Wie ein Deutscher mit Aleph Alpha einen globalen KI-Champion baut
Der härteste Konkurrent für Open AI kommt aus … Heidelberg
- Aleph Alpha betreibt eigenes Rechenzentrum
- Riskante Technologie – aber nicht im Hollywood-Sinn
- Masochismus im Dienst der Sache
- Über diese Themen sprich Jonas Andrulis im Podcast:
Open AI ist dank ChatGPT das Startup der Stunde. Dabei gibt es mit Aleph Alpha einen Rivalen aus Deutschland, der nicht nur technologisch mindestens ebenbürtig ist, sondern auch mehr Umsatz macht: „Siebenstellig“, verrät Gründer und CEO Jonas Andrulis im OMR Podcast. Das KI-Startup aus Heidelberg bedient vor allem B2B-Kunden. Eine Zielgruppe, die Open AI gerade erst zu erschließen beginnt.
„Bisher waren wir erfolgreicher als viele zugetraut hätten“, sagt Jonas Andrulis. „Aber natürlich müssen wir jetzt gegen 20 Milliarden bestehen, die Microsoft gerade auf das Thema wirft.“ Die Konkurrenz ist gewaltig – nicht nur durch Open AI, bei dem der IT-Gigant aus Seattle eingestiegen ist, der ChatGPT nun in seine Suchmaschine Bing integriert. Aber das Potenzial der generativen KI ist es ebenfalls.
Dieses Wissen hat Andrulis vor einigen Jahren dazu gebracht, seinen Job in der KI-Forschung von Apple zu kündigen und aus dem Silicon Valley zurück in seine deutsche Heimat zu kommen. In Heidelberg gründet er 2019 Aleph Alpha. Das Startup hat mit Luminous ein eigenes KI-Sprachmodell entwickelt. Das erklärte Ziel von Andrulis: Aleph Alpha soll ein globaler Champion werden, der gegen die übermächtig erscheinende Konkurrenz aus Amerika und Asien bestehen kann.
Aleph Alpha betreibt eigenes Rechenzentrum
Als Patriotismus will Andrulis seine Entscheidung für den Standort Deutschland im Gespräch mit OMR Podcast-Host Philipp Westermeyer nicht bezeichnen. Doch dahinter stehe durchaus eine Überzeugung. „Ich glaube, dass es notwendig ist, dass wir eine unabhängige KI-Firma haben, die ungefähr in derselben Liga mitspielt wie das, was in den USA und China passiert.“
Dem Anspruch auf Technologieführerschaft kommt dabei naturgemäß eine zentrale Rolle zu. Aleph Alpha sei das erste Unternehmen mit einem multimodalen Bilderzeugungsmodell gewesen, dass also „aus mehreren Texten und Bildern in der Kombination neue Bilder erzeugen könne“, erklärt Andrulis. Ein weiterer Aspekt der Strategie von Aleph Alpha ist die Unabhängigkeit. Das Startup betreibt ein eigenes Rechenzentrum und erlaubt es seinen Kunden zudem, die Algorithmen innerhalb ihrer eigenen Systeme laufen zu lassen.
Riskante Technologie – aber nicht im Hollywood-Sinn
Als ambitionierter Unternehmer im KI-Sektor hat Andrulis naturgemäß eine optimistische Einstellung gegenüber der Technik. Doch er redet die Gefahren im OMR Podcast auch nicht klein. Zwar teile er nicht die Sorge vor Endzeit-Szenarien, die gerade von Kritiker*innen vor allem in den USA vorgebracht würden.
„Terminator-Fantasien sind vielleicht ein bisschen zu sehr Hollywood“, sagt Andrulis. Er sehe jedoch in der KI-Technologie aufgrund ihrer momentan extrem schnellen Entwicklung das Potenzial, Strukturen, die unsere demokratischen Werte tragen, „durcheinanderzubringen und eventuell auch zu zerstören“.
Masochismus im Dienst der Sache
Zugleich sieht er die aktuellen Bestrebungen, KI-Unternehmen durch den EU-AI-Act einer stärkeren Regulierung zu unterwerfen, kritisch. Die momentan diskutierten Pflichten zum Reporting würden die Möglichkeiten eines kleinen, mit gerade einmal 28 Millionen Euro finanzierten Startups übersteigen. Ein Konkurrent, hinter dem ein Weltkonzern stehe, könne sich dies dagegen problemlos leisten.
Doch selbst veränderte rechtliche Rahmenbedingungen würden Andrulis nicht von seinem Plan abbringen, einen europäischen KI-Champion aufzubauen. Wenn er den leichten Weg hätte gehen wollen, hätte er im Valley bleiben können, wo es neben großzügigen Regeln auch üppig sprudelndes Wagniskapital gibt. Oder, wie Jonas Andrulis es selbst im OMR Podcast formuliert: „Ich gehöre zu der masochistischen Sorte Mensch, die Spaß daran hat, für eine Sache zu kämpfen, für die es sich zu kämpfen lohnt.“
Über diese Themen sprich Jonas Andrulis im Podcast:
- Vom Amateurfunker zum Wirtschaftsingenieur mit KI-Fokus (00:02:17)
- Gründung seiner ersten IT-Firma im Studium (00:05:26)
- Zwischenstationen in Investmentbanking und Consulting (00:06:33)
- Sein zweites Startup Pallas Ludens (00:07:52)
- Exit, Wechsel zu Apple und Rückkehr nach Deutschland (00:13:29)
- Warum er nicht im Valley, sondern in Heidelberg gegründet hat (00:16:00)
- weshalb deutsche Absolventen KI-Bereich gefragt sind (00:19:25)
- Das Geschäftsmodell seines KI-Startups Aleph Alpha (00:21:24)
- Warum er nur deutsche Investoren hat (00:26:15)
- Umsätze und das Potenzial von Partnerschaften (00:28:22)
- Das Produkt im Vergleich zu den Mitbewerbern (00:31:42)
- Wie er auf den Hype um Chat GPT blickt (00:37:57)
- Wodurch der Run auf das Thema KI gerechtfertigt wird (00:39:54)
- Services, die auf der KI von Aleph Alpha aufsetzen (00:48:19)
- Warum das Startup ein eigenes Rechenzentrum betreibt (00:49:07)
- Welche B2B-Kundensegmente Aleph Alpha adressiert (00:49:55)
- Wie er das Gefahren-Potentzial von KI einschätzt (00:50:57)
- DeepL als das bisherige deutsche KI-Musterunternehmen (00:53:47)
- Aufgaben vor denen Chat GTP kapituliert (00:56:44)
- Aleph Alphas digitaler Bürgerassistent „Lumi“ (00:58:56)
- Kritik am kommenden EU-AI-Act (01:02:43)