchaus von der Realität inspiriert, bekennt Mattis. Es sei schon vorgekommen, dass man sich in "Date-Situation hineinzwingt, weil man weiß, da könnte was Unangenehmes entstehen, was dann wiederum am Ende eine Story sein könnte."

"Der Cast" ist der größere Star als Til Schweiger

Auch wenn der Erfolg von "Intimate" nicht an den der "Discounter" heranreicht – genaue Zahlen kennen Mattis und Alexander nicht oder wollen sie nicht nennen – hätten sie viel über ihre Audience gelernt. Schon bei "Die Discounter" hatten sie die Praxis von "Jerks" übernommen und viele prominente Nebendarsteller*innen eingebunden, um deren Reichweiten anzuzapfen. Auch bei "Intimate" tauchen Stars wie Til Schweiger und Jan Joseph Liefers auf. Doch das Konzept funktioniere gar nicht so gut, wie man denkt, sagt Alexander. "Ich glaube, der Cast, das sind in der Serie, in der Welt und für die Leute, die das gucken, die viel größeren Stars, als die Leute, die von extern kommen." 

An welchen Projekten das Kleine-Brüder-Ensemble gerade arbeitet, wie die Chancen für einen "Discounter"-Kinofilm stehen und warum man als Schauspieler, der von Improvisation lebt, unbedingt ab und an Urlaub machen muss, das sind nur einige der Themen der OMR Podcast-Episode mit Bruno Alexander und Max Mattis von Kleine Brüder.

Die Themen des Podcasts mit Max Mattis und Bruno Alexander: 

  • (00:00:00) Reichweite der Formate und ihre Anfänge bei Youtube
  • (00:07:00) eine Pitch-DM von Christian Ulmen in der Instagram-Inbox
  • (00:12:48) von ersten Schauspielerfahrungen zur Firmengründung
  • (00:19:42) die erste Staffel von "Die Discounter"
  • (00:24:31) Social-Media-Hype, Merch und Cameo-Auftritte Serie
  • (00:31:46) Auftragsproduktionen vs. Rechte selbst behalten 
  • (00:36:22) Pläne für einen Science-Fiction-Kinofilm
  • (00:38:57) wie Plattform-Partnerschaften funktionieren
  • (00:41:16) Social-Verlängerung des Contents
  • (00:43:30) Werbung und ein eigenes Agentur-Business
  • (00:48:13) ihre fiktive Reality-Show für den NDR
  • (00:50:02) Materialsammlungen für neue Projekte
  • (00:52:42) Vorbilder und Pläne für die Zukunft ihrer Firma
  • (01:00:53) einen möglichen "Discounter"-Kinofilm

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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