Uhren für eine Million? So läuft das Juwelier-Business bei Marktführer Wempe
Im OMR Podcast sprechen Kim-Eva und Chiara Wempe über den Aufbau und die Zukunft des Unternehmens.
Kim-Eva Wempe hat aus dem Familienunternehmen die größte Juwelier-Kette Deutschlands gemacht. Unter ihrer Führung vervierfachte sich der Umsatz und man wurde vom reinen Händler zum Hersteller. Nun ist mit Chiara Wempe auch die fünfte Generation ins Unternehmen eingestiegen. Im OMR Podcast sprechen Mutter und Tochter über die Vorbereitung dieses Schritts, ihre Niederlassungen von Sylt bis zum Frankfurter Flughafen und die Bereiche, in denen sie komplett anderer Meinung sind.
Kim-Eva Wempe war 22 Jahre alt, als ihr Vater sie ins Unternehmen holte. Er wollte ihr Zeit geben, sich zu beweisen. Und er wollte sich selbst Zeit lassen, um zu sehen, ob sie es kann. Hellmut Wempe führte das Unternehmen Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG damals bereits in dritter Generation. Vom kleinen Uhrmacher-Betrieb in der Nähe von Bremen hatte man sich zur Juwelier-Kette weiterentwickelt. Hellmut Wempe expandierte nach New York und lockte Rolex nach Deutschland. Kurzum: Er hatte in der Firmengeschichte schon zu Lebzeiten große Fußstapfen hinterlassen. Und seine Tochter sollte erstmal beweisen, dass sie diese ausfüllen kann.
Sie konnte. Und wie: Mit 32 Jahren übernimmt Kim-Eva Wempe die Geschäftsführung. Unter ihrer Leitung vervierfacht sich der Umsatz auf zuletzt 667,8 Millionen Euro – Rekord. Sie erweitert das Filialnetz um Standorte wie den am Flughafen Frankfurt. Und sie macht aus dem Uhren- und Schmuckhändler Wempe auch einen Hersteller. Mit Iron Walker oder Zeitmeister gibt es verschiedene Kollektionen, auch im Schmuckbereich hat das Unternehmen eigene Produkte im Sortiment. Die 63-Jährige zählt zu den erfolgreichsten Unternehmerinnen des Landes – und tut es nun ihrem Vater gleich: Sie hat die nächste Generation schon frühzeitig ins Unternehmen geholt, damit sie sich ausprobieren und beweisen kann. Mit Chiara und Scott sind inzwischen auch Kim-Evas Kinder bei Wempe mit an Bord, und das nicht nur operativ, sondern auch im Gesellschafterkreis, der noch immer komplett ohne externe Investoren auskommt.
Standorte von Paris bis Kampen
Im OMR Podcast sprechen Kim-Eva und Chiara Wempe über den Generationenwechsel bei Deutschlands größter Juwelierkette. Doch natürlich geht es auch um das Geschäft, das noch immer primär offline statt online betrieben wird. Die 31 Niederlassungen spielen in dieser Welt die Schlüsselrolle. Wempe muss da sein, wo seine Kund*innen sind – in München mit mehreren Etagen an der Maximilianstraße, in Paris in der Nähe des Place de la Concorde und auf Sylt im Promi-Hotspot Kampen. Nur aus London hat sich das Unternehmen inzwischen zurückgezogen, zumindest mit seinem Multi-Brand-Konzept, also der Niederlassung, in der man von Rolex bis Patek Philippe verschiedene Marken anbietet. "Die Bond Street hat sich so verändert, dass dort ein Mono-Marken-Laden nach dem anderen aufgemacht hat", sagt Kim-Eva Wempe: "Da hat es für uns irgendwann keinen Sinn mehr ergeben".
Auch Wempe muss sich den veränderten Marktbedingungen anpassen. Das Unternehmen betreibt daher einige Mono-Marken-Stores für andere Unternehmen, differenziert sich gleichzeitig durch die eigenen Kollektionen und Produkte im Sortiment – und hat darüber hinaus auch damit begonnen, die eigene Marke verstärkt in jüngeren Zielgruppen zu positionieren. Viele hätten falsche Bilder im Kopf, sagt Chiara Wempe: Zu teuer, zu traditionell, gegen solche Vorurteile müsse man anarbeiten, sagt sie. Denn die Marktforschung habe gezeigt, dass sich die Bilder im Kopf der Menschen verändern würden, sobald sie eine Filiale betreten hätten. "Und darum müssen wir diese Leute dazu bringen, erstmal die Niederlassung zu betreten". Es ist eine Aufgabe, der auch sie sich verschrieben hat.
"Wenn es einen Weg gibt, springe ich in die Luft"
Und natürlich geht es auch um das Mutter-Tochter-Verhältnis im Podcast. Wenn Chiara Wempe während der Aufnahme über ihre Mutter spricht, sagt sie Kim. Kim, das klingt ein bisschen nach Freundin, nach Arbeitskollegin oder Geschäftspartnerin. Es ist ein Name, den auch andere Menschen bei der Hamburger Juwelier-Kette verwenden, wenn sie über Kim-Eva Wempe sprechen, die langjährige Firmenchefin. "Kim" signalisiert Vertrautheit, aber gleichzeitig Distanz. "Kim" könnten viele zu Kim-Eva Wempe sagen, "Mutter" oder "Mama" hingegen nur zwei Menschen auf der Welt. Umso interessanter ist, an welcher Stelle Chiara Wempe den Namen nicht verwendet. Denn einmal, da sagt sie Mutter. Weil es nicht nur um das Miteinander geht, sondern auch um das Gegeneinander, um zwei Generationen, bei denen die eine die Erfahrung für sich reklamiert und die andere die Vision?
"Unsere Mutter ist immer noch der Überzeugung, dass man damit kein Geld verdienen kann", sagt die 26-Jährige im OMR Podcast. Damit – das bezieht sich auf eine Idee, die nicht neu ist, die Chiara und ihr Bruder aber gerne erneut ausprobieren möchten. Es geht um gebrauchte Uhren, deren Echtheit zertifiziert wurde. "Wir glauben, dass das besonders für eine jüngere Generation extrem wichtig ist", sagt Chiara Wempe. Daher wolle man nun langsam in diesen Bereich vordringen. Ihre Mutter lässt die Kinder gewähren, auch wenn sie selbst nicht überzeugt ist: "Ich habe das Thema schon dreimal in meinem Leben bearbeitet. Und ich habe es schon dreimal negativ beschieden", sagt sie. Dennoch sei sie gespannt, wie ihre Kinder es nun angehen würden: "Wenn es einen anderen Weg gibt, springe ich in die Luft und freue mich."
Im OMR Podcast verraten Kim-Eva und Chiara Wempe außerdem, warum es keine Wempe-Filiale in Dubai gibt, wie sie reagiert haben, als ein Cyberangriff das Unternehmen lahmgelegt hat – und warum einem Mitglied der Band "Red Hot Chili Peppers" mal der Einlass verwehrt wurde.