"Komm allein": So skurril lief das Treffen von Josef Ackermann und Wladimir Putin
Im OMR Podcast spricht der Schweizer über seine Karriere und Begegnungen mit der Politik.
Josef Ackermann war der erste ausländische CEO an der Spitze der Deutschen Bank – und einer der prägendsten. Unter seiner Führung schaffte es die Bank in die Weltspitze, überstand die Finanzkrise ohne staatliche Hilfe, musste aber Jahre später Milliarden Euro zur Beilegung juristischer Streitigkeiten bezahlen. Im OMR Podcast spricht er über die Unterschiede der deutschen und amerikanischen Bankenrettung, Gespräche mit Ex-Kanzlerin Angela Merkel und ein ungewöhnliches Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin.
Egal wo Josef Ackermann auf der Welt war, es gab eine Vorgabe: "Ich habe immer gesagt: Ich möchte ein Faxgerät in jedem Hotelzimmer." Während seiner Zeit als CEO der Deutschen Bank zwischen 2002 und 2012 ist der Schweizer viel unterwegs, im Frankfurter Büro, so heißt es, sei er kaum gewesen. Deswegen das Faxgerät – zumindest in der Zeit, als das Internet noch nicht überall Standard ist. Jeden Tag um 16 Uhr soll Ackermann damals ein Schreiben mit den aktuellen Zahlen bekommen haben, den "Daily Flash". Und wenn das, was der Vorstandschef dort las, ihm nicht gefiel, griff er angeblich direkt zum Telefonhörer.
Es gibt viele solcher Geschichten über Josef Ackermann. Kein Wunder, der frühere Banker zählt sicherlich zu den schillerndsten Managern in der deutschen Wirtschaft seit der Jahrtausendwende: Erster ausländischer CEO der Deutschen Bank, der das Unternehmen in die Weltspitze führte, das Victory-Zeichen im Mannesmann-Prozess (mit dem er eigentlich nur Michael Jackson imitieren wollte), die zentrale Rolle bei der Rettung der Eurozone als einer der wichtigsten Sparringspartner der Politik – und dann natürlich der Satz auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, dass es eine Schande sei, wenn die Deutsche Bank Staatshilfe annehmen müsste.
Warum Angela Merkel sauer auf Ackermann war
Es ist viel geschrieben worden über Josef Ackermann – zuletzt auch von ihm selbst. "Mein Weg" hat er seine Biografie genannt, die in diesem Jahr erschienen ist und in der er seine Sicht auf sein Leben und seine Karriere schildert. Das Zitat mit der Schande? Das habe er auf einer internen Veranstaltung der Deutschen Bank gesagt. Es sei ein Signal an die Mitarbeitenden gewesen, Ackermann wollte Stärke zeigen. "Überheblich", "unsozial", als der Spruch bekannt wurde, hagelte es Kritik. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel habe versucht, ihn zu überreden, Hilfe anzunehmen, erzählt Josef Ackermann im OMR Podcast. Er lehnte ab. Die Krise der anderen war auch eine Chance. Angela Merkel soll ihm das lange übel genommen haben. Josef Ackermann schätzt sie trotz solcher Differenzen sehr.
Die Finanzkrise 2008/2009 war eine Zäsur in der Wirtschaftsgeschichte. Vorher undenkbare Summen wurden für die Rettung der Banken bereit gestellt. Und Josef Ackermann ist überzeugt, dass damals durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise viele Weichen für die Zukunft gestellt wurden: "Wir haben in Deutschland im Wesentlichen die Banken strukturell erhalten", sagt er im OMR Podcast. In den USA habe man hingegen die schlechten Teile der Banken mit staatlicher Unterstützung abgewickelt. Die guten Teile hätten sich dann wiederum andere US-Banken wie JP Morgan einverleibt. "Die verdienen heute fast 50 Milliarden US-Dollar im Jahr. Und wir sind schon froh in der Schweiz oder Deutschland, wenn es fünf Milliarden sind", sagt er.
Treffen mit Wladimir Putin
Seine eigene Bilanz als Deutsche-Bank-CEO sieht er positiv, obwohl es nach seinem Abschied viele juristische Auseinandersetzungen gab, die die Bank Milliarden gekostet haben. Ja, er habe auch Fehler gemacht, sagt Josef Ackermann. Im Rückblick hätte er bei einigen Mitarbeitenden stärker auf die Motivation achten müssen, darauf, wie sehr sie sich mit der Bank und ihrer Kultur identifizieren. Aber die hohen Strafen – das klingt bei ihm so, als seien die am Ende auch zum Teil der politischen Aufarbeitung der Krise unter US-Präsident Barack Obama geschuldet. "Er hat gesagt, die Banken müssen einen Teil dessen zurückbezahlen, was die Finanzkrise den Staat gekostet hat".
Barack Obama, Angela Merkel: In seiner Zeit als Deutsche-Bank-Chef hat sich Josef Ackermann regelmäßig mit den Spitzen der Weltpolitik ausgetauscht. Mitunter hat dies auch zu – im Rückblick – zweifelhaften Treffen geführt. Im OMR Podcast erinnert sich der Schweizer an Begegnungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser habe ihn einmal eingeladen in seine "Datscha". Ackermann sollte alleine kommen, Putin hingegen ließ zahlreiche russische Journalist*innen dorthin kommen, die von dem Treffen mit dem CEO von Deutschlands größter Bank berichten sollten. Und plötzlich war der Banker Teil der staatlichen Propaganda. "Von Putin hatte ich immer den Eindruck, er ist mehr an Macht interessiert als an Wirtschaft", sagt Josef Ackermann.
Welchen Job ihm der russische Präsident angeboten hat, welchen Eindruck er bei seinen Gesprächen von Putin hatte und wie er selbst sein Geld anlegt, hat Josef Ackermann ebenfalls im OMR Podcast verraten.
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