Wie diese Ex-Köchin Millionen mit Fitness-Content auf einer Porno-Plattform macht
Jem Wolfie leitet ihre Millionen Instagram-Follower auf den Bezahldienst OnlyFans – hier verdienen sonst Porno-Stars
Die Australierin Jem Wolfie ist Curvy-Model und Influencerin. Auf Instagram folgen ihr 2,6 Millionen Nutzer. Das sollte eigentlich für ein gutes Einkommen mit Werbe-Deals reichen. Aber Wolfie baut mit Hilfe der Plattform OnlyFans zusätzlich ein Paid-Content-Modell auf. Wie das genau funktioniert, warum sie damit schon jetzt jährlich mehrere Millionen US-Dollar verdient und warum OnlyFans auch bei Porno-Stars so beliebt ist, zeigen wir hier.
Jem Wolfie zeigt ihren – wie sie selbst sagt – „Kim-Kardashian-Körper“ gerne leicht bekleidet auf Instagram und hat so über 2,6 Millionen Abonnenten auf der Plattform gewonnen. „Ich habe vor fünf Jahren angefangen, Content auf Instagram zu posten“, sagt Wolfie. „Die Fans kamen, weil ich zugehört und ich ihnen das gegeben habe, was sie wollten. Deshalb habe ich wirkliche Fans, die verstehen, was ich mache und wie weit ich gehe.“ Und genau diese Aufmerksamkeit und Reichweite macht sie jetzt auf einer anderen Plattform als Instagram zu Geld.
Auf ihrem Instagram-Account weist Jem Wolfie ihre vielen Follower auf Premium-Content hin – und führt sie per Link in ihrer Profil-Beschreibung auf ihren Account bei der Plattform OnlyFans. Nach eigener Aussage verdiene sie hier bis zu 30.000 US-Dollar pro Tag. In den ersten acht Monaten ihrer OnlyFans-Aktivität habe sie bereits über 1,3 Millionen US-Dollar verdient.
Die Paywalls der Porno-Branche
Plattformen wie OnlyFans oder die ähnlich funktionierenden „Just for Fans“ oder Fancentro (ehemals Snapcentro, wir berichteten 2017) gelten als die Paywalls der Porno-Industrie. Sie funktionieren wie Instagram, Facebook oder Twitter – die Nutzer bekommen in Newsfeeds neuen Content von Accounts, denen sie folgen. Der Unterschied: Jeder Nutzer muss dafür zahlen, um auf den Content der Influencer oder Porno-Stars zuzugreifen. Das Prinzip funktioniert, weil Influencer wie Jem Wolfie ihren Instagram-Followern versprechen, auf OnlyFans mehr und exklusiven (meist freizügigeren) Content zu zeigen und direkt mit ihnen in Kontakt zu treten. Nach eigenen Angaben kommt OnlyFans so heute auf über sechs Millionen angemeldete Nutzer und hat über 100 Millionen US-Dollar an 50.000 Content-Creator ausgezahlt. Laut dem Analyse-Tool SimilarWeb verzeichnet die Seite pro Monat über 29 Millionen Visits – Tendenz steigend.
Gegründet wurde die Plattform 2016 von dem Briten Tim Stokely, der sich schon zuvor an anderen Geschäftsmodellen im Porno-Business versucht hatte. Eines seiner bisherigen Projekte ist etwa Customs4U (hier erklärt der Gründer selbst das Prinzip). Hier können Nutzer den angemeldeten Pornodarstellern ihre Wünsche mitteilen und bekommen dann für einen bestimmten Betrag ein persönliches Porno-Video. Während der Arbeit an Customs4U hat Stokely auch einige Darsteller und Darstellerinnen für sein neues Projekt OnlyFans begeistern können – obwohl er mit dem neuen Projekt nicht nur Porno-Stars anziehen wolle, sondern Content-Macher aus allen Bereichen.
Die New York Times hat die Plattform trotzdem bereits als Retter für den Status von Pornodarstellern in der Industrie ausgerufen. Die Porno-Branche und ihre Darsteller haben in den vergangenen Jahren darunter gelitten, dass über so genannten Tube-Portale enorm viel Content kostenlos verfügbar ist, und noch dazu häufig illegal hochgeladen wurde. OnlyFans will nun Macht zurück in der Hände der Darsteller geben. Auf OnlyFans können diese frei entscheiden, was sie zeigen und was nicht. Dabei müssen sie in der Regel weniger explizit und können gleichzeitig kreativer seien.
Von Instagram zu OnlyFans
Von den 50.000 Creatorn auf der Plattform dürfte trotzdem der Großteil zumindest mit viel nackter Haut sein Geld verdienen. Für OnlyFans sicherlich auch der einfachste Case: Die Influencer und Porno-Sternchen zeigen auf Instagram oder Twitter nicht so viel nackte Haut (dürfen sie bei Instagram ja auch nicht) und verweisen dann in ihren Bios und Beschreibungen auf OnlyFans. Die Porno-Darstellerin Christy Mack etwa verweist recht aggressiv mit mehreren Tweets pro Woche auf ihren OnlyFans-Account und den dortigen exklusiven Content.
Wer dann zum Beispiel auf dem OnlyFans-Account von Jem Wolfie landet, sieht erst einmal gar nichts. Wer das ändern möchte, muss ein Abonnement für die Inhalte von Wolfie abschließen und dafür nach derzeitigem Stand fünf US-Dollar für die ersten 30 Tage zahlen. Danach kostet ein Abo zehn US-Dollar pro Monat – alleine für den Content der Australierin. Obwohl das schon fast so teuer ist wie ein Netflix-Abo, können offenbar viele der OnlyFans-Stars von ihren Einnahmen auf der Plattform leben. Die meisten der Inhalte-Ersteller nehmen von ihren Abonnenten zwischen fünf und 20 US-Dollar pro Monat. Nach oben hin hat OnlyFans aber den Preisen keine Grenze gesetzt. Zusätzlich können die Fans „Trinkgeld“ verteilen und damit die Creator zusätzlich unterstützen, oder für speziellen Content entlohnen. OnlyFans erhält von jeder Transaktion auf der Plattform 20 Prozent Provision.
„OnlyFans ist Go-Go-Tanzen im Internet“, sagt der schwule Darsteller Matthew Camp gegenüber der New York Times. Er selbst verdiene jeden Monat etwa 10.000 US-Dollar auf der Plattform. Auch er leitet seine über 500.000 Follower auf Instagram immer wieder zu OnlyFans. Danii Harwood, die vor der OnlyFans-Gründung als Camgirl auf der Seite GlamGirls gearbeitet hatte, geht ebenfalls offen mit den Verdienstmöglichkeiten um. Von August 2018 bis November 2018 habe sie etwa 170.000 US-Dollar auf der Plattform verdient.
Keine App und doch viele Nutzer
Das größte Problem von OnlyFans: Es gibt keine App für iOS oder Android, weil Porno-Content von den App-Stores nicht freigegeben wird und die Plattform außerdem auf In-App-Käufe 30 Prozent an Apple zahlen müsste – also auf jedes Abonnement. Nutzer müssen also über den mobilen Browser auf die Seite. Trotzdem kann sich OnlyFans eigenes Marketing sparen, da die Creator selbst ja ein großes Interesse daran haben, ihre Fans zu zahlenden Kunden zu machen – ein enormer Wachstumshebel.
„Ich denke, OnlyFans ist ein unglaublich guter Weg, mit deinem Content Geld zu verdienen“, sagt Jem Wolfie. „Es gibt eine wachsende Zahl an Mainstream-Influencern, die starke Inhalte auf der Plattform produzieren. Personal Trainer, Make-Up-Artists und andere, die Workouts und Tutorials posten, haben auch schon Erfolg.“ Die Australierin selbst ziehe sich auch nicht komplett aus und verdiene gut. Vielleicht kann das OnlyFans-Prinzip also wirklich eine neue Monetarisierungs-Möglichkeit für Influencer werden. Wobei Jem Wolfie nebenher nicht nur klassische Sponsoring-Deals eingeht, sondern auch eine eigene Kollektion und ein Fitness-Programm entworfen hat. Die gibt’s dann wieder auf anderen Plattformen.