Geiz ist nicht mehr geil: So baut Karsten Wildberger die Elektronikketten Mediamarkt und Saturn um
Der CEO des Mutterkonzerns Ceconomy spricht über neue Service-Angebote und harte Reformen.
22 Milliarden Euro Umsatz, aber nur 1,5 Milliarden Euro Börsenwert: Karsten Wildberger soll den einst bedrohlich taumelnden Unterhaltungselektronik-Riesen MediamarktSaturn wieder fit für die Zukunft machen. Im OMR-Podcast spricht der CEO des Mutterkonzerns Ceconomy über schmerzhafte Einschnitte bei der Belegschaft, die eingeleitete Service-Offensive und die Zukunft der Marke Saturn.
Mit dem Slogan "Geiz ist geil" haben der Elektronikhändler Saturn und die Agentur Jung von Matt Werbegeschichte geschrieben und einen bis heute präsenten Slogan kreiert. Bedingungslos glücklich ist Karsten Wildberger darüber aber nicht. "Das ist Segen und Fluch zugleich", sagt der CEO von Ceconomy, dem Mutterunternehmen der Elektronikhändler Mediamarkt und Saturn, im OMR Podcast. In den damaligen Zeitgeist habe der Slogan perfekt gepasst, aber das Unternehmen habe daran zu lange festgehalten und sich nicht auf die veränderten Rahmenbedingungen eingestellt.
Karsten Wildbergers Aufgabe ist es, dies nachzuholen. Seit 2021 ist der promovierte Physiker Chef des Düsseldorfer Ceconomy-Konzerns, der zugleich Branchenriese und Börsenzwerg ist: Obwohl das Unternehmen mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz macht, liegt der Börsenwert nur bei mageren 1,45 Milliarden Euro. Angesichts der Konkurrenz von Amazon und Co. hatten mehr und mehr Anleger*innen in den vergangenen Jahren offenbar Zweifel an der Zukunftsfähigkeit von stationären Geschäften wie Mediamarkt oder Saturn.
Reparatur-Service und Online-Terminbuchung
Durch einschneidende Reformen will Karsten Wildberger das Unternehmen daher zukunftsfest machen und es den Zweifler*innen zeigen. Einerseits setzt Wildberger, der zuvor auch in der Energiebranche aktiv war, dazu auf Kostensenkungen. In den vergangenen Jahren wurden Arbeitsplätze gestrichen und Filialen geschlossen. Auch für die Zukunft schließt er nicht aus, dass die Teams weiter verkleinert werden – je weiter weg von den Kunden die Tätigkeiten seien, umso genauer schaue er hin, sagt Karsten Wildberger: "Wir werden weiterhin auf Kosten achten."
Andererseits gibt es im Unternehmen neue Impulse. Der mühselige Suche nach einem Mitarbeitenden will man mit mehr Service begegnen. Beratungstermine können dann online gebucht werden, so wie man das heute schon aus Apple-Stores als Standard kennt. "Ich möchte, dass wir unsere Kundinnen und Kunden noch persönlicher begrüßen", sagt Karsten Wildberger. Auch eine Remote-Beratung ist schon möglich. Ergänzt werden soll die Service-Offensive um neue Angebote und Filialkonzepte. In Tübingen hat das Unternehmen einen Pop-up-Store eröffnet, in dem es ausschließlich aufbereitete Produkte anbietet, auch das Thema Reparaturen spielt bei Mediamarkt und Saturn inzwischen eine wachsende Rolle. Gleichzeitig hat man durch die Übernahme einzelner Standorte des zuletzt abgewickelten Apple-Partners Gravis die Möglichkeit, auch kleinere Filialkonzepte mit spezialisierterem Angebot zu testen.
Die Zukunft der Marke Saturn ist ungewiss
Dass beide Marken bestehen bleiben, will Karsten Wildberger nicht garantieren. Aktuell sei man froh, sowohl Mediamarkt als auch Saturn zu haben, sagt er. Dennoch: "Auf Dauer müssen wir schon gucken, wo wir die Differenzierung haben". Bislang habe man etwas innovativere Themen wie etwa Gaming zunächst stärker über die Marke Saturn gespielt. Doch Karsten Wildberger reicht das langfristig nicht als Unterscheidungsmerkmal. Ein Team prüfe daher aktuell alle Möglichkeiten. "Mal schauen, wo uns das hinträgt." Intern, ist Wildberger überzeugt, spielt es schon lange keine so wichtige Rolle mehr, ob man für das blaue Team (Saturn) oder das rote Team (Mediamarkt) spiele.
Apropos Teams: Mit Jürgen Klopp haben Mediamarkt und Saturn zuletzt auch einen neuen Markenbotschafter vorgestellt. Der Ex-Fußballtrainer, der inzwischen für den Brausekonzern Red Bull arbeitet, soll für beide Farben Werbung machen. In den Niederlanden sponsert der Konzern außerdem den Traditionsclub Feyenoord Rotterdam, in Italien ist man in Mailand beim Basketball aktiv. Karsten Wildberger sagt, auch diese Engagements dienten der Weiterentwicklung. Das Unternehmen möchte beispielsweise stärker in der Interaktion mit den jeweiligen Fanbases einbezogen werden: "Da geht es nicht nur um das Trikot".
Im OMR Podcast verrät Karsten Wildberger außerdem, was Deutschland von niederländischen Innenstädten lernen kann, warum Sicherheit und Sauberkeit noch stärker im Fokus stehen müssen bei der Frage nach der Zukunft der Fußgängerzonen und welches Elektrogerät aktuell einen besonders großen Hype erfährt.
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